Kerstin Langley
Hellseher-Hinweis: Weiter keine Spur von vermisster Regensburgerin
31. Juli 2024, 13:28 Uhr aktualisiert am 1. August 2024, 5:41 Uhr
56 Jahre alt wäre Kerstin Lee Langley inzwischen. Ob sie noch lebt und wo sie sich in diesem Fall aufhalten könnte, darüber herrscht für die Angehörigen und die Polizei seit 17 Jahren Unwissenheit. 2007 zog die Oberpfälzerin nach Regensburg. Wenig später verschwand sie spurlos. Eine mysteriöse SMS an ihren Sohn zwei Monate später warf Fragen auf. Verschiedene Hinweise blieben ergebnislos. Am Mittwoch durchsuchten Polizeikräfte nun ein Waldstück bei Sinzing. Der Hinweis kam von einem "Seher".
"Ich ,sehe' Frau Langley leider tot, einem Verbrechen zum Opfer gefallen." So hat es Michael Schneider am 18. Juli in einer Mail an die Polizei formuliert. Tags zuvor war der Fall in der Sendung "Aktenzeichen XY" Thema. Ein Polizist nannte Details zu den langjährigen Ermittlungen. Ein Gewaltverbrechen gilt als wahrscheinlich. Ein Unfall wäre möglich. Der Ex-Partner der Vermissten will sie mit einem Deggendorfer Auto wegfahren gesehen haben. Ist Langley also abgehauen?
Schneider sieht darin eine falsche Spur. Einen Unfall schließt der selbsternannte "Seher" auch aus, ebenso einen Suizid. Als er in der ZDF-Sendung erstmals von dem Fall gehört und das Foto der Frau gesehen habe, habe ihm seine "innere Stimme" einen Ort im Paintner Forst in der Gemeinde Sinzing genannt. Die Koordinaten schickte Schneider an die Polizei.
Polizei folgt "Seher": "Das war eine Ausnahme"
Die rückte am Mittwoch mit einigen Dutzend Einsatzkräften aus. Hinweise auf den Verbleib der Vermissten fand man nicht, teilte Michael Zaschka, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, mit. Dass die Polizei Schneiders "vagem Hinweis" überhaupt nachging, erklärt Zaschka so: Man sei in dem Fall nach 17 Jahren an einem Punkt angelangt, in dem unter bestimmten Voraussetzungen auch Hinweisen nachgegangen werde, die nicht "technisch und naturwissenschaftlich" erklärbar seien. Aktiv die Dienste von "Sehern" fordere die Polizei nicht ein. "Das war eine Ausnahme", sagte Zaschka.
Schneider verweist im Gespräch auf zahlreiche Fälle, in denen er schon erfolgreich bei der Suche nach Personen und Tieren geholfen haben will. Seit 2006 bietet er seine Dienste ehrenamtlich an, wie er mehrfach betont. Ihm gehe es auch im Fall Langley nicht um die Belohnung. Die würde er für den Tierschutz spenden. Auch Täter benenne er nie. "Es geht mir um die Opfer." Und darum, den Hinterbliebenen zu helfen. Die würden sich, sagt Schneider, von der Polizei nicht immer gut begleitet sehen.
Dass wie im Paintner Forst die Polizei nichts finde, das könne passieren. "Entweder habe ich dann nicht gut genug gearbeitet", nennt Schneider einen Grund. Vielleicht habe die Polizei die Suche nicht konsequent genug und mit den richtigen Mitteln betrieben, schiebt Schneider hinterher.
Zaschka sagt dazu: "Wenn wir eine grobe Ortsbeschreibung bekommen, dann suchen wir standardmäßig mit einer Polizeikette ab." Sollten sich weitere Hinweise ergeben, würde die Suche intensiviert werden. Im Fall des Paintner Forsts sei Schneiders "innere Stimme" der bislang einzige Hinweis auf dieses Areal. "Wenn wir da alles umbaggern, steht das in keinem Verhältnis", erklärte Zaschka.
Die Polizei werde aber weiter Hinweisen in dem Fall nachgehen, sagte Zaschka. "Wir hoffen immer noch auf eine Lösung." Deshalb sei man über die Sendung "Aktenzeichen XY" an die Öffentlichkeit gegangen. Mit jedem Jahr werde die Aufklärung des Falles aber unwahrscheinlicher. Das Verschwinden bleibt ein Rätsel. In der Sendung hatte der Bruder gesagt: "Ich denke, sie wird nicht mehr leben." Er hatte sie 2007 als vermisst gemeldet.