Tintenwelt
Anne Oy macht Kalligrafie
6. September 2018, 12:01 Uhr aktualisiert am 6. September 2018, 12:01 Uhr
Anne Oy macht leidenschaftlich gerne Kalligrafie. Was sich dahinter verbirgt und was das genau ist, erklärt die 15-Jährige.
Kalligrafie, was ist denn das? Das habe ich mir auch gedacht, als ich das Wort zum ersten Mal gehört habe. Mein Hobby fing damit an, als ich im Herbst 2016 das Buch "Die Kunst des Zeichnens - Kalligrafie Lettering" im Buchladen fand. Da ich gerne schreibe, dachte ich, dass es mir vielleicht gefallen könnte. Ich kaufte die wichtigsten Materialen wie Tinte und ein paar verschiedene Federn. Dazu noch Bleistift, Radiergummi, Lineal und Papier. Mehr braucht man anfangs nicht.
Mein erster Versuch: Kleckse, Striche und Buchstabengewirr
Für die ersten Versuche gibt es verschiedene Übungen, um ein Gefühl für die Federn zu bekommen. Das sind zum Beispiel einzelne Striche, Wellen und die ersten Buchstaben. Nicht wundern, wenn es am Anfang ziemlich krakelig aussieht, so ging es mir auch. Mein erster Versuch endete kläglich mit ziemlich vielen Klecksen, Strichen, Linien und Buchstabengewirr. Aber ich hatte trotzdem Spaß daran und übte fleißig weiter. Der Schriftstil "Foundational" gefiel mir besonders gut, also übte ich die verschiedenen Buchstaben. Damit das nicht zu langweilig wurde, fing ich schon bald mit Zitaten an. Die kurzen Sprüche verband ich mit der Aquarellmalerei. Mit viel Wasser vermischte ich Farben zu einem schönen Farbverlauf, als Ergänzung zu den Schriftzügen.
Im Sommer 2017 traf ich Roland Meier, einen Kalligrafen aus Regensburg, in einem Schreibwarenladen. Er erzählte, dass er demnächst in Regensburg Kalligrafie machen werde. Ich fuhr hin und konnte an diesem Samstagnachmittag viel von ihm lernen. Er beschäftigt sich schon seit 2002 mit der Kalligrafie und zeigte mir den Schriftstil "Anglaise", auch die "Englische Schreibschrift" genannt. Die Technik mit den "Pilot Parallel Pens” konnte ich dort ebenfalls ausprobieren. Das sind Stifte mit Metallplatten an der Spitze, die parallel aufeinanderliegen.
Kalligrafie: die Kunst des Schönschreibens per Hand
Mit den "Pilot Parallel Pens” kann man breite Schriften gestalten oder mit der Kante sehr dünne Linien ziehen. Beim Aneinanderhalten der verschiedenen Parallel Pens, entstehen schöne Farbmischungen. Jetzt nutze ich fast nur noch "Pilot Parallel Pens”, auch ein sogenannter "Aquabrushpen", ein Wassertankpinsel, gehört nun zu meiner Grundausstattung.
Kalligrafie ist Schönschreiben per Hand, man drückt Emotionen und Schönheit durch die Schrift aus. Niemand beherrscht Kalligrafie perfekt. Es gibt so viele Stile und Techniken. Man kann immer noch etwas verbessern und genau das gefällt mir auch so gut daran. Als Anfänger ist Kalligrafie nicht ganz einfach. Zum Einstieg eignet sich da Handlettering. Das ist einfach und ist in Cafés immer öfter auf Tafeln zu sehen. Unter Handlettering versteht man, Schriftzüge zu zeichnen und jeden Buchstaben quasi zu malen. Zum Lettern brauchst du nur einen Fineliner, Bleistifte, Filzstifte und eventuell einen Textmarker mit breiter Spitze. Für Handlettering eignen sich besonders gut die Brushpens, das sind Filzstifte, die eine Spitze wie ein Pinsel besitzen. Mit Finelinern oder Brushpens kann man den Stil "Faux Calligraphy" schreiben, die falsche Kalligrafie. Alle Linien die nach unten gehen, malt man dick, die anderen Linien dünn. So sieht die Schrift aus, als wäre sie mit einer Feder geschrieben, man ahmt also die Kalligrafie nach.
Anne teilt viele ihrer Kunstwerke auf Instagram: @calligraphy_luck
Anleitung: So schreibst du deinen Namen in Schönschrift
Du brauchst:
• Pilot Parallel Pen (ein Fineliner oder Textmarker geht auch)
• Aquarellfarben oder Wasserfarben
• Aquarellpapier
• Pinsel
Faux Calligraphy: Du hast keinen Pilot Parallel Pen? Kein Problem, schreibe einfach mit einem Fineliner oder Textmarker. Zeichne dann alle Linien der Buchstaben, die nach unten gehen, doppelt nach. Fertig ist der "Faux Calligraphy"-Effekt und es sieht so aus, als hättest du es mit einer Feder geschrieben.
Die verschiedenen Federn
Foto: privat
Breitzugfeder (links): Sie besitzt eine breite, leicht abgeschrägte Spitze und ist für viele schöne Schriften geeignet.
Ornamentfeder (mitte): Sie wird auch Pfannenfeder genannt, weil die Spitze einen kleinen Kreis besitzt und pfannenähnlich aussieht. Sie eignet sich gut für Anfänger.
Spitzfeder (rechts): Die bekannteste Feder wird oft im Kunstunterricht verwendet. Wenn du viel Druck auf die Feder ausübst, spreizt sich diese und der Schriftzug wird breit. Verringerst du die Kraft, bekommt die Feder ihre normale Spitze und die Linienstärke wird fein. Sie zu benutzen, ist etwas schwieriger.