Künstler aus Irland
Die Musik von Hozier ist vielschichtig und emotional
12. September 2024, 6:00 Uhr
„Ich möchte mich nicht entscheiden müssen, ein Verkäufer oder ein Soldat zu sein. Lasst mich nur ein bisschen älter aussehen und meine Schritte sicherer wählen.“
Auf Englisch klingt dieser Refrain, den Hozier in seinem aktuellen Lied „Nobody’s Soldier“ anstimmt, natürlich wesentlich besser und zeigt zwei Dinge, die den Musiker und seine Songs ausmachen. Zum einen: Er verleitet sofort zum Mitsingen und Tanzen. Zum anderen: Man kann die Textzeile auf viele Arten interpretieren. Gut, sofern der Musiker selbst nicht genau erklärt, worum es in seinem Song geht.
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Bei „Nobody’s Soldier“ war das Hozier wichtig genug, dass er gegenüber dem „Rolling Stone“ erwähnte, dass sich sein aktuelles Lied ganz expliziert auf den Krieg in Gaza bezieht. Klar, was schreibt man als Musiker sonst nach einer sommerlich-leichten Liebesballade wie „Too Sweet“, dem Vorgängersong?
Der Durchbruch gelang 2014 mit „Take Me to Church“
Andrew Hozier-Byrne, so der bürgerliche Name von Hozier, begleitet die Musik schon sein ganzes Leben lang. Sein Vater war nebenberuflich Jazz- und Blues-Schlagzeuger, seine Mutter arbeitete als Künstlerin. Er selbst fing mit 15 Jahren an, sich das Gitarre spielen beizubringen und Songs zu schreiben. Der Durchbruch gelang ihm 2014 mit dem Song „Take Me to Church“, der schon gut zeigte, wohin Hoziers musikalische Reise gehen sollte.
Denn wie bei den meisten seiner Songs kann man den Text der getragenen Ballade auf unterschiedliche Weise interpretieren – im Grunde ist es aber ein Liebeslied. Dass im Musikvideo dazu zwei Männer in einer Beziehung gezeigt wurden und es explizit um die Verfolgung Homosexueller in Russland ging, gab „Take Me to Church“ noch eine weitere Komponente. Gerne wird Hozier deshalb mit der Musikerin Florence Welch verglichen, die es mit ihrer Band „Florence and the Machine“ auch wie wenig andere versteht, ihre Emotionen in poetischen Texten zu verpacken. Umso größer sind die Hoffnungen der Fans, dass beide Musiker endlich einmal einen Song zusammen aufnehmen.
Mit Gitarre in die Charts? Heute eher selten, Hozier gelingt das
Der Erfolg zeigt, dass Hozier mit seinen vielschichtigen und emotionalen Songs jede Menge Menschen anspricht. Als einer der wenigen Gitarrenmusiker schafft er es noch regelmäßig in die vorderen Plätze der Charts, die schon seit Jahren von Hip-Hop, R’n’B und anderen Stilen dominiert werden, in denen Gitarren eher fehl am Platz sind.
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Im August 2023 kam sein drittes Album „Unreal Unearth“ heraus, gefolgt vom Minialbum „Unheard“, auf dem unter anderem „Too Sweet“ zu finden ist. „Nobody’s Soldier“ dagegen ist ein komplett eigenständiger Song, den Hozier veröffentlichte, um auf die Lage im Gazastreifen aufmerksam zu machen.
Damit ehrt er auch eine seiner großen Inspirationen, die Musikerin Nina Simone, die sagte, dass es die Aufgabe eines jeden Künstlers ist, die Zeit widerzuspiegeln, in der er lebt. Und die ist vielschichtig, genau wie die Musik von Hozier.