400. Ausgabe der Freistunde
Die vielen Wendepunkte auf dem Weg zum ersten Job
17. Mai 2024, 6:00 Uhr
Mut
Mut führt zu Veränderungen. Das kann ich mit Überzeugung sagen. Mut, den Glauben nicht zu verlieren. Mut, die Fahrtrichtung zu wechseln. Mut, einen Sprung ins Ungewisse zu wagen. Gerade eine Zeit bleibt mir da in Erinnerung: das Ende meiner Hochschulzeit. Gehen wir also ein paar Jahre zurück.
Gedankenkarussell
Vermutlich ist es drei Uhr morgens, ich liege im Bett, schlafen kann ich aber nicht. Mein Kopf fühlt sich schwer an – ich drehe ihn zur Seite, in der Hoffnung, das Dröhnen verstummen zu lassen. Doch keine Chance, das Gedankenkarussell dreht sich mit. Ich befinde mich mitten in der Klausurenphase und ich mache mir Gedanken, ob ich es überhaupt zeitlich schaffe, an den sechs Klausuren teilzunehmen.
Oft begegnen uns Hürden, die uns unüberwindbar erscheinen. Situationen, von denen scheinbar die Zukunft abhängt. Immer wieder lassen wir unsere Gedanken darum kreisen. Manchmal ist es gut, sie beiseite zu schieben, Mut und Zuversicht zu haben. So kann ein Wendepunkt entstehen.
Stress
Zurück zu meinen Prüfungen: Um an einer Klausur teilzunehmen, muss man rechtzeitig da sein. Der kleine Umstand: Die Räume für meine Seminare waren quer am Campus verstreut. Wie soll ich innerhalb von einer Minute von einem Ende zum anderen Ende gelangen?
Heute kann ich es verraten: mit unheimlich viel Glück, Hoffnung, Mut und nochmals unheimlich viel Glück. Nach Abgabe der dritten Klausur sprintete ich durch die Flure. Ich schaute nicht einmal mehr auf die Uhrzeit, da ich wusste, dass ich schon im nächsten Hörsaal sitzen musste. Doch hier war er, mein Glücksmoment, mein Wendepunkt: die Vorgruppe hatte ein technisches Problem – ihre Prüfungszeit wurde um dreißig Minuten verlängert. Ich konnte aufatmen, ich hatte es zeitlich geschafft.
Der Wendepunkt war also Glück. Ich hatte gar keinen Einfluss. Wendepunkt bedeutet also auch: Lass den Kopf nicht hängen!
Selbstzweifel
Ich hatte es geschafft: das Studium abgeschlossen, Berufserfahrung gesammelt, Praktika absolviert. Doch dann kam die Bewerbungsphase. Bisher war ich es gewohnt, dass ich mir ein Ziel setze und das auch recht schnell erreiche. Doch gefühlt schrieb ich Hunderte Bewerbungen und führte ebenso viele Gespräche. War ich doch nicht qualifiziert genug? Habe ich mein Können überschätzt? Unzählige Gedanken und Selbstzweifel plagten mich.
In dieser Phase gab es mehrere Wendepunkte: erfolgreiche Bewerbungsgespräche, positives Feedback und die Möglichkeit, den für mich passenden Job zu wählen. Bei Bedenken haben mir Gespräche mit Freunden geholfen, neuen Mut zu fassen. Sich vor Augen zu führen, was bereits bewältigt wurde, macht ebenfalls Mut und stärkt einen.
Zufriedenheit
Heute: Ich öffne die Augen, setze mich auf und strecke meine Arme durch. Leise, manchmal noch ungläubig, flüstere ich: „Guten Morgen, München.“
Es hat tatsächlich geklappt: Ich habe einen Job in München gefunden, der mir die Möglichkeit gibt, mein Wissen und Können anzuwenden. Dazu eine passende Wohnung.
Ein Wendepunkt kann von außen kommen, jedoch liegt es meist an uns, die Chancen wahrzunehmen. Genau dann, wenn es am schwierigsten ist, ist unser Mut gefragt. Ich finde: Herausforderungen können eine positive Wendung sein, wenn wir unsere innere Einstellung dazu ändern.
Dieser Artikel ist Teil der 400. Freistunde-Ausgabe zum Thema „Wendepunkte“.