400. Ausgabe der Freistunde

Ein Schulwechsel war der entscheidende Wendepunkt im Leben unserer Autorin

Alles lief nach Plan, bis die Mitschüler mit dem Mobben beginnen. Unsere Autorin berichtet von ihren Erfahrung mit Anfeindungen und einem neuen Schulumfeld.


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Ich war immer stolz darauf gewesen, Schülerin meiner damaligen Schule zu sein. Die Leute waren nett, ich fühlte mich wohl dort. Das änderte sich, als ich in die neunte Klasse kam. Es fing mit kleinen Sticheleien eines Mitschülers an, bei denen ich mir aber noch nicht so viel dabei dachte. „Mama, meine Mitschüler verhalten sich komisch.“ Als meine Mutter nachfragt, wie ich das meinte, konnte ich keine Antwort darauf geben. Ich beschloss, mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen. Jedoch wurden die Kommentare häufiger und persönlicher. Bald schon ging ich nicht mehr gerne zur Schule und hatte das Gefühl, als könnte ich es nicht.

Ein Elternsprechtag, der alles verändern sollte

Mir wurde schlecht, ich hatte Kopfweh und Bauchschmerzen. Schnell ging es so weit, dass ich kaum noch eine Woche am Stück in der Schule war. Auch privat zog ich mich immer mehr zurück, war nur noch in meinem Zimmer und verkroch mich in die Welt der Bücher. Ich tat alles, um mich nicht mit meinen Gedanken über die Schule befassen zu müssen.

Es wurde immer schlimmer, da auch Drohungen hinzukamen, sodass ich mich teilweise abholen ließ, weil ich es nicht mehr aushielt. Auf die Fragen meiner Eltern, wusste ich keine Antwort. Ich war selbst zu verwirrt und doch bildete sich mit der Zeit ein Wort, das ich mir selbst nicht zugestehen konnte, noch wollte. Mobbing. Als Ende November, genauer am 25. November 2021, Elternsprechtag war, sollte dieser Tag mein Leben verändern. Meine Lehrer hatten sich beschwert, dass sie kaum Noten von mir hatten, also wurde bei mir daheim endlich reiner Tisch gemacht.

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Ich hatte schon immer ein enges Verhältnis zu meinen Eltern, jedoch hatte ich ihnen von den unschönen Details in meinem Schulalltag nicht berichtet. An dem Abend erzählte ich alles. Sofort stand fest, dass es so nicht weitergeht und keine zwei Wochen später war ich auf einer neuen Schule.

Da der Wechsel auf ein anderes Gymnasium wegen meiner Zweigwahl nur mit dem Wiederholen der Jahrgangsstufe möglich gewesen wäre, stand schnell fest, dass ich auf eine Realschule gehen sollte. An meinem ersten Schultag fand ich gleich neue Freunde und gewöhnte mich schnell ein. Es war eine große Umstellung, aber ich tat mich leicht.

Als ich in der Abschlussklasse war, wurde ich mit einer großen Frage konfrontiert: Fachoberschule oder doch lieber eine Ausbildung? Auf dem Gymnasium hatte ich mir nie wirklich um so etwas Gedanken gemacht. Mein Abschluss wäre doch erst in vier Jahren gewesen. Doch nun hatte ich keine Ahnung, was ich danach eigentlich wollte.

Ein mulmiges Gefühl am Anfang, das unbegründet war

Ich wollte nicht mehr in die Schule gehen. Die Angst, dass sich die Erfahrungen aus meiner alten Klasse wiederholen, hatte sich in meinen Kopf gefressen. Allerdings war mein Stolz zu groß, um mir von anderen mein Abitur rauben zu lassen. So wurde mir die Wahl erleichtert, obwohl ich trotzdem mit einem mulmigen Gefühl die FOS betrat.

Die Angst war unbegründet. Ich fand auch dort schnell Freunde und steuere nun auf mein Abitur zu, das ich mir von niemandem mehr nehmen lasse.

Dieser Artikel ist Teil der 400. Freistunde-Ausgabe zum Thema „Wendepunkte“.

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