Ottos Querschuss

Einfache Rechnung, problematische Umsetzung


Ob deutsche Bundesliga, Amateur-Kicks auf Kreisklassenebene oder Kurioses aus dem internationalen Geschäft - in jeder Ausgabe wird ein neues Fußball-Thema beleuchtet. Das macht Volontär Otto Zellmer.

Ob deutsche Bundesliga, Amateur-Kicks auf Kreisklassenebene oder Kurioses aus dem internationalen Geschäft - in jeder Ausgabe wird ein neues Fußball-Thema beleuchtet. Das macht Volontär Otto Zellmer.

Von Redaktion idowa

Manchester City, Chelsea London, Paris St. Germain - alles Vereine, die von einem großen Mäzen oder privaten Investoren gesponsert und finanziell unterstützt werden. Da kommt es schnell mal vor, dass Ablösesummen jenseits der 50-Millionen-Euro-Marke gezahlt werden. Wie viel Schulden die Clubs hingegen gemacht haben, interessierte lange niemanden. Bis vor ein paar Jahren: Im März 2010 führte die UEFA das Financial Fair Play ein. Hintergrund: Aufgrund massiv ansteigender Ablösesummen und Gehälter der Spieler können Vereine ihre Ausgaben nicht mehr durch laufende Einnahmen decken. Darum helfen oft private Investoren, Kredite oder andere Geldgeber nach. Das Financial Fair Play soll das verhindern. Dieses Reglement der Clublizenzierung für die Teilnahme an europäischen Vereinswettbewerben besagt, dass die relevanten Einnahmen der Vereine die Ausgaben mindestens ausgleichen müssen. Ist dem nicht so, kann nur die Differenz durch private Geldgeber oder Investoren - maximal 45 Millionen Euro, der Betrag soll bis 2018 auf null gesenkt sein - beglichen werden.

Kritik von Bayern-Boss an Paris St. Germain

Laut Medienberichten hat die UEFA Mitte April Untersuchungen gegen UEFA-Boss Michel Platini will den Einfluss der Investoren zurückschrauben. Paris St. Germain und Manchester City eingeleitet. Vorwurf: Sie beide sollen gegen das Financial Fair Play verstoßen haben. FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte schon vor Längerem deutliche Kritik am Finanzgebaren des französischen Erstligisten und Tabellenführers geübt: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie im Moment die Statuten des Financial Fair Play erfüllen." Die Franzosen werden jährlich mit 200 Millionen Euro von der Qatar Tourism Authority unterstützt. Damit werden den Stars überdurchschnittlich hohe Gehälter gezahlt und für rund 140 Millionen neue Spieler verpflichtet. Fakt ist: Mit einem Jahresetat von 400 Millionen Euro gehört Paris St. Germain zu den reichsten Vereinen des Erdkreises - doch woher die Summen stammen und auf welche Weise sie verbucht werden, bleibt undurchsichtig. Es besteht nämlich der Verdacht, dass das Sponsoring der Tourismusbehörde systematisch betrieben wird, um das Financial Fair Play zu umgehen. Denn die QTA ist eine staatliche Einrichtung des Emirats Katar - und der formelle Eigentümer von Paris St. Germain, die Qatar Sports Investments, auch. Bedeutet: Es ist dieselbe Rechtsperson und PSG könnte quasi eine Geldplattform katarischer Investoren sein. Schreibt der Verein rote Zahlen, pumpen die Geldgeber hohe Summen nach und gleichen die Passiva aus - so wird das Financial Fair Play unterlaufen.

UEFA prüft dubiosen Deal

Auch wenn sich Clubboss Jean-Claude Blanc gegen diese Vorwürfe wehrt, ist dennoch davon auszugehen, dass die UEFA mit ihrem Chef Michel Platini dieses Geschäft sorgfältig prüft. Unterstützung erhält sie von der EU-Kommission. Die Folgen bei einer Verurteilung von Paris St. Germain könnten drastische Auswüchse haben: von Punktabzügen bis hin zu Aufl aufsperren für Neuzugänge. Von einer Verbannung von einem europäischen Wettbewerb will Platini aber nichts wissen: "Es wird schwer sein, aber es wird keine Ausschlüsse aus europäischen Wettbewerben geben." Erst kürzlich verschickte die UEFA an 20 betroffene Vereine Vergleichsangebote, unter anderem an Paris St. Germain und Manchester City. Die Strafen könnten also gemindert werden, wobei den Franzosen aber auch eine Budgetbeschränkung droht. Ob dann Stars wie Zlatan Ibrahimovic, der rund 14 Millionen Euro jährlich verdient (man beachte zudem den hohen Reichensteuersatz in Frankreich), gehalten werden können, ist fraglich. Auf jeden Fall steht fest, dass das Financial Fair Play noch weiter beschäftigen wird - und zwar nicht nur Paris St. Germain.