Weigendorf und Labertalfestival
Festivals kommen und gehen - Weigendorf hält dagegen
2. August 2018, 13:12 Uhr aktualisiert am 28. März 2023, 15:31 Uhr
Während viele Festivals kommen und gehen, gibt es Weigendorf und das Labertalfestival in Schierling schon mehrere Jahrzehnte. Beide feiern dieses Jahr Jubiläum. Wir wollten von den Veranstaltern wissen, was ihr Erfolgsrezept ist.
Utopia (Moosburg), Pfingst Open Air (Salching), Unta de Bam (Landkreis Landshut): Diese Festivals wird man dieses Jahr im Open-Air-Kalender der Region vergeblich suchen. Während beim Pfingst Open Air bereits feststeht, dass nach 16 Jahren alles vorbei ist, ist die Zukunft der anderen beiden noch ungewiss. Gleichzeitig etablieren sich anderswo neue Festivals wie zum Beispiel das Brass Wiesn Festival (seit 2014) in Eching bei München. Die Festivalszene ist in einem stetigen Wandel. Dass immer wieder Veranstaltungen kommen und gehen, muss gar nichts mit mangelnden Besucherzahlen zu tun haben. Vielmehr ändert sich zum Beispiel die Lebenssituation der Veranstalter (wie im Fall des Pfingst Open Airs) oder die Organisatoren machen eine Pause.
Kein Ende bei Weigendorf und Labertalfestival in Sicht
Manche Festivals jedoch gibt es schon eine halbe Ewigkeit. Zum Beispiel das Weigendorf Open Air im Landkreis Dingolfing-Landau oder das Labertalfestival in Schierling im Landkreis Regensburg. Beide gehören zu den Konstanten im Festivalkalender der Region und feiern in diesem Jahr sogar Jubiläum: Das Labertalfestival findet am 3. und 4. August zum 30. Mal statt, Weigendorf war am vergangenen Wochenende schon zum 40. Mal. Ein Ende ist nicht in Sicht. Für Christian Selmannsberger vom Verein IBV ("I bin von Weigendorf") hat der Erfolg des Weigendorf Open Air unter anderem mit dem familiären Flair zu tun. Der Verein hält zusammen und organisiert so Jahr für Jahr das Festival. Die Last verteilt sich damit auf rund 200 Schultern. Der harte Kern, die Vorstandschaft, besteht aus etwa 15 Leuten. Neben den Mitgliedern helfen das ganze Dorf und sogar Vereine aus den Nachbarorten mit. Rund 5 000 Musikfans pilgern jährlich zu dem kleinen Ort Weigendorf.
Alles läuft aus dem Ruder: Neuanfang nach dem Chaos
Während andere Festivals oft schnell gewachsen sind, habe man sich in Weigendorf eher langsam und stetig entwickelt, findet Christian Selmannsberger. Angefangen hat alles 1974 mit einer Jugendinitiative und einem Sonnwendfeuerfest. 1979 gab es zum ersten Mal ein Open Air. 500 Gäste kamen zu den ersten Veranstaltungen. Da sei noch nicht absehbar gewesen, dass in dem Ort einmal "Guano Apes" (2018), "Jennifer Rostock" (2013), "JBO" (2012) oder "Bananafishbones" (2004) auftreten würden. Dabei war auch das Fortbestehen von Weigendorf schon einmal auf der Kippe. 1997 hat es das Festival derart verregnet, dass die Wiese im Freibad, wo es damals noch stattfand, komplett kaputt war. "Das gab ein saftiges Minus", erinnert sich Christian Selmannsberger. Der Verein und damit das Open Air standen kurz vor dem Aus. Nur durch eine Einmalzahlung der Mitglieder konnte beides gerettet werden. Eine weitere Krise gab es vor etwa sieben Jahren. Nachdem 2011 und 2012 so viele Besucher kamen wie nie, lief auf dem Gelände einiges aus dem Ruder. Danach wurde das Konzept umgeworfen und Notstromaggregate und Bauwagen verboten. "Die Gäste kamen dann wieder zur Bühne und verbrachten nicht die ganze Zeit auf dem Campingplatz. Seitdem ist das Festival wieder gemütlicher", sagt Christian Selmannsberger.
Erfolgsrezept: Viele Helfer, engagierte Neulinge
Das Labertalfestival wird ebenfalls von einem Verein veranstaltet, der "Rockbühne Schierling". Zwischen 3 000 und 4 000 Besucher kommen jährlich zum Open Air. Auch in Schierling gab es schon schwierige Zeiten. In den Neunziger-Jahren habe der Bürgermeister versucht, das Festival vom Gelände zu vertreiben, erzählt Mitorganisator Oliver Rösch. "Er wollte uns einfach nicht mehr da haben." Es kam sogar zu einer Gerichtsverhandlung. Das Ergebnis: Das Festival durfte bleiben. "Ich glaube, es waren unter anderem solche Widerstände, die uns zusammengeschweißt haben", sagt Oliver Rösch. Der harte Kern der Mitglieder besteht aus 30 bis 50 Leuten. Daneben gibt es viele Helfer. Der Verein kümmert sich auch um den Nachwuchs. Inzwischen sei die dritte Generation mit an Bord, sagt Oliver Rösch. "Wir haben die Jungen mit eingebunden und neue Ideen nicht gleich blockiert." Auch sei es die Auswahl der Bands, die seiner Meinung nach nicht bloß nach Anziehungskraft ausgesucht werden, die das Festival so erfolgreich macht. "Wir hatten schon etliche Bands, die danach erst groß geworden sind", erinnert er sich. Der Mitorganisator würde nicht von einem Festival-Sterben sprechen. Es gebe auch immer wieder neue. Deshalb sei er gespannt, wo sich die Szene hinentwickelt.