Freischreiben
Gedicht, Gedanken, Interview: Alles zum Thema „Liebe“
9. Februar 2018, 15:14 Uhr aktualisiert am 9. Februar 2018, 15:14 Uhr
Freiraum - das Sprachrohr von Freischreiben. Neuanfänge, Freundschaft, Liebe, Politik, Umwelt und vieles mehr - Ausgewählte Freischreiben-Autoren schreiben am ersten Freitag im Monat zu einem vorgegebenen Thema.
Unter dem Titel "Freiraum" können sie sagen, was sie denken. Dabei sind ihnen keine Grenzen gesetzt: Ob sie sich mit einem Kommentar, einem Gedicht, einer Geschichte oder einem Interview daran beteiligen, ist ganz ihnen überlassen. In diesem Monat geht's um Liebe. Was ist eigentlich Liebe? Welche Formen kann sie annehmen? Fragen über Fragen über die schönste Sache der Welt - Freischreiben-Autoren suchen eine Antwort.
Selbst sagen, was man denkt
Du schreibst selbst gerne, willst Gehör finden und damit sogar etwas zu deinem Taschengeld dazuverdienen? Dann melde dich bei uns! Wir suchen immer motivierte Freischreiben-Autoren im Alter von 12 bis 27 Jahren. Dabei ist ganz egal, über welche Themen du schreiben willst. Hauptsache: Sie richten sich an junge Leser.
Wenn du dabei sein willst, schicke eine E-Mail an Freistunde-Redakteur David Voltz. Er betreut die Seite. Du erreichst ihn unter voltz.d@straubinger-tagblatt.de. Einfach sich selbst kurz in der E-Mail vorstellen, wenn vorhanden ein paar Schreibproben anhängen und gerne gleich auch ein paar Themenideen liefern. Vielleicht liest du dich dann bald in der Freistunde.
Liebe... Gedanken von Annalena Leitermann (17)
Man weiß nicht so genau, was dieser Begriff über das Höchste der menschlichen Gefühle aussagt. Keiner kann auf Anhieb klar formulieren, für was dieses Wort steht. Dadurch kann gedeutet werden, dass dies universell gilt, es verbindet Menschen verschiedener Herkünfte, Ethnien und Sprachen. Die Liebe ist von ihrer Komplexität her unbestritten, manche meinen sogar sie ist von Gott gegeben. Wer weiß? Doch klar ist, wie sie auch Religionen untereinander agieren lässt, dem Einzelnen Schmetterlinge im Bauch verleiht und ihn durch eine rosarote Brille auf Wolke sieben schweben lässt. Kribbelige Emotionen im Frühling, hitzige Schwärmereien im Sommer, gefolgt vom aufbrausenden Gefühlsstrudel im Herbst und der lodernden Romantik im kalten Winter: Es gibt viele Ausdrücke, wie Amor süße Liebesbotschaften in Form von Pfeil und Bogen verteilt. Zwei verschmelzende Herzen sind die Grundlage jedes wunderbaren Glücks, das eine gute Beziehung ausmacht. Die Klimax ist die wahre Erfüllung des Lebensglücks jedes Individuums, sie macht wortwörtlich blind und lässt einsame, pochende Herzen höher schlagen, als jemals zuvor. Schon seit der Antike ist die Liebe das größte Gut, denn schon der Schwan mit seiner prächtigen, opulenten Gestalt steht seit jeher als Zeichen für die unantastbare Liebe, die bis an das Lebensende währt...
What if...? Ein Gedicht von Elisa Merkl (20)
Was wäre, wenn. Stell dir vor, du reist und entdeckst die Welt. Stell dir vor, du bist alleine in einer neuen Umgebung und es gefällt dir dort. Stell dir vor, du lernst einfach so - aus dem Nichts - jemanden kennen. Stell dir vor, ihr klettert am Abend - mit einem Thermoskanne in der Tasche - einen kleinen Berg einer Sehenswürdigkeit hoch. Oben angekommen setzt ihr euch, beobachtet gemeinsam, wie es dämmert, mehr und mehr die Lichter der Nacht erstrahlen und ihr heißen Kaffee trinkt. Was wäre, wenn ihr dann auch noch über Filme, Ansätze und Theorien über das Leben philosophiert? Was wäre, wenn es nicht nur bei einem Treffen bleibt?
Was wäre, wenn ihr euch immer besser versteht und immer öfter seht?
Was wäre, wenn ihr beide sogar die Schokolade teilt?
Was wäre, wenn dann plötzlich deine Seifenblase zerplatzt.
Wenn du plötzlich wieder in deine Realität zurückkommst,
und ihr euch nicht mehr so schnell und so oft sehen könnt.
Ihr nicht mehr so einfach Berge zusammen erklimmen könnt,
um die Lichter der Stadt bewundern zu können.
Was würdest du machen, wann du gefragt worden würdest,
ob du zurückkommen willst?
Würdest du einfach so dein jetziges Leben aufgeben?
Würdest du dich einfach so aus deinem Umkreis,
von Freunden und von Familie verabschieden
und zurück in deine Seifenblase springen,
obwohl du in deiner jetzigen Realität das machen könntest,
was du schon immer machen wolltest?
Würdest du einfach so eine so große Veränderung
in Anspruch nehmen und alles andere aufgeben,
obwohl du dir noch nicht mal zu einhundert Prozent sicher bist,
was auf dich zukommen würde?
Ein Herz für Afrika: Ines Kiefl (19) über ihre beste Freundin Alicia Dachs
Liebe? Zu diesem Thema kam Autorin Ines Kiefl (19) ihre beste Freundin Alicia Dachs aus Grafenwiesen im Landkreis Cham in den Sinn. Sie wagte nach dem Abitur eine dreiwöchige Reise nach Kenia, bei der sie behinderten und verstoßenen Kindern zeigt, wie sich Liebe anfühlt. Im Interview erzählt sie, was sie dabei alles erlebt hat.
Wie war dein erster Eindruck direkt bei der Ankunft?
Ich wurde sehr herzlich begrüßt und von den Brüdern der Mission empfangen. Am nächsten Tag lernte ich Jaylet kennen, die mir während meiner Zeit in Kenia ihre Heimat zeigte und mich begleitete. Wir haben uns gut verstanden und ich war froh, sie zu haben.
Wo hast du dich während deines Aufenthalts überall engagiert?
Ich war in einer Schule und in einem Waisenhaus aktiv. Im Waisenhaus waren ungefähr 30 Kinder, davon waren die meisten schwerbehindert, saßen im Rollstuhl - wenn man das Gestell überhaupt so nennen kann -, hatten Epilepsie und ein Junge kratzte sich die eigenen Augen aus. Manche wurden auch von den Eltern verstoßen und würden ohne das Waisenhaus in den Slums verhungern.
Was waren deine Aufgaben im Waisenhaus?
Eigentlich hilft jeder jedem, was mich sehr beeindruckt hat. Dort ist es selbstverständlich, dass sogar sechsjährige Kinder dazuhelfen, bei allem, was gerade anfällt. Mir fiel es am Anfang sehr schwer und ich hatte erstmal Berührungsängste, auch weil ich nicht wusste, wie die Kinder auf mich als "Weiße", wie sie mich immer nannten, reagieren würden und dieses herrschende Elend machte mich schon ab und zu emotional. Erst ekelte es mich sogar vor den Kindern, wenn man sie spucken und bluten sah, was wahrscheinlich auch normal ist als erste Reaktion. Nach der ersten Eingewöhnungsphase war das aber überhaupt kein Problem mehr für mich. Ich habe zum Beispiel die Wunden der Kinder verbunden und mir gar nichts mehr dabei gedacht.
Was war dein persönliches Highlight mit den Kindern?
Als ein Kind Geburtstag hatte und alle mitfeierten und gemeinsam Lieder gesungen und Kuchen gegessen haben, war ein besonderes Ereignis für mich. Und auch als ich den Kindern Malblöcke und Luftballons mitgebracht habe, konnten sie sich einen halben Tag damit beschäftigen. In Deutschland würde ein Luftballon bestimmt nicht für so große Freude und Aufregung sorgen. Diese ständige Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird, war eigentlich das Beste an der ganzen Reise.
Wie traurig war der Abschied?
Ich habe den Kindern einen Zitronenkuchen gebacken und die Freude war riesig. Ich habe dann natürlich geweint, weil mir alle sehr ans Herz gewachsen sind. Aber ich bekomme trotzdem noch ab und zu Bilder geschickt und weiß, wie es ihnen geht.