Literatur

Interview mit Nina Blazon


Autorin Nina Blazon. (Foto: Foto Privat)

Autorin Nina Blazon. (Foto: Foto Privat)


Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Wendigo auf New York loszulassen? Können Sie den Lesern vielleicht auch generell ein wenig darüber verraten, wie Sie auf die Geschichten in ihren Romanen kommen? Lässt man eine magische Fantasy-Handlung in den USA spielen und sucht nach passenden Mythen dieses Kontinents, stößt man fast zwangsläufig auf die Mythenwelt der Ureinwohner. Es lag nahe - und einige andere Autoren haben diese Verbindung auch schon geknüpft. Mehr Tüftelarbeit war es, die Geschichte New Yorks für dieses Buch mit einem ganz neuen Dreh zu erzählen und die Zeit, als "Mannahatta" noch eine unbewohnte Insel war, mit einem Twist zu versehen, der die Leser hoffentlich verblüffen wird. Zu den Geschichten, die ich für meine Romane verwende, komme ich hauptsächlich über das Lesen - in diesem Fall war zum Beispiel das Sachbuch "Die Welt ohne uns" von Alan Weisman eine große Inspiration. Ich liebe aber auch Märchen und Sagen - überhaupt jede Form von Mythologie verschiedener Kulturen. Deshalb reise ich auch gerne und halte mich sehr oft in Museen auf.

Wendigos und Traumfänger stammen aus der Mythologie der Indianer, von der Europäer in der Regel wenig bis gar nichts wissen. Wie schwierig hat sich die Recherche über diese Themen gestaltet? Wissen Sie schon, ob Sie vielleicht in einem späteren Buch in die Mythenwelt der Indianer zurückkehren werden? Nein, vermutlich nicht, ich bin dann doch eher den slawischen und griechischen Mythen verbunden, aber es war ein sehr interessanter Ausflug zu ganz neuen Ufern und Kontinenten. Die Recherche auf diesem Gebiet gestaltete sich nicht besonders schwierig, das es ja viel Material dazu gibt - ich musste mich nur mit einem Bücherstapel hinsetzen und lesen, lesen, lesen.

Was reizt Sie daran, für ein junges Publikum zu schreiben? Sind junge Leser anspruchsvoller als ältere? Es reizt mich vor allem, jugendliche Protagonisten auf die Reise zu schicken. Als Figuren bieten Jugendliche spannende Möglichkeiten, sie erleben vieles zum ersten Mal, sie dürfen impulsiv und leidenschaftlich, idealistisch und draufgängerisch sein, ohne dadurch seltsam zu wirken. Bei einer Figur, die vierzig Jahre alt ist, würde ein solches Verhalten in derselben Situation oft nicht sehr authentisch wirken. Ob junge Leser anspruchsvoller sind? Ich kann es pauschal natürlich schlecht sagen, aber ich denke schon, dass jüngere Leser oft schneller entscheiden, ob ein Buch sie packt, und auch rasch und pointiert mit "super" oder "große Enttäuschung" urteilen. Umso größer ist da natürlich die Herausforderung, eine Geschichte zu so schreiben, dass die Leser sich davon mitreißen lassen und das Buch nicht zur Seite legen.

Der Hauptcharakter in "Zweilicht" Jay ist auf den ersten Blick ein relativ normaler Teenager, der sich mit neuen Freunden, Facebook und dem Verliebsein herumschlagen muss. Ist es schwierig, sich in die Lebenswelt der heutigen Jugendlichen hineinzuversetzen? Wie recherchiert man dieses Thema? Zum einen erinnert sich jeder Mensch gut an seine eigene Teenagerzeit. Erwachsene Autoren sind da keine Ausnahme - und ich stelle immer wieder fest, dass sich zwar das Umfeld verändert hat (vor allem die Kommunikationsmöglichkeiten), die Grunderfahrungen, "Feuerproben" und Ängste dieses Lebensabschnitts sind aber gleich geblieben. Zum anderen habe ich natürlich auch immer Testleser und Gesprächspartner im passenden Alter.