Berufsportrait

Strahlende Aussichten: Elena und Verena arbeiten als zahnmedizinische Fachangestellte


Vorsichtig setzt Verena Decker ihrer Patientin den Draht für die Zahnspange ein.

Vorsichtig setzt Verena Decker ihrer Patientin den Draht für die Zahnspange ein.

In ihrem Beruf verhelfen Elena und Verena Menschen zu einem schönen Lächeln. Auf dem Weg dorthin kommt es auch mal vor, dass ein Patient Angst bekommt, wenn er auf dem Arztstuhl sitzt. Doch die beiden zahnmedizinischen Fachangestellten wissen, was es dann braucht: viel Geduld.

Montagmorgen, Mund auf: Elena Roeder ist heute für die Diagnostik eingeteilt. Die 18-Jährige macht eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten bei der kieferorthopädischen Praxis Kiefl in Straubing. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr. Heute muss sie vom Gebiss einer jungen Patientin einen Abdruck anfertigen. Das macht sie mit einer pinkfarbenen Masse. "Die schmeckt nach Himbeere", erklärt Elena dem Mädchen auf dem Arztstuhl beruhigend. Sie scheint sehr nervös zu sein und nickt nur aufgeregt als Antwort.

Nebenan setzt Verena Decker einer Patientin gerade eine Zahnspange ein. Es ist nicht das erste Mal, dass sie das macht. "Am Anfang war diese Arbeit noch sehr komisch für mich. Ich war nervös, aber froh, dass jemand zugeschaut hat, ob ich auch alles richtig mache", erinnert sich die 17-Jährige. Bei Elena war es ähnlich: "Ich habe damals sehr gezittert."

Üben mit Seppl

Geübt wird das Einsetzen einer Spange am Anfang der Ausbildung nicht direkt am Patienten. In der Praxis gibt es einen Silikonkopf mit Zähnen, an denen die angehenden zahnmedizinischen Fachangestellten sich ausprobieren können. "Seppel nennen wir ihn", sagt Verena lachend.

Geschafft: Elena entnimmt dem Mädchen gerade den zweiten Abdruck. Anschließend darf die Patientin sich den Mund ausspülen. Ein Kieferorthopäde schaut sich die fertigen Abdrücke an und segnet sie ab. "Das war doch gar nicht so schlimm", sagt Elena und klopft ihrer tapferen Patientin auf die Schulter. Sie darf jetzt nach Hause gehen, während Elena den Arbeitsplatz aufräumt und reinigt.

Fotos schießen

Die 18-Jährige hat durch ein Praktikum den Beruf der zahnmedizinischen Fachangestellten entdeckt. "Ich selbst war hier in der Praxis Patientin und hatte eine Spange. Damals kam auch der Schulabschluss immer näher, also wollte ich mal in die Arbeit hier hereinschnuppern", blickt Elena zurück. Ähnlich ging es auch Verena. Auch sie war Patientin. "Nach mehreren Praktika habe ich mich beworben", fügt sie hinzu.

Die beiden jungen Frauen befinden sich im zweiten Lehrjahr. "Sie lernen in ihrer Ausbildung alles nach einem Testatheft", erklärt Dr. Matthias Kiefl, der zusammen mit seiner Frau Dr. Eva-Maria Christ-Kiefl die Praxis leitet. Das Testatheft gibt Richtlinien vor, wann die Mädels in ihrer Ausbildung welche Aufgaben übernehmen können. "Abdrücke machen, Fotos der Zähne unserer Patienten schießen, Instrumente reinigen, Zahnspangen einsetzen oder bei Problemen mit der Zahnspange helfen - das und vieles mehr müssen die Azubis nacheinander lernen", zählt der Kieferorthopäde auf. Auch ins Labor der Praxis werfen die zahntechnischen Fachangestellten einen Blick.

Einmal in der Woche haben Elena und Verena außerdem Berufsschule. Dort lernen sie, wie sie den Praxisbetrieb, Termine und interne Abläufe planen. Auch zur Arbeit an den Zähnen der Patienten gibt es ein Unterrichtsfach. "Leider dreht sich da fast alles um die Arbeit beim Zahnarzt, weniger um die beim Kieferorthopäden", bedauert Elena.

Zurück zu Verenas Patientin: Ein paar letzte Handgriffe fehlen, bis die 17-Jährige fertig ist. Ein Kieferorthopäde wirft einen Blick auf die feste Spange. "Sticht oder stört irgendwas in deinem Mund?", hakt er nach. Die Patientin schüttelt zufrieden und erleichtert den Kopf. Verena zeigt ihr noch, wie sie die Gummis in ihre Zahnspange hängen muss, dann darf das Mädchen nach Hause gehen.

Perfekte Zähne - eine Voraussetzung?

Wer sich für den Beruf zahnmedizinischer Fachangestellter interessiert, fragt sich sicher: Müssen meine Zähne perfekt sein, damit ich die Ausbildung bekomme? "Gepflegte Zähne sollten Bewerber haben", sagt Kieferorthopäde Dr. Matthias Kiefl. Dagegen sei es aber nicht Pflicht, dass alle Zähne bereits richtig gerade stehen, betont der Arzt. Im Gegenteil: Wer noch keine Spange hatte, bekommt dann eine. "Dadurch können sich die Azubis auch viel besser in den Patienten einfühlen, weil sie wissen, wie es ist, eine Zahnspange zu haben."

"Anfangs war es befremdlich": Elena und Verena über das Gefühl, in Mündern anderer zu arbeiten

Viele Aufgaben zahnmedizinischer Fachangestellter spielen sich im Mund der Patienten ab. Dass das in Ausnahmefällen auch mal ekelig sein kann, wissen Elena und Verena. Wie sie damit umgehen, erzählen sie im Interview.

Ihr habt nur Kolleginnen. Wünscht ihr euch manchmal Jungs?

Elena: Wir haben uns daran gewöhnt. Jungs sind in unserem Beruf sehr selten. An unserer Berufsschule gibt es einen im ersten Ausbildungsjahr.
Verena: Ich glaube, Jungs haben nicht so viel Feingefühl wie Mädels. Deshalb hätten sie in unserem Job vielleicht Probleme. Aber ich denke, wer zahnmedizinischer Fachangestellter werden will, sollte es einfach ausprobieren.

Könnt ihr euch bei Zahnproblemen selbst helfen?

Elena: Wir können vielleicht eine Art Diagnose stellen, müssen aber trotzdem zum Zahnarzt.
Verena: Aber einen Vorteil hat unser Job in diesem Punkt schon. Wenn wir irgendwelche Probleme haben, dann kann auch mal jemand hier in der Praxis kurz drauf schauen.

Wie putzt ihr eure Zähne?

Elena: Dadurch, dass sie unser Aushängeschild sind, achten wir natürlich stark auf die Zahnpflege. Ich selbst habe sogar einen regelrechten Putzfimmel. Ich könnte meine Zähne fast immer putzen, weil mir der Geschmack von Minze am liebsten ist. Aber ich reinige sie morgens und abends.
Verena: Genau, ich pflege sie auch zwei Mal am Tag. Und wir beide greifen neben Zahnbürste und Zahnpasta auch zu Zahnseide und Mundspülung.

Ihr seht an einem Arbeitstag viele Münder von innen. Wie fühlt sich das an?

Elena: Anfangs war das sehr befremdlich, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Leider gibt es manchmal auch Patienten, die nicht so sehr auf ihre Mundhygiene achten. Das kommt aber eher selten vor. Dann hilft es, sich den Mundschutz tiefer ins Gesicht zu ziehen.
Verena: Und wir sind da auch ehrlich und weisen die Person höflich darauf hin. Wir zeigen ihr dann auch, wie sie besser ihre Zähne pflegen kann.

Kurz und knapp: Steckbrief zum Beruf

Berufsbezeichnung: Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r

Ausbildungsart: Duale Ausbildung in drei Jahren

Schulabschluss: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Azubis mit mittlerer Reife ein.

Mögliche Beschäftigungsbetriebe: in Zahnarztpraxen in kieferorthopädischen, oral- und kieferchirurgischen Praxen in Zahnkliniken in Hochschulinstituten für Zahn, Mund- und Kieferheilkund

Anforderungen: Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, handwerkliches Geschick, Verschwiegenheit, kein Problem mit engem Körperkontakt mit Menschen, Höflichkeit und Freundlichkeit

Verdienst:
1. Ausbildungsjahr: 710 Euro
2. Ausbildungsjahr: 750 Euro
3. Ausbildungsjahr: 800 Euro

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

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Elena (links) und Verena sind im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten.

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Beim Anfertigen der Abdrücke brauchen zahnmedizinische Fachangestellte viel Geduld.

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Arbeitsplätze für Behandlungen vorbereiten und danach aufräumen - das ist eine von vielen Aufgaben, die zahnmedizinische Fachangestellte wie Elena in der Praxis übernehmen.

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Die Azubis üben das Einsetzen von Zahnspangen an einem Silikonkopf mit Zähnen.