Terror in Frankreich
"Tribute von Panem"-Premiere in den USA wird nach Anschlägen kleiner
16. November 2015, 16:01 Uhr aktualisiert am 16. November 2015, 16:01 Uhr
Die Terroranschläge von Paris sorgen auch bei Künstlern für Entsetzen. Die Filmbranche verzichtet mancherorts auf Glamour. Popstar Madonna mahnt, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Nach den Terroranschlägen von Paris will sich die Filmbranche in den nächsten Tagen mit glamourösen Festen zurückhalten. So wird die Premiere des letzten "Tribute von Panem"-Films in Los Angeles in kleinerem Rahmen gefeiert als geplant. "Aus Respekt um die Ereignisse von Paris haben wir beschlossen, den roten Teppich zu verkleinern", teilte das Filmstudio Lionsgate mehreren US-Medien mit. Es werde keine Interviews am roten Teppich geben. Im Übrigen sollte die Gala am Montagabend aber wie geplant stattfinden. "Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2" läuft am Donnerstag in den deutschen und am Freitag in den US-Kinos an.
Auch für andere Filme sind die Marketingaktivitäten heruntergefahren worden. So wurde die für Montag in Paris geplante Premiere des Films "Jane Got a Gun" mit Natalie Portman ebenso gestrichen wie Interviews dazu. Die Pariser Premierefeier von Steven Spielbergs Werk "Bridge of Spies", die für Sonntag geplant war, entfällt.
Der Thriller "Made in France" kommt nach den Terroranschlägen vorerst nicht in die französischen Kinos. Der für diesen Mittwoch geplante Start sei verschoben worden, hieß es auf der Webseite des Filmverleihs Pretty Pictures. Der Film des französischen Regisseurs Nicolas Boukhrief (52) handelt laut "Hollywood Reporter" von einem muslimischen Journalisten, der sich Zugang zu einer islamistischen Terrorzelle verschafft, um Informationen über einen geplanten Terroranschlag in Paris herauszufinden. Der Thriller sollte ursprünglich bereits am Jahresanfang herauskommen. Nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar war der Start bereits einmal verschoben worden.
US-Popstar Madonna rief dazu auf, sich nicht von Terroranschlägen und Drohungen zum Schweigen bringen zu lassen. Ihr Auftritt in Stockholm am Wochenende sei schwierig gewesen, "aber in der Arena war so viel Liebe, dass ich das Gefühl hatte, wir haben Dunkelheit in Licht verwandelt", schrieb sie auf Facebook. "Und das ist unsere Aufgabe als menschliche Wesen!", fügte die 57-Jährige hinzu. Bei dem Konzert in der schwedischen Hauptstadt hatte sie am Samstagabend eine emotionale Rede gehalten.
"Nicht nachgeben"
Ihre Show drehe sich darum, das Leben zu feiern, für die eigenen Rechte aufzustehen und für das zu kämpfen, woran man glaube: "Diese Leute (die Terroristen) wollen uns den Mund verbieten. Sie wollen uns zum Schweigen bringen. Und wir werden sie nicht lassen", hatte sie unter dem Jubel Tausender Fans gesagt.
Madonna gab zu, kurz überlegt zu haben, ob sie die Show absagen sollte. "Dann dachte ich mir aber: Warum sollte ich ihnen nachgeben, warum sollte ich ihnen erlauben, mich und uns davon abzuhalten, Freiheit zu genießen?" Paris steht am 9. und 10. Dezember auf Madonnas Tourplan.
Bei dem Anschlag auf den Pariser Musikclub "Bataclan" ist auch ein Crewmitglied der US-Rockband "Eagles of Death Metal" ums Leben gekommen. Es handle sich einen Mitarbeiter im Merchandising der Gruppe. "Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Freunden", hieß es auf der Facebook-Seite des Musiklabels Ipecac Recordings.
Der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu ("Die Wissenden"), Träger des diesjährigen Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, stellte den Begriff "Krieg" im Zusammenhang mit den Anschlägen der Terrororganisation Islamischer Staat infrage. Bei Facebook schrieb er: "Ich gestehe, dass ich nicht verstehe, was passiert. Niemand redet offen. Wie zum Teufel kann man von einem Krieg sprechen, noch dazu von einem Weltkrieg, bevor man den Gegner definiert hat?" Mehrere Politiker hatten nach den Anschlägen in Paris von Krieg gesprochen, auch der Begriff Weltkrieg kam in die Debatte.