Coden mitten im Krieg

Ukrainisches Entwicklerstudio arbeitet an „Level Zero: Extraction“

Das ukrainische Studio DogHowl Games entwickelt ein Spiel, in dem Aliens bekämpft werden. Wie die Arbeit dem Team hilft, den Alltag zu bewältigen.


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Ein Game entwickeln, während die Heimat angegriffen wird: Das Foto links zeigt ein Gebäude in Kiew, das bei einem russischen Angriff schwer beschädigt wurde. In den Paketen rechts befinden sich Generatoren, damit die Entwickler auch bei Stromausfall arbeiten können.

Eine feindliche Umgebung, konkurrierende Söldner und fiese Aliens, die in den Schatten lauern: Die Hintergrundstory von „Level Zero: Extraction“ klingt unheimlich. Sie ist nichts für zartbesaitete Gemüter, denn in dem Multiplayer können die Spieler nicht nur die Rolle der Söldner übernehmen, die um Ressourcen kämpfen, sondern auch die der Aliens. Ein bisschen erinnert das Game an den Klassiker „Aliens vs. Predator“.

Dieses Prinzip verbindet „Level Zero: Extraction“ mit sogenanntem Extraction-Gameplay. Darin müssen die Spieler Ressourcen abbauen und diese zu einem bestimmten Ort bringen. Für jeden, der das Spiel zockt, gibt es also einen doppelten Adrenalinschub. Zum einen sind da die Konkurrenten und Aliens, die auf die Charaktere lauern und sie dazu zwingen, vorsichtig und schnell zu sein. Zum anderen muss man Ressourcen abbauen – je mehr, desto mehr Punkte gibt es am Ende.

Eine entscheidende Rolle spielt Licht. Denn die Aliens, die die Söldnergruppen angreifen, sind die Dunkelheit gewöhnt und normale Waffen verletzen sie nur schwer. Erst, wenn die Spieler der Söldner sie im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht rücken, können sie sie verletzen.

Die schlechtmöglichsten Arbeitsbedingungen

Nach einer ersten geschlossenen Betaphase fällt das Fazit vieler Spieler zu „Level Zero: Extraction“ positiv aus – vor allem, wenn man bedenkt, dass das Team hinter dem Spiel ein Indiestudio ist. Noch dazu eines, das gerade unter widrigsten Bedingungen an dem Spiel arbeitet. Denn DogHowl Games, so der Name des Studios, hat seinen Sitz in der Ukraine.

Viele Mitglieder sitzen in Kiew, Dnipro und Charkiw. Städte, auf die regelmäßig Raketen geschossen werden. „Die Arbeit ist richtig, richtig hart für uns“, sagt Mykhailo Moisiienko, Producer von „Level Zero: Extraction“. Umso beeindruckender ist für ihn das Durchhaltevermögen der Entwickler. „Jeder ist müde, oft fangen wir mit der Arbeit nach vielen Nächten ohne Schlaf an. Trotzdem macht das Team weiter und die Arbeit am Spiel verläuft großartig.“

Der Trailer zum Spiel:

Video zum Thema:

Um die Spieleentwicklung aufrecht zu erhalten, arbeitet das komplette Team remote, jeder kann seinen Teil der Arbeit dann machen, wenn er sich sicher und dazu in der Lage fühlt. „Wenn jemand übermüdet ist, weil sein Stadtteil die Nacht über mit Raketen beschossen wurde, können wir den Arbeitstag entsprechend anpassen“, sagt Mykhailo Moisiienko. Fällt der Strom aus, gibt es Generatoren, die das Studio für die Entwickler gekauft hat und die sie zum Arbeiten nutzen können.

Das Gruselspiel als Alltagsbewältigung

Trotz, oder gerade weil der Krieg um DogHowl Games tobt, hat sich das Studio dazu entschlossen, mit der Entwicklung von „Level Zero: Extraction“ weiterzumachen. Aufs Spiel ausgewirkt hätten sich die Erfahrungen nicht. Alex Pimenov, der das Unternehmen mitgegründet hat, meint in einem Interview: „Es ergibt auch keinen Sinn, das Leben im Pausemodus zu halten. Unser Team besteht aus guten Leuten, die ein Ziel haben: unser Spiel fertigzustellen.“

Wohlgemerkt, einen Ego-Shooter, in dem die Spieler mit Waffen hantieren – und das mitten im Krieg. Statements, ob sie diesen Umstand als problematisch sehen, haben die Entwickler bislang noch nicht abgegeben. Allerdings, bei „Level Zero: Extraction“ handelt es sich auch um keinen klassischen Shooter, sondern um ein Horror-Game, in dem die Spieler gegen Aliens kämpfen und um ihr Überleben bangen müssen. Und gerade Horror und Grusel sind Zutaten, die gerne ausgepackt werden, wenn die Zeiten schlecht sind. Denn so haben Spieler – und Entwickler – die Möglichkeit, sich mit einem kontrollierten Grauen zu beschäftigen, das sie letztlich besiegen können anstatt mit dem realen Grauen, das vor der Haustür lauert und das sich nicht kontrollieren lässt.

Läuft alles glatt, soll „Level Zero: Extraction“ dieses Jahr in die Early-Access-Phase kommen. Das heißt, dass es allen möglich sein wird, eine noch unfertige Version des Games zu kaufen. Vermutlich wird es ab 16 Jahren empfohlen. Die Spieler können dann durch Feedback an der Entwicklung teilnehmen. Für die hat DogHowl Games noch einige Updates geplant. Unter anderem soll es neue Karten geben, neue Ausrüstungsgegenstände – und die Möglichkeit, den Spielercharakter durch Alien-DNA aufzuwerten.