Borderline-Erkrankung
Wir zeigen fünf Vorurteile über Borderline-Patienten
20. September 2021, 19:02 Uhr aktualisiert am 20. September 2021, 19:02 Uhr
Die Akzeptanz von psychischen Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Allerdings sind besonders Borderline- Patienten immer noch vielen Vorurteilen ausgesetzt. Wir haben fünf zusammengetragen und erklären, was an ihnen dran ist. Dafür haben wir uns mehrere Studien angesehen und bei Fachleuten und Betroffenen nachgefragt.
1. Alle Borderliner ritzen sich
Ein kleiner Beutel mit scharfen Messern ist für viele zum Symbol von Borderline geworden. Und tatsächlich hat eine Studie aus dem Jahr 2015 ergeben, dass die Gefahr zur Selbstverletzung bei Borderline-Patienten höher ist, als bei Patienten, die sich selbst verletzen aber kein Borderline haben. Trotzdem machen die Autoren der Studie klar, dass nicht alle Borderline-Patienten sich automatisch auch selbst verletzen. Umgekehrt hat nicht jede Person, die sich selbst verletzt sofort ein Borderline-Syndrom. Schließlich: Selbstverletzen heißt nicht automatisch ritzen. Dafür gibt es leider noch viele andere Möglichkeiten.
2. Die wollen nur Aufmerksamkeit
Anders als etwa eine Depression ist Borderline eine Krankheit, die nach außen sichtbar ist. Da kommt schnell die Vermutung auf, dass Wutanfälle oder die Angst vor Zurückweisung nur gespielt sind. Allerdings ist "Aufmerksamkeit das Letzte, was ich will", wie es eine Erkrankte ausdrückt. Dramatische Szenen und Inszenierungen sind ihrer Meinung nach vor allem ein Teil der Krankheit und ein Schrei nach Hilfe.
3. Borderline ist eine Frauenkrankheit
Psychische Erkrankungen machen so gut wie keinen Unterschied bei den Geschlechtern. Dass mehr Frauen über ihr Boderline- Syndrom sprechen als Männer, könnte einen anderen Grund haben: Dass Frauen generell eher dazu erzogen wurden, ihre Probleme mitzuteilen und nicht herunterzuschlucken und es im Gegenzug als männlich gilt, darüber nicht zu reden. In dem Bereich könnten die Männer also noch jede Menge von den Frauen lernen.
4. Mit Borderlinern kann man keine Beziehung führen
Wer eine schlechte Beziehung hatte, erzählt das meist gerne, wer eine schlechte Beziehung mit einem Borderline-Patienten hatte, vielleicht sogar noch lieber. Daraus könnte dieses Vorurteil entstanden sein, denn natürlich gibt es neben Horrorgeschichten um Borderline-Beziehungen auch viele Beispiele, wo das Zusammenleben sehr gut klappt. Natürlich ist es eine Herausforderung - das ist das Leben mit anderen Krankheiten aber auch.
5. Borderliner sind kreativere Menschen
Ein ausnahmsweise positives Vorurteil, das bei vielen psychischen Erkrankungen genannt wird, ist, dass diese Menschen in der Regel kreativer sind. Ob das tatsächlich so ist, ist bis heute umstritten. Immer wieder gibt es Studien, die zum Schluss kommen, dass kreative Menschen anfälliger für psychische Erkrankungen sind. Daraus kann man aber nicht schließen, ob es umgekehrt auch so ist. Außerdem gibt es genügend Kreative, die keine psychischen Vorerkrankungen haben, wie eine US-Studie aus den 1990er Jahren herausgefunden hat. Mehr als 50 Prozent der dort untersuchten Schriftsteller hatten keine psychische Erkrankung.