Thurnau

Zentrum für suchtkranke Mütter und ihre Kinder


Eine Frau steht an einem Fenster.

Eine Frau steht an einem Fenster.

Von dpa

Stabilität, Unterstützung, Bindung: Ein neues Mutter-Kind-Zentrum in einer oberfränkischen Suchtklinik richtet den Fokus besonders auf Kinder, die bislang unter der Sucht der Mutter gelitten haben. Im Herbst soll es losgehen.

Ein neues Zentrum für suchtkranke Mütter und deren Kinder kann voraussichtlich im September in Oberfranken öffnen. Im Thurnau (Landkreis Kulmbach) in der Fachklinik Haus Immanuel entstehen derzeit Wohnungen für zwölf Mütter, die bereits eine Entwöhnungsbehandlung hinter sich gebracht haben.

Der Aufenthalt ist langfristig angelegt, auf etwa zwei bis drei Jahre. Es habe sich gezeigt, dass häufig eine Sucht-Reha von 15 Wochen nicht ausreiche. Die Mütter könnten im Zentrum weiter betreut werden, sagte Krankenhausdirektor Gotthard Lehner. Der Ansatz ist nach seinen Worten bundesweit einmalig.

Besonders im Fokus sollen Kinder stehen, unter anderem soll es eine hauseigene Kita mit heilpädagogischem Schwerpunkt geben. Kinder und Jugendliche sollen ein stabiles Umfeld und professionelle Hilfe für ihre Entwicklung bekommen: "Das ist uns sehr wichtig", sagte der Krankenhausdirektor.

Kinder alkoholkranker Eltern seien auf vielfältige Weise von der Suchterkrankung ihrer Mütter oder Väter betroffen, häufig traumatisiert und hätten oft Entwicklungsdefizite. Wenn die Mütter bereits in der Schwangerschaft getrunken hätten, gebe es häufig zusätzliche gesundheitliche Einschränkungen der Kinder. Deswegen soll in Thurnau auch mit Experten zur Frühförderung zusammengearbeitet werden. Zwei bis drei Jahre am selben Ort zu sein, bedeute für die Kinder Stabilität, sie könnten Bindungen aufbauen. Das Leben von suchtkranken Müttern sei sonst oft von vielen Umzügen geprägt.

Rund 6,6 Millionen Euro kostet der Neubau, die Klinik hat dazu zahlreiche Spenden erhalten. In der Fachklinik werden bereits seit 1907 alkoholabhängige Menschen behandelt, seit 1961 ausschließlich Frauen.

Rund 2,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren leben in Deutschland zeitweise oder dauerhaft mit einem alkoholkranken Elternteil zusammen, wie es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heißt. Der Verband Nacoa, der sich als Interessenvertretung von Kindern aus Suchtfamilien versteht, schreibt: "Eine Kindheit im Schatten elterlicher Sucht ist gekennzeichnet von einer Atmosphäre ständiger Angst und Unsicherheit sowie einem Mangel an emotionaler Zuwendung und Geborgenheit. Häufig kommen Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch hinzu."