Universität Regensburg
Tariflohn für studentische Hilfskräfte?
5. Februar 2019, 15:54 Uhr aktualisiert am 5. Februar 2019, 15:54 Uhr
Was sind studentische Hilfskräfte wert? Universitäten und Hochschulen bislang zu wenig, sagen die Studierendenvertreter an der Uni Regensburg. Gemeinsam mit den Gewerkschaften fordern sie jetzt die Eingruppierung von Studentischen und Wissenschaftlichen Hilfskräften (SHKs und WHKs) in den Tarifvertrag der Länder (TV-L).
"Wenn alle studentischen Hilfskräfte von heute auf morgen die Arbeit einstellen würden, hätten wir ein riesiges Problem", sagt Christiane Fuchs, Studentische Sprecherin (Studienfach Geschichte) an der Uni Regensburg im Gespräch mit idowa. Bei den SHKs und WHKs gehe es nicht nur um anspruchslose Nebentätigkeiten, sondern um teils wichtige Aufgaben in Forschung und Lehre.
"Die Hilfskräfte geben beispielsweise Tutorien und Kurse für Studienanfänger und jüngere Semester oder helfen bei Studien und Forschungsarbeiten, Messreihen und Umfrageergebnisse auszuwerten." Empirische Forschung wäre also schwierig ohne die vielen Helfer. Wie viele davon es an der Uni Regensburg gibt, weiß allerdings auch Christiane Fuchs nicht genau: "Es gibt keine offiziell einsehbaren Zahlen. Ich gehe aber davon aus, dass wir von einer dreistelligen Zahl studentischer und wissenschaftlicher Hilfskräfte sprechen."
Studentische Hilfskräfte bisher nur Mindestlohn erhalten
Bei der Tarifrunde im öffentlichen Dienst am Mittwoch soll unter anderem das Thema Entlohnung studentischer Hilfskräfte auf den Tisch. Im diesjährigen Verhandlungskatalog fordern die Gewerkschaften die Eingruppierung von SHKs und WHKs in den TV-L.
Bisher würden diese oft nur auf Mindestlohnbasis vergütet, qua Gesetz in Bayern nicht durch den Personalrat vertreten und haben lediglich einen im Vergleich zum Tarifurlaub geringeren gesetzlichen Urlaubsanspruch. Laut einer Studie der Max-Traeger-Stiftung aus dem Jahr 2014 arbeiten bundesweit rund 400.000 SHKs und WHKs an Hochschulen.
Die Studierendenvertretung der Universität Regensburg begrüßt daher die Forderung der Gewerkschaften, studentisches Personal endlich in den TV-L einzubinden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung. "Wir fordern das studentische Personal an den Hochschulen auf, sich vor Ort an Aktionen zur Tarifrunde zu beteiligen und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.", wird der Studierendenvertreter Matthias Ernst in der Mitteilung zitiert.
Regelung in Berlin als Vorbild
Wie aber die Studentischen Hilfskräfte im öffentliche Tarifsystem eingruppieren? Über die Entgeltgruppe entscheiden im öffentlichen Dienst normalerweise Qualifikation und Berufserfahrung - beides bei den studentischen Mitarbeitern kaum vorhanden. Ein Vorbild, erklärt Christiane Fuchs, könnte die Regelung in Berlin sein: Dort haben studentische Hilfskräfte mit dem TV-Stud einen eigenen Tarifvertrag, mit Eingruppierung nach Tätigkeitsfeld. Ab 2020 soll der Tarifvertrag außerdem mit automatischen Lohnerhöhungen ausgestattet werden.
"Ein Anfang wäre es, dieses Modell zu übernehmen, auch wenn wir einiges anpassen müssten", sagt Christiane Fuchs. Mit der Beteiligung an Kundgebungen und Veranstaltungen zum Thema Tariflohn für Hilfskräfte ist Fuchs bislang merklich unzufrieden: "Uns würde es freuen, wenn sich noch mehr Studierende an den Veranstaltungen in Sachen Tarifvertrag beteiligen würden - das würde auch mehr Druck auf die Verhandlungspartner aufbauen. Letztlich kommt eine vernünftige Bezahlung der Hilfskräfte auch der Qualität des Studiums zugute."