Kultur
Ein Ingolstädter Bauwerk im Strom der Zeit
26. November 2018, 14:38 Uhr aktualisiert am 26. November 2018, 14:38 Uhr
Ab Dienstag, 27. November, lädt das Stadtmuseum zur neuen Sonderausstellung "Georgianum - ein Ingolstädter Bauwerk im Strom der Zeit" ein.
In der Geschichte der Universität Ingolstadt bedeutet die Stiftung des Collegium Georgianum 1494 einen wichtigen Meilenstein. Bedeutet dies doch die Möglichkeit, neben den gängigen Bursen eine neue Form der Unterstützung für mittellose Studenten durch den Landesherrn. Zunächst den Studenten der Artistenfakultät vorbehalten, entwickelt es sich zu einem Priesterseminar, das es heute auch noch ist. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte des Hauses, das Leben seiner Bewohner nach. Die Organisation des Kollegs, die Liste seiner Regenten, zeigen seit dem 16. Jahrhundert den Spagat der Stiftung zwischen Interessen der Universität und den der Landesherren unter jesuitischem Einfluss. Nach der Begrüßung durch Kulturreferent Gabriel Engert folgt ein Festvortrag von Prof. Dr. Winfried Haunerland, Direktor des Herzoglichen Georgianums in München. Musikalisch untermalt wird die Vernissage vom Kirchenchor St. Christoph Ingolstadt unter der Leitung von Christoph Hämmerl.
Ingolstadt blickt auf eine lange universitäre Geschichte zurück. Der Landshuter Herzog Ludwig der Reiche vermag nach längeren Verhandlungen mit der Kurie im Jahr 1472 die Tore seiner Landesuniversität zu öffnen. Vier Fakultäten stehen allen Studierenden offen. Es ist ein landesherrliches Projekt, das dem herzoglichen Seelenheil dem Wohl aller dienen soll. Im Zuge der Modernisierung der Rechtsprechung stützt sich auch der bayerische Herzog immer mehr auf juristisch gebildete Räte. Um dies allen Untertanen zu ermöglichen, stiftet sein Sohn Georg der Reiche 1494 ein weiteres Kolleg, das neue Collegium, später kurz Georgianum genannt. 1496 bezogen zunächst elf Kollegiaten das Gebäude in unmittelbarer Nähe der Universität. 525 Jahre steht es an dieser exponierten Lage und hat noch vor dem Weggang der Universität einen radikalen Wandel vollzogen. Aus dem Studiengebäude wurde eine Brauerei, im 20. Jahrhundert das Verwaltungsgebäude der Brauerei. Es folgte die Nutzung durch die Firma Gummi Kraus.
Das 525. Jubiläum, aber vor allem die anstehende Sanierung und Neuwidmung des Georgianums sind der Anlass, dem Ursprung, den Funktionen des großartigen Gebäudes nachzuspüren und eine moderne Generation auf dieses verborgene Juwel der Stadt- und der Landesgeschichte aufmerksam zu machen. Seine Schönheit, seine außerordentliche Geschichte enthüllt sich erst langsam. Wir können das Georgianum als ein Zentrum der Geistes-, Kunst- und Musikgeschichte, der Ausbildung von Priestern bezeichnen.
Nach der Sanierung erleben wir das Haus neu: ein Institut der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, als einen Veranstaltungsort für Vorträge bzw. Konzerte und als eine Lokalität, die an die Geschichte der Brauerei erinnert: die historische Fasshalle. So sind die beiden Traditionen des Gebäudes erstmals zusammengefasst und einem breiteren Publikum zugänglich.