Eine Nummer zu groß?
Gasteig-Sanierung: Der SPD graust es vor den Kosten
12. Februar 2019, 16:27 Uhr aktualisiert am 12. Februar 2019, 16:27 Uhr
Der SPD kommt die Generalsanierung des Gasteig plötzlich eine Nummer zu groß vor.
München - Wer von der Höhe des Gasteig den Blick westwärts Richtung Stadt schweifen lässt, dem kann schon mal der Schreck in die Glieder fahren. Denn da steht nicht nur der in schönster Lage untergenutzte Kongresssaal, sondern auch das Deutsche Museum, dessen Generalsanierung immer teurer wird.
Und in ein, zwei Jahren steht dem Gasteig Ähnliches bevor: die Generalsanierung und nach aller Erfahrung happige Kosten, die ins Elbphilharmonisch-Unermessliche explodieren könnten, ohne dass München einen Neubau bekommt.
Von diesem flauen Gefühl berichten immer wieder Stadträte aller Fraktionen. Bei einer Sitzung der SPD-Fraktion hat sich am Montag das Unbehagen artikuliert. Julia Schönfeld-Knor bestätigt auf Nachfrage, dass darüber diskutiert worden sei, nur den Baubestand samt Haustechnik und philharmonischer Akustik zu verbessern.
Unsicherheit vermeiden
Die 2017 vom Stadtrat abgesegnete Generalsanierung wäre damit vom Tisch - und damit die von den Nutzern gewünschte Vernetzung von Bibliothek, Volkshochschule, Musikhochschule und Philharmonie durch ein mehrstöckiges Foyer, das aus dem leicht verwinkelten Bau ein modernes Kulturzentrum machen würde.
Derzeit stockt die Planung. Nach dem Einspruch der beiden unterlegenen Architekten Tobias Wulf (Stuttgart) und Moritz Auer (München) muss das Vergabeverfahren wiederholt werden. Es schloss sich an den vor Pfingsten 2018 abgeschlossenen Architekturwettbewerb an, bei dem drei erste Preise vergeben wurden. Beim Vergabeverfahren bekam das Büro Henn den Zuschlag. Auch bei der Wiederholung wird die Stadt wohl alles dafür tun, dass Henn erneut siegt, weil diese Planung den Wünschen der Nutzer am weitesten entgegenkommt.
Schönfeld-Knor legt Wert darauf, dass am Montag primär über die Vermeidung von Unwägbarkeiten diskutiert wurde. Die SPD-Stadträte fürchten neuen Ärger, wenn der Zuschlag im neuen Vergabeverfahren nicht an Henn, sondern an Wulf ginge: Der kronenartige Umbau der Philharmonie hätte mit Sicherheit eine Klage der Architektengemeinschaft Raue, Rollenhagen, Lindemann und Grossmann zur Folge, die an ihrem 1985 eröffneten Ziegelbollwerk festhalten wollen.
Billiger wird es nie, aber teurer immer
Die Debatte bei der SPD ist - das betont Schönfeld-Knor - nicht der Anfang vom Ende der Generalsanierung. Die CSU hält daran fest, ebenso die Grünen, deren Kultursprecher Florian Roth sich darüber mokiert, dass man nicht wisse, ob die Sozialdemokraten derzeit "Hü" oder "Hott" riefen.
Die Furcht vor den hohen Kosten der Gasteig-Sanierung ist allerdings in allen Fraktionen verbreitet. Allerdings dürfte auch feststehen, dass eine Reparatur der Haustechnik und eine verbesserte Akustik den Bau nicht zu einem modernen Kulturzentrum machen.
Das Problem ist mehr das ungute Gefühl und die nicht unbegründete Angst vor sinkenden Steuereinnahmen. Angesichts maroder Schulen, der Versäumnisse im Wohnungsbau und einer unzureichenden Verkehrsinfrastruktur wird es zunehmend schwieriger, eine halbe Milliarde Euro für die Sanierung des Gasteig politisch zu verteidigen.
Und es gibt mit dem Volkstheater, dem Kreativquartier, dem Stadtmuseum und dem Marionettentheater weitere Kulturbaustellen, bei denen eines sicher ist: Billiger werden sie nie, teurer aber immer.