Kultur

Kurt Krömer als Comedy-Kotzbrocken

Das Gastspiel des Kabarettisten im Circus Krone


Kurt Krömer im Circus Krone

Kurt Krömer im Circus Krone

Von Mathias Hejny

Das Wort taucht zwar schon im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm auf, aber die große Zeit erlebte "Gönnung" vor rund zehn Jahren unter Heranwachsenden in Österreich und kam auf der Liste der Jugendsprache unserer Nachbarn 2015 auf den dritten Platz. Es bedeutet die Ermunterung, sich etwas Gutes zu tun und das Verständnis für Dummheiten.

Die Fans von Kurt Krömer sind in dieser Hinischt ganz besondere großzügig und auch sein siebtes Programm "Die Gönnung steigt" im Circus Krone war restlos ausverkauft. Dabei ist er nicht besonders nett, wenn es um die Leute geht, die ihm enthusiastisch mit "Kurti"-Rufen huldigen.

Gleich zu Beginn kommt er herunter und knutscht eine verblüffte Zuschauerin im Parkett durchaus übergriffig ab. Zurück auf der Bühne erklärt er, "das Ekligste hinter sich gebracht" zu haben, putzt sich die Zähne und hakt in seiner Kladde das Thema "Volksnähe" ab.

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Kurt Krömer

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Kurt Krömer

Die Rolle des Comedy-Kotzbrockens hat Krömer in seiner langjährigen Karriere perfektioniert. Richtig wütend ist er über die Wutbürger, die jammern, dass man nicht mehr alles sagen dürfe. Denen schreit er die Frage, was denn nicht mehr gesagt werden dürfe, entgegen und antwortet selbst: "Heil Hitler!"

Diesen Satz dürfe man nicht mehr sagen, aber er habe ihn auch nie vermisst. Damit ist auch das Thema Politik irgendwie abgehakt und Krömer beschäftigt sich mit seinem Älterwerden: Plötzlich bemerkt er seine Plautze, lässt sie aus dem Anzug quillen und behauptet erschrocken, "das war heute Morgen noch nicht da".

Zwischendurch plaudert er über seine Depressionen, über die er auch einen Bestseller geschrieben hat. Eine Gruppentherapie, findet er, "ist besser als eine Netflix-Serie". Auch seine Impotenz sei mit einer Sexualtherapie geheilt worden, nachdem Besuche beim Urologen und die von ihm verschriebenen Pillen unbefriedigend waren. Kinder hat er trotzdem, und zur Zeit treffen bei ihm zu Hause "Midlife Crisis auf Pubertät".

Zur Dramaturgie eines Abends mit Krömer gehört, dass es keine gibt. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, den einen Zuschauer oder die andere Zuschauerin spontan zu beschimpfen, zupft er aus seinem Zettelverhau ein nächstes Blatt Papier. Dann ploppen Unverständnis über die Winnetou-Debatte auf oder Zorn über die schlecht gelaunte Gastronomie im ICE und vor allem immer wieder Witzigkeiten über die männlichen Genitalien.

So nörgelt und tobt sich der 48-Jährige ohne erkennbares Ziel durch Schwänke aus der Jugendzeit, Betrachtungen über primäre Geschlechtsmerkmale. Nach zwei Stunden festigt sich der schlimme Verdacht, dass der zweifache Grimme-Preisträger in einer ähnlichen Liga spielt wie Mario Barth. Der ist auch Berliner, spätpubertierend, aber nicht, wie sich Krömer selbst politisch verortet, "linksgrünversifft".