Buch-Tipp

"Tagebuch eines jungen Naturforschers" erzählt von einem Autisten


In "Tagebuch eines jungen Naturforschers" nimmt Dara McAnulty den Leser mit auf seine Ausflüge durch die Wälder Nordirlands.

In "Tagebuch eines jungen Naturforschers" nimmt Dara McAnulty den Leser mit auf seine Ausflüge durch die Wälder Nordirlands.

Von Anna-Lena Weber

In "Tagebuch eines jungen Naturforschers" begleitet der Leser den Autisten Dara McAnulty und seine Familie. Und erlebt dabei die Natur so intensiv, wie er sie womöglich noch nie gesehen hat.

Dara lebt in einer Autisten-Familie. Nur sein Vater leidet nicht daran. Trotzdem haben alle fünf McAnultys eine große Gemeinsamkeit: die Liebe zur Natur.

Darum geht's: Die Tage des 15-Jährigen Dara aus Irland können voller Schmerz und Trübsinn sein. Doch schon der Gesang eines Rotkehlchens vor seinem Fenster kann alle Traurigkeit vergessen lassen. Mit fünf Jahren wurde bei Dara Asperger diagnostiziert. Mit sieben Jahren stellte er selbst fest, dass er anders war als andere. Und er merkte, dass die Natur sein persönlicher Kraftort ist und für ihn überlebenswichtig wurde.

Seitdem setzt sich der heute 16-Jährige für den Natur- und Tierschutz ein, nimmt an Vogelzählungen teil und verbringt jede freie Minute alleine oder mit seinen beiden Geschwistern und seinen Eltern in den Schutzgebieten und Wäldern Nordirlands. Auf die Ausflüge dorthin nimmt der Junge seine Leser mit. In detaillierten Beschreibungen wird deutlich, wie genau der Ire seine Umwelt wahrnimmt. Und auch wie viel Wissen er über sie hat. Er erzählt von seinen schönsten Erlebnissen, wie er vor wichtigen Leuten auf Kongressen Reden hält, aber auch wie er sich bei einem umgeschnittenen Baum für das Verhalten anderer entschuldigt.

Dara ist 16 Jahre alt und hat Asperger.

Dara ist 16 Jahre alt und hat Asperger.

In aller Kürze: Eine Reise durch die naturverliebte Welt des Autisten Dara McAnulty von März bis März.

Fazit: Ein Junge, dem nicht zugetraut wurde, je einen geraden Satz schreiben zu können, füllt ein Buch mit 240 Seiten. Mit einer so ansprechenden und selbstreflektierten Sprache, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als weiterzublättern. Dank Daras einzigartiger Weise, seine Umgebung zu beobachten, ist es für den Leser ein Leichtes, bei all den Ausflügen und Spaziergängen der Familie McAnulty dabei zu sein. Der Leser leider mit, wenn der junge Mann um einen toten Vogel weint oder sich seine Welt gar zu bedrückend anfühlt.

Gerne würde man jedem, der seinen Müll unverblümt auf den Boden schmeißt, ein Exemplar dieses Buches unter die Nase halten und sagen: "Lies das und stelle fest, was du Wunderbares mit deinem Verhalten zerstörst." Denn wären die Menschen nur zu einem winzigen Teil so sensibel und aufgeschlossen für die Umwelt und ihre Wunder wie die McAnultys, ginge es der Welt besser.

"Tagebuch eines jungen Naturforschers" von Dara McAnulty, 240 Seiten, Piper Verlag.