Der Grüne RingÖsterreich

Die Bergwelt am Arlberg bei drei Wanderungen erkunden


Der Zürsersee glitzert türkis in der Sonne. Ihn erreicht man auf der zweiten Wanderetappe. Anschließend geht es den Hang zum Madlochjoch hoch.

Der Zürsersee glitzert türkis in der Sonne. Ihn erreicht man auf der zweiten Wanderetappe. Anschließend geht es den Hang zum Madlochjoch hoch.

Was im Winter funktioniert, kann auch im Sommer erfolgreich sein: Die legendäre Skirunde "Der Weiße Ring" in Lech am Arlberg gibt es seit Jahrzehnten, seit 2005 sogar das mit Massenstart weltbekannte gleichnamige Volksskirennen. Für die warme Jahreszeit hat Lech die Sommervariante ins Leben gerufen: "Der Grüne Ring" verläuft größtenteils spurengleich und verknüpft ebenso Natur und Seilbahn-Technik. Über Berggrate hinweg verbindet er Lech mit Zürs, Zug und Oberlech.

Die Etappenwanderung wechselt fast fließend von einem Naturerlebnis zum nächsten. Drei Etappen, die kaum abwechslungsreicher sein könnten. Und wenn der Tourenring sich schließt, greift man beim Revuepassieren auf eine Fülle von wunderbaren Impressionen zurück.

Den Sagenwald durchwandert man auf der dritten Etappe. Hier trifft man auf allerlei Fabelwesen.

Den Sagenwald durchwandert man auf der dritten Etappe. Hier trifft man auf allerlei Fabelwesen.

Durch das Naturgrün des Bergsommers

Los geht es gleich im Dorfzentrum. Mit der Rüfikopfbahn ist der namensgebende Gipfel schnell erreicht. Ein Panoramaberg mit 360 Grad-Aussichten in die umliegende Lecher Bergwelt. Außerdem beherbergt er auch eine Landschaft mit preisgebenden Geschichten: Themenwege wie "Der SteinZeit-Weg" und "Das BlütenReich" liegen einem vor Füßen. Ebenso der reizvolle Geoweg, der hier oben mit natürlichen Relikten und Fossilien die Erdgeschichte eines ehemaligen Meeres aufzeigt und den Arlberg wie "naturverwunschen" erscheinen lässt.

Danach folgt der Abstieg. Am Monzabonsee vorbei wird unterhalb der Monzabonalpe eine Besonderheit in den Bergen erreicht: eine Hüttenbibliothek mitten auf einer Bergwiese. Hier kann jeder Wanderer sich ein Buch aussuchen, lesen, verweilen und ausspannen.

Später in Zürs lohnt sich noch der Abstecher zum Flexenpass, zur im Gebirge nicht selten vorkommenden Wasserscheide. Hier ist es jedoch gleich eine europäische, die das Wasser entweder zur Nordsee oder ins Schwarze Meer fließen lässt.

Über den Berg von Zürs nach Zug

Auch der nächste Etappenstart liegt wieder in der Luft. Diesmal geht es langsamer und wesentlich romantischer mit einer Sesselbahn hoch zum Seekopf. Dort erstmal im Halbrund um den idyllisch anmutenden Zürsersee, gefolgt von einem etwas schweißtreibenden Anstieg hoch zum Madlochjoch, dem höchsten Punkt der gesamten Grünen Ring-Runde. Danach wandert man steil bergab durch teilweise verkarstetes Gelände zu einem Biwak, das extra hier errichtet wurde, um jedem einen Einblick in eine Bergnotunterkunft mit spartanischer Einrichtung zu verschaffen. Kein Luxus, aber die mögliche Rettung für in Not geratene Bergsteiger.

Allmählich geht der Hang in grüne Matten über. Nach der Gstütalpe sollte man nicht versäumen, links den Weg zum überraschend auftauchenden Wasserfall zu nehmen und - schon wegen der gemütlichen Einkehr - den kurzen Abstecher zum Fischteich zu machen. Anschließend fährt man entweder mit dem Bus nach Lech zurück oder, sofern einen die mittlerweile schon trainierten Wanderfüße noch tragen, dem Bach entlang nach Lech.

An der alten gedeckten Holzbrücke fällt auf, wie der Zürsbach in den Lech mündet. Er vereint seine vom Flexenpass entsprungenen Wassertropfen mit denen aus dem Formarinsee sprudelnden, der eigentlichen Lechquelle.

Sagenwald und Schutzgebiet "Gipslöcher"

Die letzte Etappe startet natürlich dort, wo die vorletzte aufhörte - in Zug. Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, klingt sagenhaft. In diesem Wald dagegen trifft man auf Schritt und Tritt auf geschnitzte Fabelwesen. Wo sonst lassen sich versteinerte Zauberer und listige Hexen entdecken? Es macht neugierig und lenkt gleichzeitig ab - erst recht, wenn es ziemlich steil bergauf geht.

Oben auf der neugestalteten Balmalp gibt es erste schöne Aussichten und oberhalb davon erreicht man bald das Gipfelkreuz am Kriegerhorn, das direkte Gegenüber zum Rüfikopf. Die Ausblicke sind herrlich und tun besonders gut, denn sie bieten über Gebirgskämme und Täler hinaus eine komplette Übersicht des bisherigen Parcours. Und nach unten hin auf das, was noch in Kürze folgen wird. Und mittendrin im Landschaftspanorama steht das markante Omeshorn, ein beliebtes Fotomotiv und Lechs Hausberg, um den der Grüne Ring verläuft.

Der Abstieg führt an der Steinmauer, dem Wasserspeicher und an der im Walserstil erbauten Kriegeralpe vorbei und direkt ins nächste "märchenhafte" geologische Landschaftsstück. Im Naturschutzgebiet "Gipslöcher" herrschen tiefe Krater vor, die auch noch von einer bemerkenswerten Vielfalt von Orchideen gesäumt sind. Es sind Dolinen mit bis zu hundert Meter Durchmesser, die über 30 Meter tief reichen. Zwischendrin schlängelt sich ein Lehrwanderpfad.

Folgt man weiter dem Abstecher, gelangt man zum Skyspace in Oberlech. Mit einer ausgefeilten Architektur schafft James Turrell neue Dimensionen in sinnlicher und geistiger Wahrnehmung von Licht. Der Lichtraum des amerikanischen Künstlers ist ein Bauwerk, worin sich natürliches und künstliches Licht, Farbe und Raum begegnen. Das kulturelle Highlight mit geöffneter Kuppel verengt den Raum und das Blickfeld des Himmels und lässt ein völlig neues Gefühl von Raum und Zeit im Bewusstsein des Betrachters entstehen. Ein neuer Blick auf das Zusammentreffen von Himmel und Erde in hochalpiner Landschaft.

Wer war diese Arle, die Arlberg seinen Namen gab?

Ganz anders unten im Ort. Dort ist alles normal. Die Einheimischen propagieren zwar leichthin das Lech-Gefühl nach dem Motto: Mehr Raum, mehr Zeit. Lässt man die höfliche Bescheidenheit weg, dann ergänzt sich dies mit: mehr Berg, verlockendes Wandern.

Das gilt besonders auch für Familien. Denn folgt man dem "Grünen Ring" nach unten, so glänzen die Hänge des Erlebnisbergs Petersboden und Schlegelkopf mit Attraktionen vom Libellensee im immergrünen Nadelwald bis zur Rud-Alpe. Im Muxelhof sorgt ein Streichelzoo für tierische Erlebnisse und auf dem Arlenzauberweg sind es fleischfressenden Pflanzen, die für Aufsehen sorgen.

Und wer ist diese Arle, die dem Arlberg seinen Namen gab? Was für den Walser die Arle ist, ist auf Deutsch als Bergkiefer oder Latsche bekannt. Und diese gedeihen hier im Hochgebirge, auf nährstoffarmen Böden, recht zahlreich.

Weitere Informationen:

www.lechzuers.com

www.dergruenering.at