Freihung
Viele offene Fragen am Tag nach der Zug-Katastrophe
6. November 2015, 14:23 Uhr aktualisiert am 6. November 2015, 14:23 Uhr
Schockstarre nach dem tragischen Zugunglück in der Oberpfalz. Am Tag danach bleiben Trauer, ein Trümmerfeld und die Frage nach dem Warum.
Donnerstagnacht hatte es gegen 22 Uhr auf der Bahnstrecke von Nürnberg nach Weiden gekracht. Ein mit 40 Fahrgästen besetzter Regionalzug war in einen auf dem Bahnübergang stehenden Schwertransport gerast. Erste Zeugen berichteten gar von einer Explosion, was sich allerdings im Nachgang nicht bestätigte. Die Folgen waren dennoch verheerend: Zwei Tote und 18 Verletzte, vier davon schwer.
Zur Erstmeldung: Albtraum am Bahnübergang! Zwei Tote, vier Schwerverletzte
Am Tag nach der Katastrophe herrscht Fassungslosigkeit, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Der von der Staatsanwaltschaft Amberg beauftragte Unfallanalytiker hat seine Arbeiten mittlerweile abgeschlossen. Die Erstellung des Gutachtens braucht aber noch einige Zeit.
Fragwürdige Route des US-Militärfahrzeugs
Was bleibt, sind viele offene Fragen. Insbesondere die Frage, wieso der Schwertransport mitten auf dem Bahnübergang im Ortsteil Freihung-Sand stehen blieb? Von Seiten der US-Armee wurde mittlerweile bestätigt, dass das auf dem Sattelzug transportierte Militärfahrzeug für die US-Armee in Rumänien im Einsatz war. Jetzt sollte es durch ein ziviles Unternehmen zur Reparatur zur US-Garnison nach Grafenwöhr gebracht werden. Doch dann dieses tragische Unglück!
Den Behörden ist es außerdem ein Rätsel, wieso für den Transport des Militärfahrzeugs die Strecke über Freihung-Sand gewählt wurde? Auch lassen sich derzeit noch keine genauen Angaben zur Geschwindigkeit des Regionalzuges machen.
Sicher ist nur, dass das Unglück zwei Menschen das Leben kostete: dem 35-jährigen Zugführer und dem Lkw-Fahrer, einem 30-jährigen Rumänen. 18 weitere Verletzte konnten zudem aus den Trümmern gerettet werden. Die Unfallopfer stammen überwiegend aus der Oberpfalz. Ein 25-jähriger Rumäne, der sich zum Unfallzeitpunkt am Sattelzug befand, hatte Glück im Unglück und wurde nur leicht verletzt. Er wurde nach seiner ärztlichen Versorgung zum Unfallhergang befragt. Über den Inhalt dieser Befragung kann die Polizei aktuell allerdings noch keine Angaben machen.
"Das hätte auch ich sein können"
In den sozialen Medien herrschte am Tag nach dem Unglück große Betroffenheit. Viele Menschen drückten ihre Trauer aus und wünschten den Hinterbliebenen viel Kraft. Etliche äußerten auch ganz persönliche Betroffenheit, weil sie nahe der Unglücksstelle wohnen, den Lokführer kannten oder selber - als Fahrgäste oder Zugpersonal - oft auf der gleichen Strecke unterwegs sind.
"Wie bereits 2001 habe ich hier einen Kollegen verloren, mit dem ich gerne Kontakt hatte", teilte ein Mann aus Oberfranken mit. Ein Nürnberger Kollege des Getöteten, schrieb: "Das hätte auch ich sein können - mein Zug, mein Bahnübergang." Am Unglückstag war er zur betreffenden Uhrzeit aber schon daheim.
Die Räumung des Trümmerfelds am Bahnübergang wird derweil noch bis in die Abendstunden andauern. Das Wasserwirtschaftsamt ist ebenfalls vor Ort und prüft, ob Gefahrstoffe in den Boden gesickert sind. Auch das Eisenbahnbundesamt ist gegenwärtig an der Unfallstelle und prüft Schäden an den Gleisen.
Die Sperrung der Bahnstrecke wird mindestens bis Montagvormittag dauern.
Die Polizeiinspektion Auerbach bittet Zeugen, die sachdienliche Angaben zu dem Unglück machen können, sich dringend unter Telefon 09643/92040 zu melden.