Aschermittwoch
Vielen Firmen sind durch die Aschermittwochs-Absage Kosten entstanden
10. Februar 2016, 17:29 Uhr aktualisiert am 10. Februar 2016, 17:29 Uhr
Nach der flächendeckenden Absage der Aschermittwochs-Kundgebungen müssen die Parteien nun den Schaden begrenzen - im Wortsinn. Denn vielen Firmen und Parteigliederungen sind Kosten entstanden.
Eine Stadt im Schockzustand ist Passau an diesem Aschermittwoch nicht. Das Leben geht seinen gewohnten ruhigen Gang, obwohl die CSU zum ersten Mal überhaupt ihre Aschermittwochskundgebung abgesagt hat. Doch ist vom "größten Stammtisch der Welt" (O-Ton CSU) im Stadtzentrum schon seit Jahren nichts mehr zu spüren, da die CSU ihre Gäste in ein abseits gelegenes Gewerbegebiet einlädt. Und die allermeisten Zuhörer reisen in großen Reisebussen an- und ab, ohne von der malerischen Stadt am Inn überhaupt etwas zu sehen.
Mit den Folgen der Absage zu kämpfen hat daher weniger die Stadt Passau als die CSU selbst. Da ist einerseits die Enttäuschung an der Basis - und anderseits die Kostenfrage.
Zu den unfreiwillig verhinderten Gästen zählen Barbara Simon und Bernd Volk aus dem Landkreis Bamberg, die am Mittwoch trübsinnig auf der Empore der Dreiländerhalle stehen. Die beiden CSU-Mitglieder hatten die Karten gewonnen und sich riesig gefreut. "Man muss sich auf die Karten bewerben und wartet mehrere Jahre darauf. Jetzt haben wir endlich welche und es wird abgesagt", sagt Simon. Aber anstelle von CSU-Parteichef Horst Seehofer sehen sie nur Arbeiter mit Schutzhelmen, die mit dem Abbau beschäftigt sind.
"Das Unglück ist schrecklich, keine Frage. Aber es sterben täglich so viele Menschen auf den deutschen Straßen und es wird trotzdem keine Veranstaltung abgesagt", seufzt Volk. Es wäre besser gewesen, zu Beginn eine Schweigeminute abzuhalten und so der Opfer zu gedenken. Beide hoffen nun, dass sie "aus Gnade" Karten für das nächste Jahr bekommen.
Derweil bauen zwei Dutzend Mitarbeiter in der Halle, die mehr als 3000 Sitzplätze bietet, die Bühne, Leinwand, Licht, Ton- und Videoanlagen ab. Zwei Kräne ragen bis an die Hallendecke, Arbeiter mit Helmen lösen die Gerüste für das Bühnenlicht. Seit vergangenen Samstag hatten 20 Mitarbeiter die Halle technisch ausgestattet - alles für die Katz.
"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber die Aktualität des Zugunglücks ist eine einzigartige Ausnahmesituation", sagt CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Was die Kosten betrifft, signalisiert Scheuer den betroffenen Firmen und CSU-Verbänden Kulanz. "Wir werden für die entstandenen Kosten zusammen mit unseren Partnern und Verbänden eine Lösung finden."
CSU-intern geht es vor allem um die Aufteilung der Kosten für die mehrere Dutzend Busse, mit denen die Zuhörer zur Dreiländerhalle gefahren werden. Ein Hauptbetroffener der Absage ist der Hauzenberger Wirt Johann Waldbauer, der die CSU-Kundgebung seit Jahren mit Speis und Trank versorgt.
Waldbauer hatte gut 7.000 Liter Getränke geordert: je zur Hälfte alkoholfrei und Bier. Außerdem sollte er Tausende Fisch- und Käsesemmeln und Brezen bereitstellen. "Ich werde mit der CSU-Landesleitung über die entstandenen Kosten reden", meint der Gastronom. Summen nennen weder er noch Generalsekretär Scheuer.
Immerhin war zum Zeitpunkt der Absage am Dienstagnachmittag noch keine Fischsemmel fertig, da diese frisch zubereitet werden. "Der Countdown wurde zu einem einigermaßen frühen Zeitpunkt gestoppt, so dass noch eine rechtzeitige Stornierung bei den Getränken und der Essensversorgung möglich war", sagt Scheuer.
Mutmaßlich zahlen muss die CSU auch für die Halle, obwohl die Veranstaltung nicht stattfand. Die Stadtverwaltung hält sich bedeckt. "Das sind Angelegenheiten zwischen zwei Vertragspartnern und werden nicht veröffentlicht", sagt Sprecherin Karin Schmeller. Nennenswerte wirtschaftliche Einbußen seien der Stadt durch die Absage nicht entstanden.
Den kleineren Parteien geht es ähnlich wie der CSU. Beispiel Freie Wähler: Zu ihrer Deggendorfer Kundgebung hatten sie etwa 1000 Gäste geladen. Die Freien Wähler sind in Sachen Geld offenherziger als die CSU: "Der Politische Aschermittwoch ist die Veranstaltung mit den größten Kosten. Der Etat liegt bei etwa 20 000 Euro", erläutert Landesgeschäftsführer Michael Fischl. Die mit den Wirten und Caterern und der Hallengesellschaft getroffenen Verträge wird die Partei aber einhalten. "Ich gehe davon aus, dass wir die Kosten für bereits erbrachte Leistungen tragen werden."