Video: Biersommelière erklärt neue Biere
Was ist "craft beer"?
23. April 2017, 15:20 Uhr aktualisiert am 23. April 2017, 15:20 Uhr
Es ist in aller Munde, und wer es noch nicht probiert hat, sollte mal einen Schluck nehmen: "craft beer". Was steckt hinter der Mode? Wir haben bei der Biersommelière Michaela Stöberl nachgefragt. Im Video stellt sie drei Biere vor.
Im Grunde ist alles ganz einfach: Das engllische Wort "craft" hat nichts mit "Kraft" oder "Stärke" zu tun. Es bedeutet in diesem Zusammenhang nur eines: Handwerk. Ein "craft beer" ist also nichts anderes als ein Bier, bei dem das handwerkliche Können in der Produktion entscheidend ist. Die Hersteller wollen sich damit bewusst von den Industriebieren unterscheiden, die die internationalen Märkte mittlerweile bestimmen. Ein "craft beer" kommt zunächst also aus einem kleinen Handwerksbetrieb, der viel Wert auf Qualität legt, weniger Wert auf großen Ausstoß. So gesehen könnte man sagen, dass etliche bayerische Brauerei schon immer "craft beer" gemacht hat.
Mittlerweile ist aus so manchem kleinen Handwerksbetrieb der "craft beer"-Szene selbst ein international agierendes Unternehmen geworden. Auch viele große Hersteller bieten eigene "craft beer"-Linien an. Das zeigt, dass der Trend in der Mitte der biertrinkenden Gesellschaft angekommen ist.
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Nicht Helles, sondern "ale"
Die Biere heißen nicht "Helles", "Pils" oder "Weizen", sondern haben englische Bezeichnungen wie "ale", "pale ale" oder "india pale ale". Tatsächlich handelt es sich dabei um Biersorten, die ursprünglich im englischen Sprachraum beheimatet sind. "Ale" ist der neutralste Begrifff, oftmals synonym für "Bier" verwendet. "pale ale" bezeichnet meist ein Bier mit deutlichem Hopfenaroma und Bitternoten. Ein "india pale ale" ist teils noch etwas stärker und gleichzeitig herber als ein "pale ale". Dann gibt es noch andere Sorten wie etwa "stout"- am Besten, man lässt sich von einem Experten beraten, bevor man sich für ein bestimmtes Bier entscheidet.
Von Zitrusaroma bis Schokolade
Wie schmeckt "craft beer" nun im Vergleich zu dem, was man gewohnt ist? Das kategorisch zu beantworten, ist schlicht nich möglich. Es gibt zu viele unterschiedliche Sorten und Hersteller. Gemein ist den meisten Produzenten aber, dass sie sich vom Einheitsgeschmack bewusst abheben wollen. Das schaffen sie unter anderem, indem sie besonderes Malz und speziellen Aromahopfen für ihre Biere verwenden. Ein Bier, das Zitrusaromen hat, ganz dezent nach Maracuja schmeckt oder an Schokolade denken lässt, ist durchaus nicht ungewöhnlich.
Die Gretchenfrage: das Reinheitsgebot
Für viele Verbraucher ist eine Frage noch immer entscheidend: Wie hältt es der Bierhersteller mit dem Reinheitsgebot? Mancher glaubt, dass sich "craft beer" per se nicht mit dem deutschen Reinheitsgebot vereinbaren lässt. Tatsache ist aber, dass viele Hersteller in Deutschland für ihre Spezialitäten tatsächlich nur die üblichen vier Zutaten verwenden. Sie verwenden aber eben andere Hopfen- und Malzarten, als die großen Brauereien. Tatsache ist gleichzeitig, dass "craft beer"-Hersteller gerne experimentieren. Manche sehen daher das Reinheitsgebot als unnötige Fessel.
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Und sonst?
Muss man nun bei "craft beer" irgendetwas Spezielles beachten? Eigentlich sollte man sich ohne große Scheu herantrauen und probieren. Den Bieren tut es allerdings zumeist gut, wenn sie etwas mehr Platz im Glas haben, um ihre Aromen zu entfallten. Dafür gibt es spezielle Gläser. Man kann aber auch ohne Probleme etwas bauchigere Weingläser verwenden. Am Besten geht man so vor, wie beim Weintrinken: langsam einschenken, im Glas schwenken, Farbe betrachten, riechen, genießen.
Im Video erklärt die Biersommelière Michaela Stöberl, was "craft beer" ist, und empfielt drei Biere.