Nach der Plagiatsaffäre
Comeback als Philosoph: Karl-Theodor zu Guttenberg ist wieder Doktor
13. August 2020, 17:55 Uhr aktualisiert am 13. August 2020, 22:27 Uhr
Der im Jahr 2011 nach einer Plagiatsaffäre als Bundesverteidigungsminister zurückgetretene CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg hat wieder promoviert.
Früher gab es das Ungeheuer von Loch Ness. Die ganze Zeit hört man nichts von ihm, nur im Hochsommer, wenn sonst nichts los ist, taucht es zuverlässig einmal auf.
Bereits vor einigen Jahren hat Karl-Theodor zu Guttenberg diese Rolle übernommen. Er ist zwar seit der Affäre um seinen Doktor politisch tot, aber in den heißen Tagen kommt zuverlässig eine Meldung über ihn.
Am Donnerstag berichtete "Bild", der ehemalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister habe wieder einen Doktortitel erworben. Das bestätigte er mittlerweile auch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Demnach hat zu Guttenberg schon vor einiger Zeit an der britischen Universität Southampton promoviert und trägt nun den Titel PhD (Doktor der Philosophie).
Ein zweiter Doktor
Guttenberg war 2011 von seinem Ministerposten zurückgetreten, nachdem ihm sein erster Doktortitel von der Universität Bayreuth aberkannt worden war. Die sah es als erwiesen an, dass der einstige Hoffnungsträger der CSU seine juristische Arbeit in zahlreichen Passagen abgeschrieben und vorsätzlich getäuscht hatte. Der Ex-Minister verlegte daraufhin seinen Lebensmittelpunkt in die USA.
Seine neue Abschlussarbeit reichte Guttenberg den Berichten zufolge bereits im November 2018 an der Fakultät für Wirtschaft, Recht und Kunst der Southampton Business School ein, die zur Universität gehört. Sie ist seit zwei Jahren bereits im Internet frei zugänglich, was aber bisher niemandem aufgefallen ist.
"Promoviert habe ich nicht für die Öffentlichkeit und erst recht nicht für ein politisches Comeback, das ich gewiss nicht mehr anstrebe, sondern alleine aus sehr persönlichen Gründen", sagte Guttenberg dazu der Funke Mediengruppe. "Deshalb möchte ich auch nichts mehr dazu sagen, außer dass ich sehr dankbar bin, diese zweite Chance bekommen zu haben."
Umstrittener Doktorvater
Die Dissertation ist eine "Analyse vom Wesen, Umfang und Bedeutung des Korrespondenzbankwesens und seiner Anwendung in historischen Präzedenzfällen und ausgewählten Fallstudien". Die Arbeit wurde in diesen Tagen knapp 3000-mal heruntergeladen. Laut "FAZ" konnten Plagiatsjäger bisher keine Verstöße feststellen. Nach eigenen Angaben habe Guttenberg in sieben Archiven nach Unterlagen geforscht. Er nennt zudem 91 Primärquellen und rund 530 Sekundärquellen, vor allem Aufsätze und Bücher.
Guttenbergs Betreuer ("Doktorvater") Richard Werner hat zwischenzeitlich die Universität Southampton verlassen, wie einer Debatte auf Twitter und der Homepage seiner Anwälte zu entnehmen ist. Werner behauptete, zwischen 2010 und 2018 Opfer einer "Belästigungs- und Mobbing"-Kampagne geworden zu sein. Im Unterschied zu seinen Kollegen sei ihm nicht erlaubt worden, ein Sabbatical anzutreten, um ein Buch zu schreiben. Er fühlte sich wegen "seiner Religion, seiner Ansichten und wegen seiner deutschen Herkunft" diskriminiert.
Hoher Schadenersatz
Ein britisches Arbeitsgericht sprach dem Professor 3,5 Millionen Pfund Schadenersatz zu. Der Richter und kritisierte die schlechte Arbeit der Rechtsabteilung der Universität. Einen Einfluss auf die Gültigkeit von Guttenbergs Dissertation hat dieser Rechtsstreit nicht. Aber der Freiherr zieht einfach magisch seltsame Geschichten und leicht obskure Gestalten an. Zuletzt war der Herr Doktor in die Lobby-Affäre um den Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor verwickelt.
Und so freuen wir uns schon auf den kommenden Sommer und das nächste Comeback des Karl-Theodor zu Guttenberg.