Bürgerkriegsland
Rebellen in Syrien rücken auf strategische Stadt Homs vor
6. Dezember 2024, 5:18 Uhr
Israel stellt sich angesichts der überraschend schnellen Offensive der Rebellen im benachbarten Syrien Medienberichten zufolge auf einen möglichen Kollaps der syrischen Armee ein. Man beobachte die Entwicklungen und sei "auf alle Szenarien vorbereitet, sowohl offensiv als auch defensiv", teilte das israelische Militär mit. In der Nacht habe die israelische Luftwaffe derweil nahe der syrischen Grenzübergänge zum Libanon Routen für den Waffenschmuggel bombardiert, hieß es. Die proiranische Hisbollah habe über diese Routen mit Hilfe Syriens Waffen in den Libanon transportiert.
Das Militär werde jede Bedrohung des Staates Israel beseitigen, die gegen die Vereinbarung über die seit Kurzem geltende Waffenruhe im Krieg gegen die libanesische Hisbollah verstoße, teilte die israelische Armee weiter mit. Mit Blick auf das schnelle Vorrücken der Rebellen in Syrien sagten zuvor zwei israelische Geheimdienstbeamte der US-Nachrichtenseite "Axios", der Zusammenbruch der Verteidigungslinien der syrischen Armee in den vergangenen 24 Stunden sei schneller erfolgt als erwartet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz beriet sich mit Vertretern der Militärführung über die Entwicklung in Syrien.
Eine Allianz aus eigentlich rivalisierenden Rebellen hatte in dem Nachbarland überraschend schnell große Gebiete im Nordwesten eingenommen und rückt nach Kämpfen um Aleppo und Hama nun in Richtung Homs vor. Dort könnte eine entscheidende Schlacht stattfinden mit möglicherweise schweren Folgen für Staatschef Baschar al-Assad. Israel habe gegenüber Washington Besorgnis sowohl über eine mögliche Machtübernahme in Syrien durch radikale Islamisten als auch über eine mögliche verstärkte Präsenz iranischer Kräfte zur Unterstützung Assads zum Ausdruck gebracht, zitierte "Axios" einen US-Beamten.
Die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die den Nordwesten beherrscht und die Offensive anführt, plant den Sturz Assads. Dies wäre nach Ansicht von Analysten der Denkfabrik Institut für Nationale Sicherheit (INSS) in Tel Aviv ein Schlag für Israels Erzfeind Iran und seine Helfershelfer wie der libanesischen Hisbollah. Andererseits sei die Möglichkeit, dass dschihadistische Gruppen die Kontrolle über große Teile Syriens übernehmen könnten, für Israel eine Bedrohung. Es liege in Israels Interesse, dass sich die Dschihadisten mit Irans Kräften und der Hisbollah bekämpfen, sagte ein israelischer Beamter der "Times of Israel". Man wolle, "dass sie sich gegenseitig schwächen", sagte er.
Das israelische Militär werde "keine Bedrohungen an der libanesisch-syrischen Grenze dulden", teilte die Armee mit. Man werde "jede Bedrohung des Staates Israel abwehren". UN-Generalsekretär António Guterres forderte derweil humanitären Zugang zu allen bedürftigen Zivilisten im Bürgerkriegsland Syrien und ein Ende der Gewalt. Dazu habe er mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert, sagte Guterres in New York. Nach 14 Jahren Krieg sei es "Zeit für ernsthaften Dialog". Zehntausende Zivilisten seien bedroht in einer Region, "die sowieso schon brennt", sagte der UN-Generalsekretär.
Die Türkei dementiert, etwas mit der Offensive der Rebellen in Syrien zu tun zu haben. Beobachter gehen aber davon aus, dass Ankara den Vorstoß zumindest gebilligt hat - und am Ende davon profitiert. Erdogan will, dass zumindest ein Teil der Flüchtlinge in seinem Land nach Syrien zurückkehrt und der Einfluss kurdischer Milizen geschwächt wird. Der Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen Assads Regierung. Sicherheitskräfte gingen dagegen mit Gewalt vor. Alles mündete in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen.
Unterdessen laufen die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen weiter. "Es sind intensive Verhandlungen im Gange, die sich auf die gesamte Region auswirken könnten", sagte der israelische Präsident Izchak Herzog laut eines Sprechers bei einem Treffen mit muslimischen Religionsführern und einflussreichen Imamen arabischer Gemeinden in Israel.
Ägypten hat der Hamas Medienberichten zufolge einen abgeänderten Vorschlag für ein Abkommen unterbreitet. Ägypten war neben Katar und den USA in den vergangenen Monaten als Vermittler in die Verhandlungen involviert gewesen, da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander verhandeln. Die Hamas habe bisher nicht mitgeteilt, ob sie bereit sei, den Vorschlag zu diskutieren, meldete die "Times of Israel". Falls sie das wolle, werde Israel eine Delegation nach Kairo schicken, um zu verhandeln, wurde ein Beamter zitiert.
Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.