Konflikt in Nordafrika

US-Außenminister: 72-stündige Waffenruhe im Sudan vereinbart

Die Kämpfe im Sudan sind zum Wochenbeginn fortgesetzt worden, aber es gibt Hoffnung, dass die Waffen zumindest vorübergehend schweigen. Laut US-Außenminister Blinken gibt es eine Einigung auf eine Waffenruhe.


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Ein Mann blickt auf die Stadt Khartum, wo infolge von Kämpfen schwarzer Rauch aufsteigt.

US-Außenminister Antony Blinken hat eine Waffenruhe im Sudan in Aussicht gestellt. Blinken teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, nach intensiven Verhandlungen hätten sich die sudanesischen Streitkräfte und die mit ihnen rivalisierenden paramilitärischen Einheiten (Rapid Support Forces) darauf geeinigt, ab Mitternacht für 72 Stunden eine landesweite Waffenruhe einzuhalten. Die US-Regierung fordere beide Seiten nachdrücklich auf, sich vollständig an diese Absprache zu halten. Bereits zuvor hatte es von den Konfliktparteien ähnliche Ankündigungen gegeben, die Waffenruhe wurde jedoch nicht eingehalten.

Blinken erklärte weiter, um auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe hinzuarbeiten, wollten sich die USA mit regionalen und internationalen Partnern und sudanesischen Akteuren abstimmen. Es solle ein Ausschuss eingerichtet werden, der Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe, deren Abschluss und Umsetzung überwachen solle.

Khartum wurde am Montag zum zehnten Tag in Folge von schweren Gefechten erschüttert. Medien und Augenzeugen auf Twitter berichteten von Luftangriffen der Armee in der an Khartum nördlich angrenzenden Stadt Omdurman sowie im Vorort Kalakla. Übereinstimmenden Videos und Berichten zufolge sollen in Kalakla mehrere Wohnhäuser eingestürzt sein. Anwohner suchten nach Verschütteten und Opfern. Auch in der Region West-Darfur soll es Berichten zufolge weitere Kämpfe gegeben haben.

Derweil sondiert die amerikanische Regierung nach der vorübergehenden Schließung der US-Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum andere Optionen für eine diplomatische Präsenz in dem Land. "Wir prüfen Möglichkeiten, sobald wie möglich wieder eine diplomatische und konsularische Präsenz im Sudan einzurichten", sagte Blinken. "Die Bedingungen sind sehr, sehr schwierig." Er könne daher keinerlei Zeitplan nennen.

Die USA hatten angesichts der schweren Kämpfe im Sudan am Wochenende ihre Regierungsmitarbeiter aus dem Land abgezogen und die US-Botschaft in Khartum auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Blinken sagte, eine solche Entscheidung gehöre zu den schwierigsten eines Außenministers. "Aber meine oberste Priorität ist die Sicherheit unserer Leute." Trotz der Evakuierung der Botschaft setze die US-Regierung ihre diplomatische und konsularische Arbeit im Sudan auf anderen Wegen fort, sagte Blinken. Man stehe im Kontakt mit amerikanischen Unternehmen und Bürgern mit Blick auf Unterstützung und mögliche Ausreise.

Das US-Militär überwache Landrouten aus dem Sudan, die möglicherweise zur Flucht genutzt werden könnten, sagte der Sprecher des Pentagon, Pat Ryder. Außerdem positioniere die US-Marine Schiffe vor der Küste des Sudans, um US-Staatsbürger bei Bedarf bei der Flucht zu unterstützen.

Indessen hat sich Israel im Konflikt im Sudan als Vermittler ins Spiel gebracht. Das israelische Außenministerium habe angeboten, in Israel Verhandlungen auszurichten, um die Gewalt in dem afrikanischen Land zu beenden, hieß es von einem Sprecher des Ministeriums. "Wenn es einen Weg gibt, wie Israel dabei helfen kann, den Krieg und die Gewalt in dem Land zu beenden, würden wir das sehr gerne tun", teilte Außenminister Eli Cohen mit.

Israel steht nach Ministeriumsangaben bereits mit hochrangigen Vertretern beider Seiten im Sudan in Kontakt und bemüht sich, Verhandlungen herbeizuführen. Fortschritte der Gespräche in den letzten Tagen seien "vielversprechend" gewesen, hieß es.

Israel bemüht sich seit Jahren, um eine Normalisierung seiner Beziehungen mit dem Sudan. Im Februar verständigten sich beide Länder bei einem Besuch von Cohen in Khartum auf den Text eines entsprechendes Abkommens. Es sollte noch in diesem Jahr unterschrieben werden - sobald "im Sudan eine zivile Regierung eingesetzt worden ist", hieß es damals. Cohen teilte nun mit, er hoffe, dass eine Beruhigung der Lage zu einer Unterzeichnung des Abkommens führen werde.

Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.