Weltrekord-Schnitzel von Mengkofen
Rudi Dietl: "Natürlich musst du ein bisschen verrückt sein"
16. September 2019, 14:38 Uhr aktualisiert am 17. September 2019, 11:48 Uhr
Rudolf "Rudi" Dietl aus Feldkirchen ist fast schon ein "alter Hase" im Essens-Weltrekord-Business. Am Wochenende hat er schon wieder einen aufgestellt, diesmal mit einem 70 Quadratmeter großen Schnitzel. Im Gespräch mit idowa zieht der 57-Jährige eine Bilanz des erfolgreichen Events, geht auf Kritik von außen ein - und erklärt, wie man Spendengelder aus Altöl macht.
Es ist über 1.200 Kilo schwer, ungefähr 70 Quadratmeter groß, besteht aus 400 Koteletts, 250 Kilo Semmelbröseln und rund 4.000 Eiern. Gebraten wurde es in 15.000 Litern Öl. Rudi Dietls Rekord-Schnitzel ist eine rundum enorme Erscheinung und das neue "Größte Schnitzel der Welt" im berühmten "Guinness Buch der Rekorde". Tausende von Zuschauern kamen am Sonntag zum Event in Mengkofen und ließen sich ein Stück vom XXL-Schnitzel schmecken. Doch neben den vielen Fans der Aktion gab es auch kritische Stimmen, vor allem von Tierschützern. idowa hat mit dem Organisator über die Aktion gesprochen.
Herr Dietl, erstmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Weltrekord! Wie fühlen Sie sich denn jetzt?
Rudolf Dietl: Danke! Aber ich bin vor allem froh, dass es so ein tolles Fest war, dass alles so gut geklappt hat. Wirklich, ich habe keine Spur von Kritik an der Organisation. Es waren 10.000 Leute da, trotzdem war es ein ruhiger Tag für die Sicherheitsleute, für die Rettungskräfte, es ist nichts passiert. Wir hatten strahlende Kinderaugen, die Schnitzelsemmeln wurden uns aus den Händen gerissen, und das Wetter tat natürlich sein Übriges.
Wie kam es zu der Idee für Ihren neuen Rekord? Warum gerade ein Schnitzel?
Dietl: Ein heutiger guter Freund von mir und ich, wir haben uns im Urlaub kennengelernt. Feldkirchen und Mengkofen sind ja nicht weit auseinander. Und an einem Abend haben wir zusammen zu Abend gegessen - und zufällig beide ein Schnitzel bestellt. Und jetzt können Sie sich vorstellen, wie's weitergegangen ist.
Ja, Sie haben sich gedacht: 'Machen wir ein Rekord-Schnitzel!'
Dietl: Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Wir haben gewusst, dass wir beide gern Schnitzel essen, und so war der Gedanke geboren.
Sie haben ja schon Erfahrung mit Rekordversuchen. Sie haben bereits eine Rekord-Pizza und einen Rekord-Burger gemacht. Was war denn die bisher anspruchvollste Aktion?
Dietl: Der Versuch mit dem Schnitzel war definitiv der anspruchsvollste. Weil es einfach sehr viel umfangreicher ist. Man muss gegen den Regen geschützt sein, wir haben ein riesiges Bierzelt aufgestellt und alles war einfach überdimensional: Der Gitterrost, der ganze Metallbau, die Holzplatte, wo das Fleisch dann aufgelegt wurde. Das war natürlich viel mehr Arbeit, und auch mit viel mehr Kosten verbunden. Also, das Schnitzel war das anspruchvollste.
"Am Ende runde 200 Leute, die da mit angepackt haben"
Beim Braten sind anscheinend Halteseile gerissen. Hat es denn sonst kritische Momente gegeben?
Dietl: Nein, in keinster Weise. Meine Jungs vom Metallbau und vom Metzger und der Herr, der die Wanne befeuert hat, also Hitze reingebracht hat - alles war bis ins kleinste Detail geplant und es hat überhaupt keine Überraschungen gegeben. Dass sich da zwei oder drei Seile gelockert und gelöst haben, war überhaupt kein Problem. Das war unerheblich, weil wir den Giterrrost an vielen anderen Stellen angehoben haben.
Also war es nicht so dramatisch ...
Dietl: In keinster Weise dramatisch, nein. Man erschrickt natürlich kurz und fragt sich: ‚Was ist jetzt da passiert?' Da geht man dann an eine Wanne hin, die auf 190 Grad aufgeheizt ist, um zu schauen, was da los ist. Wir schauen uns heute auch mal genauer an, woran das lag - aber es war letztlich unerheblich für das Gelingen des Projekts.
Apropos Planung: Welche Leute braucht man denn, um sowas durchzuziehen? Welche Berufe und welche sonstigen Helfer?
Dietl: Das kommt natürlich immer drauf an, was man macht. Hier jetzt braucht man einen hervorragenden Metzger, den wir mit der Metzgerei Zankl gefunden haben. Einen hervorragenden Metallbauer, Metallbau Will, und drittens Gase Plattner für die Befeuerung. Da kann man natürlich keine Leute nehmen, die mit solchen Rekorden keine Erfahrung haben, weil das Team super zusammenpassen muss. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Und wenn man so ein riesiges Fest ausrichtet, braucht man natürlich viele, viele, viele Helfer - das waren am Ende runde 200 Leute, die da mit angepackt haben.
Woher hatten sie die weiteren Produkte, also Eier und Semmelbrösel?
Dietl: Die Semmelbrösel waren von der Bäckerei Dischinger aus Wallersdorf und das Flüssigei haben wir in 150-Liter-Kanistern fertig vom Großhandel frisch im Kühlwagen angeliefert bekommen, weil das sonst einfach ein zu großer Zeitaufwand gewesen wäre mit mehreren tausend Eiern.
"4.831 Schnitzelsemmeln verkauft"
Es hat auch Kritik an der Aktion gegeben, unter anderem von der Tierschutzorganisation PETA. Der "Zeitgeist" der Ernährung geht ja generell momentan eher weg vom Fleisch, hin zu mehr vegetarischer oder sogar veganer Ernährung. Wie rechtfertigen Sie in diesen Zeiten ein 70-Quadratmeter-Schnitzel?
Dietl: Das ist eine sehr oft gestellte Frage, die ich so beantworte: Wir sind im Team wirklich sehr sensibel mit dem Thema Fleisch umgegangen. Wir wussten, dass Fleisch ein wichtiger Nahrungsstoff ist, und unser Ziel war immer, dass dieses Schnitzel zu 1.000 Prozent verzehrt werden soll und nichts weggeschmissen wird. Unser Plan ist aufgegangen, wir haben 4.831 Schnitzelsemmeln verkauft, es ist kein Gramm entsorgt worden. Das Ganze ist von der Rekordrichterin des Guinness-Buchs bis zum Schluss überwacht worden. Sie hat mit Argusaugen da draufgeschaut, genau wie der Bürgermeister der Gemeinde Mengkofen. Hinzu kommt, und das ist mir sehr wichtig, dass wir die fünf Euro für jede Semmel zugunsten kranker Kinder spenden. Ich will das Thema Lebensmittelverschwendung, Klimawandel und so weiter auch überhaupt nicht klein reden, das ist mir alles bewusst. Aber wir wollten eben den Kindern bei ihrer Entwicklung weiterhelfen. Und so viele Spenden bekommt man eben nur mit einem großen Fest wie diesem zusammen.
Wohin fließen die Spenden genau?
Dietl: Wohin die Spenden gehen, gebe ich nächste Woche bekannt, weil da auch noch der Erlös von der Altöl-Entsorgung in der Biogas-Anlage dazukommt. Das Öl wird gerade in Mengkofen von einer Spezialfirma abgesaugt, in eine Raffinerie gebracht, aufbereitet und wieder weiterverkauft. Das sind auch nochmal ein paar tausend Liter, die ein gewisses Geld zusätzlich einbringen, das ebenfalls gespendet wird. Wenn wir die Gesamtsumme wissen, werden wir sie bekanntgeben und sagen, an wen wir sie spenden. Es ist auf jeden Fall eine tolle Sache.
Das mit der Ölentsorgung wäre die nächste Frage gewesen ...
Dietl: Ja, die Ölentsorgung ist natürlich sehr wichtig. Wir hatten 15.000 Liter, die uns die Firma Lindemann aus Bielefeld gesponsert hat. Das Öl wurde in einem Labor extra für uns genau berechnet, also mit Brennpunkt und Siedepunkt und so weiter. Wir können es jetzt eben weiterverkaufen. Mit diesem Thema gehe ich sehr sensibel um. Es geht zurück zu den Raffinerien und wir erfahren dann, wohin es von dort aus geliefert wird, mit allen Dokumenten und Zertifikaten und so weiter.
Haben Sie denn schon Pläne für ein neues Rekord-Lebensmittel?
Dietl: Nein, sicher nicht! Ich habe in keinster Weise Pläne für einen neuen Rekord-Versuch, da is jetzt a' Ruh'!
Also war es das nun nach drei Versuchen?
Dietl: Man soll niemals nie sagen. Wissen Sie, es wird immer gesagt: ‚Der Rudi Dietl macht an Weltrekord!' Aber das stimmt überhaupt nicht! Mir als Person ist das überhaupt nicht wichtig, glauben Sie mir das. Da ist eine ganze Truppe von 200 Leuten, im Organisationsteam der Herr Dieterbeck, der Herr Biersack und ich. Im erweiterten Bereich nochmal so zehn bis 15 Leute - und denen gebührt eigentlich der Dank. Die haben ein riesiges Kinder- und Familienfest zu dem Schnitzel-Weltrekord mitorganisiert. Wir hatten Donikkl da, es waren über 10.000 Leute da, und nur so konnte das überhaupt funktionieren. Also nicht: 'Der Rudi Dietl macht an Weltrekord!' Sondern eine ganze Armee an Freunden und Geschäftspartnern, die so ähnlich sind wie ich und Kindern was Gutes tun wollen. Wir brauchen keinen Guinness World Record! Wir tun das einfach mit Freude. Natürlich musst du vielleicht ein bisschen verrückt sein, um so ein Projekt anzugreifen.
Also noch keine konkreten Pläne für irgendwas anderes ...
Dietl: Ich bin jetzt froh, dass ich meine Ruh' hab.
Das ist nachvollziehbar ...
Dietl: Jetzt kommt die schöne Seite. Gerade räumen sie zusammen, da sind 20, 30 Leute beschäftigt. Und dann gibt es große Nachfeiern mit den 200 Leuten. Da kann man Gedanken austauschen. Und das ist das schöne an der ganzen Geschichte: Der Zusammenhalt, die Freundschaft, und dass man was bewegt hat für arme Kinder - des is doch gut, oder?