Von C. Eberl

Wallersdorf. Fassungslos stehen Vermieterin Johanna A. (Name von der Red. geändert) und ihr Sohn vor ihrem Häuschen in der Marktgemeinde. Der Saustall im Garten war im wahrsten Wortsinne nur ein Vorgeschmack auf das, was die beiden im Inneren ihrer Immobilie erwartet. Altkleider, ramponierte Möbel, versiffte Matratzen, kurzum: "astreiner" Müll. Der sonnige Oktobertag kann sie nicht darüber hinwegtrösten, dass sie zahllose Kubikmeter Messi-Hinterlassenschaften werden beseitigen müssen. Und eine "Herbstputzkolonne" obendrein!

Schon vor Jahren hatte die Landauer Zeitung über die "außergewöhnliche" Form der Gartengestaltung an diesem Ort berichtet, anonymisiert, mit viel Ironie, aber ohne Erfolg. Schon damals ließen die Zustände draußen Schlimmes in dem Haus erahnen. Der Mieter drohte zwar mit Klage gegenüber der Heimatzeitung, seine überschüssige Energie münzte er allerdings nicht in eine Rama-Dama-Aktion um. Jetzt sind er, seine Frau und - die Angaben gehen weit auseinander - vier bis neun Kinder scheinbar spurlos verschwunden. Über Nacht sind sie ausgezogen. Nur eine Katze blieb zurück und fand bei einem Nachbarn Unterschlupf. Nur soviel ist sicher: Alle Schlüssel waren zurückgelassen worden. Und: Die Familie wohnt nun in Reisbach, angeblich auf einem Bauernhof mit sieben Zimmern.


Nachbarn bleiben an jenem goldenen Oktobertag kopfschüttelnd am Gartentor stehen, zeigen der Hausbesitzerin ihr Mitgefühl, wissen aber auch vom Messi-Wohnstil zu berichten. So erzählt eine Mutter, dass die Kinder oft Läuse gehabt hätten, von den Lehrern nach Hause geschickt worden seien. Das Jugendamt sei des öfteren da gewesen, eingeschritten sei es aber nicht, meint sie. "Da ist wohl vorher ein Zimmer aufgeräumt und alle anderen Türen zugemacht worden," vermutet die Mutti und wundert sich im Einklang mit der Ratsch-Gemeinde, dass die Behörden nicht tätig geworden seien.

In der Tat ist es unvorstellbar, dass unter solchen Umständen Kinder leben mussten. Poster von Superstars vermitteln eine heile Welt und Jugendträume, doch im Kinderzimmer stinkt es penetrant, Schmutz an Wänden, Türen und Fenstern und jede Menge Unrat lassen kein Gefühl der Geborgenheit aufkommen.

Nur mit einer gewissen Sportlichkeit und Akrobatik lässt sich die zugemüllte Holztreppe in den Speicher benutzen, besser gesagt, erkraxeln. Den Anblick würde man den Eigentümern lieber ersparen, sie waren noch gar nicht in diesem Geschoss. Und sie werden sich wohl tapfer Müllsack um Müllsack nach oben kämpfen müssen. Wieder das selbe Bild, die Räumlichkeiten gleichen einer geduldeten Abfalldeponie der 70-er Jahre. Ein teurer, aber defekter Hubschrauber zum Fernsteuern lässt nicht mal mehr Kinderaugen staunen. Keinen Millimeter befinden sich die Füße auf dem Boden, hier ist alles mit nutzlosen und wertlosen Utensilien übersät, so als wäre ein Restmüllcontainer explodiert. Ähnliche Bilder in allen Etagen, im Schuppen und in der Garage sowieso. Ein Altauto im Garten, Kfz-Batterien und alte Reifen seien nur am Rande erwähnt, von möglichen Umweltschäden ganz zu schweigen.

Der Sohn der Vermieterin mag schon gar nichts mehr wissen von dem materiellen Schlachtfeld, der eigentliche Hausbesitzer soll mit allzu vielen Details verschont werden, zu instabil ist sein Gesundheitszustand. Und solche Nachrichten tun ihm nach einem Schlaganfall sicherlich nicht gut. Die Lebensgefährtin und ihr Sohn können wenigstens noch Mitgefühl aufbringen: Für den neuen Vermieter. Sie würden ihn am liebsten warnen, denn dieses Müllproblem scheint Methode zu haben. Schon in einer früheren Unterkunft hat es ähnlich ausgesehen. Johanna A. und ihrem Lebensgefährten samt Sohn blieb nur noch der Weg zum Anwalt, um nicht auch noch juristisch von den "Müllmännern" belangt zu werden. Und sie brauchen nun viel Tatkraft, die Berge von Unrat in den nächsten Monaten abzutragen.