Landkreis Landshut
Vion-Schlachthof: Darum hat der Ex-Verwaltungschef eine halbe Million Euro veruntreut
12. Juni 2015, 7:26 Uhr aktualisiert am 12. Juni 2015, 7:26 Uhr
Es war ein Geständnis in Etappen, das Ludwig P. am Donnerstag vor der ersten Strafkammer des Landgerichts Landshut ablegte. Der ehemalige Verwaltungschef des Landshuter Vion-Schlachthofbetriebs räumte ein, rund eine halbe Million Euro veruntreut zu haben, indem er Rechnungen fingiert und Geld auf sein eigenes Konto abgezweigt hat. Dass ihm das Unrecht seiner Taten durchaus bewusst war, gestand der 67-Jährige aber erst nach eindringlichen Vorhaltungen von Kammermitgliedern und Staatsanwalt. Zunächst hatte P. angegeben, die getürkten Überweisungen seien von der Geschäftsführung quasi toleriert worden, da er aufgrund einer Festanstellung bei gleicher Arbeit weniger Gehalt bekommen habe. Ein Vion-Geschäftsführer wies dies als paradox zurück.
Die Staatsanwaltschaft legt Ludwig P. Untreue in 13 Fällen zur Last. Laut Anklage hatte P. in seiner Funktion als kaufmännischer Leiter aller Vion-Schlachtbetriebe in der Region Zugriff auf alle Computersysteme gehabt, mit der die Finanzbuchhaltung und das Zahlungswesen vorgenommen und die Stammdaten der Kreditoren verwaltet wurden.
Das habe er genutzt, so die von Alexander Ecker vertretene Anklage, um ab Juni 2009 in Wirklichkeit nicht existierende Verbindlichkeiten der Vion gegenüber dem Lieferanten "Erzeugergemeinschaft Südostbayern e.G." in das Buchhaltungssystem einzugeben und durch Manipulation der Stammdaten Zahlungen von insgesamt 513.766,99 Euro an sich selbst zu veranlassen.
Die Firma Vion, die er ab 1999 als Selbstständiger beraten habe, habe ihn 2009 mehr oder weniger in ein Angestelltenverhältnis gezwungen, sagte P. zunächst vor Gericht. Sein Gehalt, das sich zuvor auf etwa 150.000 Euro jährlich belaufen habe, sei dadurch auf 60.000 Euro geschrumpft. Nachdem er der Geschäftsführung einen möglichen Stellenwechsel angekündigt hatte, habe es von dieser geheißen: "Du bleibst. Wir finden schon einen Weg." Die Fleischbranche sei eine besondere Branche, so der Angeklagte. Da laufe vieles über mündliche Absprachen. Aber ein Grundsatz habe immer gegolten: "Es muss nicht wahr sein, es muss nur klar sein." Und so habe er eben seine "Gestaltungsmöglichkeiten" genutzt, weil er mit vier Kindern und "einem gewissen Lebensstandard" in Panik geraten war.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.