Landkreis Landshut
Arbeitsverhältnisse am Vion-Schlachthof in der Kritik: Maloche zum Niedriglohn?
19. Dezember 2014, 8:51 Uhr aktualisiert am 19. Dezember 2014, 8:51 Uhr
Seit etwas mehr als einer Woche liegen die Pläne für den neuen Vion-Schlachthof im Rathaus aus. Zeitgleich empfing das Unternehmen Vertreter mehrerer Stadtratsfraktionen um über den Ausbau zu informieren - mit positiver Resonanz. 50 neue Arbeitsplätze sollen nach Ende des Ausbaus entstehen - in der Produktion und im Vertrieb. Mit Ausnahme von Tierschützern und den Grünen hat sich der scharfe Wind gegen Vion anscheinend gelegt.
Kurt Haberl sieht aber nach wie vor Diskussionsbedarf. Der niederbayerische Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) befindet sich immer wieder im Konflikt mit dem niederländischen Lebensmittelkonzern. Grund dafür sind die Arbeitsbedingungen, die bei Vion herrschen. Die Situation im Landshuter Schlachthof fasst Haberl mit dem Satz "Nicht alles läuft astrein" zusammen.
In drei Verfahren betreut die NGG als Rechtsvertreter derzeit Vion-Mitarbieter, die sich bei Haberl über den Konzern beschwert haben. Grund: Arbeitslohn und Arbeitszeit. Zu Recht, wie Haberl meint. Löhne von um die neun Euro pro Stunde bei Vion-Werksmitarbeitern sind seinen Informationen nach keine Seltenheit. Das entspricht in etwa einem Monatsgehalt von 1.500 Euro brutto im Monat. "Für Akkordarbeit am Schlachtband sind das Niedriglöhne", sagt Haberl. In einem der Fälle, die er betreut, betrage der Lohn sogar nur 8,29 Euro brutto pro Stunde. Er geht außerdem von einer höheren Dunkelziffer aus, da die NGG nur ihre Mitglieder vertreten könne.
Haberl betont, dass es bei diesen Fällen um Vion-Werksmitarbeiter geht. Die Schlachthof-Mitarbeiter, die in einem Subunternehmen angestellt sind, sind eine andere Geschichte: Bei ihnen verdient man, so Haberl, durchaus elf Euro die Stunde, also etwa 1800 Euro brutto im Monat. Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn eines Arbeiters in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln liegt laut Angaben des Landesamts für Statistik bei 2570 Euro brutto im Monat.
Knochenjob Schlachter
Ein weiterer Vorwurf des Bezirksvorsitzenden betrifft die Arbeitsstunden. Vion-Beschäftigte hätten in ihren Zeitnachweislisten 38,5 Stunden als Soll-Arbeitszeit ausgeschrieben, würden im Schlachthof aber regelmäßig auf 42 Wochenstunden oder mehr kommen. Diese würde das Unternehmen aber nicht als Überstunden auszahlen, was das Gehalt effektiv wieder senke.
Das Schlachtgewerbe beschreibt der NGG-Vorsitzende als Knochenjob. Viele Arbeiter aus Osteuropa, vor allem Bulgaren und Rumänen, arbeiten in dem Gewerbe, da die Löhne für einheimische Metzger viel zu gering seien. Vion kontert diese Aussage mit dem Stichwort "Fachkräftemangel". Es gebe zu wenig einheimische Fachkräfte, so dass man auf Angestellte aus dem Ausland angewiesen sei. Die Informationspolitik der NGG bezeichnet Vion als "völlig irreführend". Lediglich acht ungelernte Kräfte, die einfache Arbeiten erledigten, erhielten einen Grundlohn von weniger als 8,50 Euro, zu dem noch Zulagen sowie Sondervergütungen wie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld kämen. "Der effektive Stundenlohn liegt daher selbst bei den ungelernten Hilfskräften bei mindestens 9,10 Euro und damit weit über dem gesetzlichen Mindestlohn."