Finnland
Land der tausend Seen
8. März 2013, 16:26 Uhr aktualisiert am 8. März 2013, 16:26 Uhr
Schon der Flug über das "Land der tausend Seen", wie Finnland auch oft genannt wird, war ein unbeschreibliches Gefühl. Und das lag nicht etwa an der Höhe des Flugzeugs, sondern an dem, was unter uns zu sehen war: Beeindruckende Wälder, Kiefern und Fichten, die wie ein riesiger dunkelgrüner Teppich das Land bedecken. Dazwischen unzählige Wasserwege und tiefblaue, mal kleinere und mal größere Seen. Die Freiheit und die Wildnis des Landes kann man von hier oben förmlich spüren. Und gleichzeitig wirkt das Land so heimisch und friedlich und man fühlt sich von der ersten Sekunde an willkommen.
Die Hauptstadt Helsinki ist mit Sicherheit keine Metropole, wie wir sie kennen: Statt aneinandergereihten Häuserblocks, hupenden Autos und gestressten Menschenmengen findet man hier einen entspannten Lebensrhythmus. Ein sehr einprägsames Erlebnis war die Ankunft am Bahnhof in Helsinki um 1 Uhr nachts. Selbst zu dieser späten Stunde - und es war nicht einmal Wochenende - wurden wir hier von toller Straßenmusik empfangen.
Ein wahres Paradies fand ich auf der Insel Suomenlinna, eine der größten historischen Seefestungen der Welt. Sie ist vom Hafen aus über eine Fähre zu erreichen und nicht von Touristen überlaufen. Kleine Wege führen durch scheinbar unberührte Natur. Die kleinen Hügelchen erinnern ein bisschen an das Auenland in "Der Herr der Ringe", die Ruinen der früheren Festung laden zu Entdeckungstouren ein und die Felsen am Inselrand bieten einen idealen Platz zum Sonnen sowie einen herrlichen Ausblick. Äußerst sehenswert ist der Dom. Mit seiner schneeweißen Fassade und der riesigen Treppe davor ist er ein echter Blickfang. Und wer den "Aufstieg" wagt, wird mit einer tollen Sicht über die Dächer der Stadt belohnt.
Das Hostel überraschte mit modernen und sehr sauberen Appartements, einer tollen Stimmung und einem Top-Service. So konnte man sich zum Beispiel kostenlos Küchenutensilien für die wohnungseigene Kochnische ausleihen. Außer mir wohnten hier jede Menge Austauschstudenten aus der ganzen Welt. Dass die Stadt multikulti ist, sieht man auch in der Straßenbahn. Ich kam zum Beispiel mit einer Kanadierin ins Gespräch und wir unterhielten uns über - natürlich - das Oktoberfest.
Hektik ist ein Fremdwort
Bei einem Besuch bei Bekannten in Finnland wurde ich herzlich begrüßt und schon nach kurzer Zeit wie ein Familienmitglied behandelt. Diese Warmherzigkeit und Offenheit war eine tolle Erfahrung. Die Finnen sind generell sehr offen und ruhig. Hektik und Stress, wie es bei uns Deutschen alltäglich ist, sind hier Fremdwörter. Die Familie wohnt mit ihren Hunden in einem Holzhaus mitten im Wald. Auf die Frage, ob sie denn schon mal Bärenbesuch hatten, antworteten sie: "Möglich wär's, aber direkt gesehen haben wir noch keinen." Das Haus ist ein gemütliches und uriges Holzhaus mit Kachelofen. In der Küche steht ein riesiger Tisch mit Bänken aus Massivholz. Die Räume sind, im Gegensatz zu typisch deutschen Häusern, nicht alle abgetrennt. Zu Essen gibt es hier zum Beispiel "Mämmi", das ist ein gebackener Malzpudding und der wird mit Sahne und Zucker gegessen.
Selbstgebaute finnische Sauna direkt vorm Haus
Ein paar Meter vom Haus entfernt steht eine selbstgebaute finnische Blockhaussauna, direkt am eigenen See mit Steg. Die Familie erzählt, dass sie im Winter ein Loch ins Eis schneiden, um nach dem Saunagang ins kühle Nass zu springen. Wer sich das nicht traut, kann natürlich auch an der angebauten Dusche mit Wasserbottichen eine Abkühlung nehmen. Am Grillplatz vor der Sauna lässt die Familie im Sommer gerne den Abend ausklingen. Die Sauna ist in Finnland übrigens in fast jedem Haus, egal ob Ferienhaus in der Wildnis oder Wohnung in der Stadt, zu finden.
Etwas verwundert waren wir bei unserer ersten Supermarkttour: Joghurt findet man hier in Eineinhalb-Liter-Tetrapacks, Gummibärchenprodukte gibt es in meterlangen Regalen zum Selbstaussuchen und -abwiegen (wie übrigens auch in jeder Videothek). Und da es keine extra Bäckereien oder Metzgereien gibt, kann man sich hier auch bestens mit Fleisch- und Brotwaren eindecken. Die Supermärkte haben außerdem länger geöffnet als bei uns, meistens bis um 22 Uhr und einige Supermarktketten sogar rund um die Uhr. Alkohol kann man nur in sogenannten Alko-Markets kaufen und zwar erst ab 18 beziehungsweise 21 Jahren. Bier steht zwar auch in den Supermärkten zum Verkauf, aber nur bis 22 Uhr. Außerdem schmeckt es meinen finnischen Freunden nicht so gut wie das Bier vom Gäubodenvolksfest.