Reihentestung in Bogener Werk

17 bestätigte Fälle von Sars-CoV2 bei Wiesenhof


Reihentests der Wiesenhof-Mitarbeiter am Bogener Standort wurden am Mittwoch abgeschlossen. (Symbolbild)

Reihentests der Wiesenhof-Mitarbeiter am Bogener Standort wurden am Mittwoch abgeschlossen. (Symbolbild)

Von Valerie Tielich und Redaktion idowa

Beim Geflügelschlachter Wiesenhof am Standort Bogen sind Mitarbeiter Ende der vergangenen Woche positiv auf Sars-CoV2 getestet worden. Es wurden Reihentests angeordnet, die bis zum Mittwochabend abgeschlossen werden konnten. Abschlussergebnisse hiervon gibt es noch nicht - aber schon 17 Infizierte.

Seit Dienstagmittag wurde am Standort Bogen des Geflügelschlachters Reihentestungen der gesamten Belegschaft durchgeführt. Um die rund 1.000 Mitarbeiter effizient testen zu können, wurden direkt vor Ort vier Teststationen eingerichtet. Noch am Dienstag erfolgten etwa 700 Tests, der Rest wurde bis zum Mittwochabend abgeschlossen.

Insgesamt gibt es aktuell 17 positive Testergebnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Drei der Infizierten befinden sich bereits seit der vergangenen Woche in Quarantäne. Diese positiven Tests sind laut Landratsamt aber nicht auf die Reihentests zurückzuführen, sondern wurden bereits vorher unabhängig davon wegen der vorhandenen Symptomatik bei den Personen durchgeführt. Mit den ersten Laborergebnissen der Reihentestungen ist allerfrühestens am Donnerstag zu rechnen.

Mindestens 25 Kontaktpersonen wurden bislang ermittelt und sind ebenfalls in Quarantäne. Erst wenn die Ergebnisse der Reihenuntersuchung vorliegen, könne geklärt werden, welche Maßnahmen vor Ort notwendig sind, um das Problem einzudämmen, sagte Welck. Wie der Pressesprecher erläuterte, handele es sich bei den positiven Fällen unter anderem um osteuropäische Mitarbeiter, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen.

Von den Produkten der Firma geht laut Welck keine Ansteckungsgefahr aus. Die Produktion läuft am Standort weiter.

"Ein direkter infektiologischer Zusammenhang am Arbeitsplatz konnte bisher zwar nicht festgestellt werden. Aber angesichts der Fälle in Schlachthöfen in Deutschland, die ja auch durch die Medien gegangen sind, wollen wir frühzeitig reagieren, um so die Ausbreitung des Virus unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und damit auch in der Region zu unterbinden", erklärt Dr. Beate Biermaier, Leiterin des Gesundheitsamtes Straubing/Straubing-Bogen. Lesen Sie hierzu auch Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen: Merkel kündigt Neuregelungen an

Fraglich ist, wie es bei erhöhten Infektionszahlen in der Region weiter gehen könnte. Entscheidend hierfür ist die sogenannte Sieben-Tage Inzidenz. Bei Sars-CoV2 lag diese im Landkreis Straubing-Bogen am Mittwochabend noch bei 23. Allerdings ist möglicherweise mit weiteren Infektionen zu rechnen, die durch die Reihentests ans Licht kommen könnten. Der Grenzwert des Robert-Koch-Institut (RKI), ab dem Beschränkungen empfohlen werden, liegt bei 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Welche Maßnahmen bei einer möglichen Überschreitung des Grenzwertes ergriffen werden, ist noch unklar. "Wir haben bisher noch keinerlei Ergebnisse der Reihentestung und müssen deshalb erst einmal abwarten, wie sich dies auf die Sieben-Tages-Inzidenz auswirkt. Des Weiteren besteht ausdrücklich die Möglichkeit, bei solchen Fällen besondere Konzepte vorzulegen, um die Lockerungen nicht zu gefährden. Selbstverständlich wird es im Fall der Fälle solche Konzepte geben, daran wird bereits gearbeitet", sagte Landrat Laumer mit Bezug auf mögliche Zukunftsszenarien.

Im Interview mit idowahat der Haibacher Bundestagsabgeordnete Alois Rainer Stellung bezogen: Man dürfe die Fleischindustrie nicht als Ganzes an die Wand nageln: "Richtig ist aber auch, dass es in der Fleischindustrie präkere Beschäftigungsverhältnisse gibt und Unterkunftsbedingungen, die nicht gerade die besten sind. Was Covid-19 anbelangt, geht natürlich eine Gefahr von solcher Unterbringung aus."

Kritik von SPD: "In Bayern überhaupt nichts unternommen"

Seitens der Opposition im Landtag kam Kritik am Vorgehen der Landesregierung. "Seit vier Wochen ist bekannt, dass in Baden-Württemberg ein Erntehelfer an der Krankheit verstorben ist und es dort an einem Schlachthof zu zahlreichen Infektionen gekommen ist. Seither häufen sich die Meldungen über Infektionen an Schlachthöfen aus ganz Deutschland. In Bayern aber wurde bisher überhaupt nichts unternommen. Im Gegenteil: Frau Humls Gesundheitsministerium hat erst am letzten Wochenende gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärt, Tests seien nicht notwendig, da es kein Ausbruchsgeschehen gäbe. Es zeigt sich jetzt: Das ist nicht nur falsch, sondern auch ein schweres Versäumnis, das Menschenleben gefährdet", hieß es es in einer Pressemitteilung seitens der SPD-Abgeordneten Ruth Müller und Florian von Brunn. Die Abgeordneten verlangen sofortige und umfangreiche Tests im Freistaat, wie auch in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Auch die Wohnverhältnisse sollen im Rahmen eines Sonderprogramms kontrolliert werden.

Das bayerische Gesundheitsminsiterium wies die Kritik laut Bayerischem Rundfunk zurück. Man habe direkt nach Bekanntwerden der ersten Fälle mit einer Reihenuntersuchung begonnen.

Deutsche Schlachthöfe entwickeln sich zunehmend zu Corona-Brennpunkten. Im April war die Krankheit bereits in einem Fleischwarenwerk in Birkenfeld in Baden-Württemberg ausgebrochen. Auch die Belegschaften in Coesfeld und Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen sowie Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein sind betroffen.

Die Fleischindustrie steht wegen der Arbeits- und Unterkunftsbedingungen seit vielen Jahren in der Kritik. Branchenkenner sind deshalb nach eigener Aussage nicht davon überrascht, dass es dort so viele Infektionen gibt.

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