Donau Post
Fast 14 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung für JVA-Geiselnehmer
1. März 2010, 17:41 Uhr aktualisiert am 1. März 2010, 17:41 Uhr
Regensburg. Knapp elf Monate nach der Geiselnahme in der Straubinger Justizvollzugsanstalt (JVA) ist ein 51 Jahre alter Sträfling am Montag zu weiteren 13 Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Zudem ordnete das Regensburger Landgericht an, dass der wegen mehrerer Vergewaltigungen und eines Sexualmordes vorbestrafte Mann anschließend in Sicherungsverwahrung muss. Zwei Gutachter hatten den Mann als extrem gefährlich beschrieben und ihm ein hohes Rückfallrisiko bescheinigt, falls er jemals wieder frei kommt. Der Mann hatte die Cheftherapeutin der JVA knapp sieben Stunden lang gefangen gehalten und zwei Mal vergewaltigt.
Der Mann saß fast ein viertel Jahrhundert in dem niederbayerischen Hochsicherheitsgefängnis ein, weil er 1984 in Aschaffenburg eine 25 Jahre alte Lehrerin vergewaltigt und umgebracht hat. Der Serientäter hatte sich damals mit der Engländerin verabredet, weil er angeblich als Nachmieter deren Appartement übernehmen wollte. Seit 2004 befand sich der Mörder auf der damals neuen JVA-Therapiestation in Straubing. Dort sollte er auf eine mögliche Haftentlassung vorbereitet werden.
Im April 2009 ging er ins Büro seiner Therapeutin, angeblich um mit ihr über seine Brieffreundin reden zu wollen. Als die Frau Feierabend machen und gehen wollte, bedrohte der Häftling die Diplom-Psychologin mit einem selbst hergestellten Messer, raubte ihr den Schlüssel und sperrte den Raum zu. Anschließend fesselte und entkleidete er das Opfer und verging sich stundenlang an ihm. Die Frau hatte in dem Prozess ausgesagt, sie habe die ganze Zeit Todesängste ausgestanden.
Der Aschaffenburger hat seit seinem 14. Lebensjahr immer wieder junge Mädchen und Frauen überfallen und mehrere Opfer vergewaltigt. Der Überfall auf die JVA-Cheftherapeutin war mindestens die siebte Tat in ähnlichen Weise. Dabei fesselte der Mann seine Opfer und schnitt ihnen dann den BH auf. Forensik-Experte Michael Osterheider beschrieb den Mann als einen "Hangtäter", dem es darum gehe, die Opfer zu dominieren und herabzuwürdigen. Der Mann sei "für die Allgemeinheit als sehr gefährlich zu betrachten". Osterheider stellte bei ihm "sexuellen Sadismus" fest.
Der 51-Jährige, der inzwischen in der JVA Bruchsal in Baden-Württemberg ist, hat bereits mehr als 30 Jahre wegen Sexualverbrechen im Gefängnis gesessen. Nach der Ermordung der Lehrerin in Aschaffenburg hatte er auch schon einmal einen Justizbeamten als Geisel genommen, um aus der Untersuchungshaft auszubrechen. Der Mann sprang mit einem Komplizen über die Gefängnismauer. Die Häftlinge erlitten dabei aber Knochenbrüche, so dass sie gleich wieder festgenommen werden konnten.
In der Straubinger JVA war der Mann allerdings bis zu der Geiselnahme immer unauffällig. Nach der Tat wurden die Sicherheitsvorkehrungen in dem Gefängnis verschärft. Die Zellen werden nun häufiger durchsucht, es wurden Metalldetektoren angeschafft, um die Waffen wie das in dem Fall verwendete Messer finden zu können. Zudem ist die Installation eines 1,7 Millionen Euro teuren Alarmsystems geplant. Die Bediensteten sollen Taschengeräte mit Notrufknopf erhalten. Eine "absolute Sicherheit" könne im Strafvollzug aber nie garantiert werden, teilte die JVA aus Anlass des Prozesses mit.
Ungeklärt blieb in dem Prozess, warum während der nächtlichen Geiselnahme das bereitstehende Sondereinsatzkommando nicht eingriff und so das stundenlange Martyrium der Therapeutin beendete. Die 50-Jährige ist durch das Verbrechen traumatisiert. Sie hat Panikattacken und wird weiter psychiatrisch behandelt. Die Frau wird voraussichtlich nie mehr in ihrem Beruf arbeiten können.