Regensburg

Flutpolder: Finale Stellungnahme liegt vor


Prof. Dr.-Ing. Andreas Malcherek beim Hochwasserdialog in Wörth a.d.Donau im April dieses Jahres.

Prof. Dr.-Ing. Andreas Malcherek beim Hochwasserdialog in Wörth a.d.Donau im April dieses Jahres.

Von Redaktion idowa

Prof. Dr.-Ing. Andreas Malcherek gab nun seine finale Stellungnahme zum vorgelegten Grundwassermodell des Umweltministeriums ab. Das Grundwassermodell sei zwar gut validiert und aussagekräftig, aber in einigen Teilen gäbe es noch große Unstimmigkeiten.

Systematische Fehler und Probleme machen aus Sicht von Professor Dr.-Ing. Andreas Malcherek einen neuen Kalibrierungsbericht erforderlich. Landrätin Tanja Schweiger stellt klar, dass die finanziell und personell äußerst aufwendigen Untersuchungen nun die Leckagen bestätigten, die Betroffene von Anfang an monierten. Die Flutpolder werden bei Hochwasser zudem dazu führen, dass es zu erheblich längeren Belastungen für die Anwohner kommen wird.

Der Flutpolderbeauftrage des Landkreises, Harald Hillebrand, fasst die Stellungnahme von Prof. Dr.-Ing. Malcherek wie folgt zusammen: "Der Vorhabensträger hat nicht vor, Fehler bei Frengkofen und die systematisch zu niedrigen Modellergebnisse donaunah, oberstromig der Stauanlage Geisling, weiter zu untersuchen. Auch Unstimmigkeiten in Bezug auf Grundwasserstände am linksseitigen Donauufer sollen offensichtlich nicht mehr weiter aufgeklärt werden. Das ist aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger im Umgang seitens der Behörden leider nicht nachvollziehbar. Wenn neues Vertrauen gewonnen werden soll, müsse sich absolute Transparenz wie ein roter Faden durch das Thema ziehen. Zudem besteht der Landkreis auf die ursprünglich ins Spiel gebrachte dreidimensionale Darstellung des Modells. Dies werde bisher aber ebenfalls verweigert."

Prof. Dr.-Ing. Malcherek hält in seiner Stellungnahme fest, dass durch den Bau der Staustufe Geisling mittlere Grundwasserstände ausbaubedingt um bis zu 1,2 Meter erhöht wurden. Ebenso wurde durch den Bau der Staustufe Straubing der mittlere Grundwasserstand oberhalb der Stauanlage um bis zu 1,8 Meter erhöht. Aus einem Leck in der rechtsseitigen Binnendichtung an der Staustufe Geisling fließt Flusswasser in das Grundwasser. Aus dem nicht weit genug abgedichteten Bereich auf der linken Seite der Staustufe Geisling stromaufwärts fließt ebenfalls Flusswasser in das Grundwasser. Dies ist nun endgültig offensichtlich. Leider wird dies aber im Gutachten ausgeklammert, weil es originär nicht mit dem geplanten Flutpolder in Verbindung gebracht wird.

Tanja Schweiger: "Das Ausklammern der bisherigen Missstände bewahrt die Anlieger nicht vor den Schäden, die durch Flutpolder verstärkt werden," zudem sei es der Glaubwürdigkeit nicht dienlich, dass das Grundwassermodell die Messungen an diversen Pegeln um einige Meter verfehle.

Sehr nachdenklich stimmen die Feststellungen von Prof. Dr.-Ing. Malcherek, dass bei der Modellierung des Hochwassers 1986 Grundwasserstände rechtsseitig der Donau zwischen Illkofen und der Staustufe Geisling zu niedrig, im Bereich Frengkofen systematisch zu hoch und im Bereich Pfatter und östlich davon ebenfalls zu niedrig seien. Laut Wasserwirtschaftsamt angeblich übergelaufene Pegel in diesem Bereich hatten allerdings keinen Einfluss auf die Kritik zu diesen Werten. Die Anmerkung, dass die von Grundwassererhöhungen betroffenen Gebiete unbewohnt seien, ist schlichtweg falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Dort wohnen Menschen. Harald Hillebrand: "Man bekommt den Eindruck, dass die Annahmen so lange optimiert werden, bis das Ergebnis ‚pro Polder' herauskommt."

Der konzeptionelle Nachteil, dass das Grundwassermodell nicht bis zur Staustufe Straubing reicht, wird zusätzlich bemängelt. Zum Grundwasserhochstand 2013 werden keine Aussagen zu den Ursachen der Kellerüberschwemmungen gemacht. Aus Sicht des Professors ist dieser Bereich qualitativ und quantitativ komplett zu überarbeiten.

Und noch immer wurden die vielen Fragen und Alternativvorschläge aus dem Hochwasserdialog nicht beantwortet. "Die Flutpolderplanungen sind endlich zu stoppen, die Hinhaltetaktik ist nicht akzeptabel und es muss endlich Schluss sein mit der Steuergeldverschwendung für ein so unsinniges Projekt. Der Aufwand und das Geld das hier seitens des Umweltministeriums verwendet wurden, wären besser in konkrete, dezentrale Hochwasserschutzmaßnahmen investiert worden", so die Landrätin.