Drei Typen, drei Seelen, drei Geschmäcker
Interview: Die Band "Blackout Problems" über ihre Lieder und Konzerte mit anderen Gruppen
30. Juni 2015, 14:58 Uhr aktualisiert am 30. Juni 2015, 14:58 Uhr
Wer seine Bühne beim Pfingst-Open-Air in Salching kurzerhand ins Publikum verlegt, um mit den Fans zusammen zum Lied "Home" zu feiern, ist etwas Besonderes. Genau das sind "Blackout Problems". Mario Radetzky, Marcus Schwarzbach und Michael Dreilich haben keine Berührungsängste. Wie es dazu kam, erzählen Mario und Michael im Interview.
Mario und Michael, ihr seid seit über drei Jahren auf Tour. Braucht ihr nicht mal eine Pause?
Mario: Gute Frage. Im Moment ist es einfach so, dass wir mega Bock haben zu spielen. Wenn unsere Booking-Agentur anruft - egal wo und egal wie weit wir fahren müssen - wir spielen dort. Wir haben immer gesagt, wir sind nie die Band, die sagt: "Boah, ne ich weiß nicht. Das sind aber doch sechs Stunden Fahrt. Da hab' ich keine Lust drauf." Wir haben immer Bock zu spielen.
Michael: Wir fühlen uns unwohl, wenn wir ein Wochenende haben, an dem kein Konzert ist. Weil wir dann gar nicht genau wissen, was wir machen sollen.
Mario: Ja, wenn es Samstagabend ist und wir kein Konzert haben, sitzen wir zu Hause. Wir haben ja keine Freunde. Wir wissen nicht, was wir machen sollen (lacht).
Neben euren vielen Auftritten habt ihr noch drei EPs herausgebracht. Wie schafft ihr das?
Mario: Wir nehmen uns schon Zeit. Und wir haben uns beispielsweise dieses Jahr, Ende Februar eine Woche ein Haus gemietet in... irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern... (lacht).
Michael: Zielow war es. Das liegt an einem See.
Mario: Ja, genau. Der See heißt Müritz. Es war voll schön. Wir haben einfach zehn Tage lang Mucke gemacht. Das sind für uns Intensivzeiten, in denen wir schreiben. Aber wir schreiben irgendwie immer. Natürlich hat man mal Phasen, in denen einfach nichts aus einem rauskommt. Da schaut man acht Stunden lang ein weißes Blatt Papier an und schreibt kein einziges Wort. Aber es gibt auch Momente, in denen es einfach läuft. Und da muss man es ausnutzen.
Bei Konzerten steht ihr oft mit anderen Bands auf der Bühne. Ihr wart zum Beispiel mit "Heisskalt", "Massendefekt" und "Emil Bulls" auf Tour. Wie wichtig sind euch Kontakte zu anderen Bands?
Michael: Sehr wichtig, wenn nicht sogar das Allerwichtigste. Diese Touren mit "Heisskalt", "Massendefekt" und "Emil Bulls" waren alles Touren, auf die uns die Hauptband mitnehmen wollte. Wenn du als junge Band starten willst, bist du angewiesen, dass dich jemand unter die Fittiche nimmt, mal mitnimmt und Bock auf dich als Vorband hat.
Mario: Gerade bei "Heisskalt" fand ich es echt cool, dass die uns mitnehmen wollten. Die wurden selbst, 2012 glaube ich, von "Jennifer Rostock" mitgenommen. Und mittlerweile sind "Heisskalt" so groß, dass sie in der Position sind zu sagen: "Hey, wir haben Bock, euch als Vorband zu nehmen." Da ist eine ganz schöne Freundschaft entstanden.
Auf eurer EP "Gods" ist der Song "The City Won't Sleep Tonight". Ihr beschreibt darin einen Aufstand in einer Stadt und gebt euch kämpferisch. Worum geht's in dem Lied?
Mario: Wir schreiben unsere Musik meist aus der Sicht von einem Anfang 20-Jährigen, der seinen Weg in die Welt geht. Es passieren heute Sachen in der Welt, die für uns unbegreifbar sind - schöne wie schlechte. Gerade bei "The City Won't Sleep Tonight" sind es eher schlechte. Wir prangern da so ein bisschen den Kapitalismus an, der sich breitmacht. Es geht überall nur um Kohle und das ist unfassbar schade. Viele Menschen leben ihr Leben nur so, wie sie es leben, weil sie so Geld verdienen. Und wir sind zurzeit in so einer glücklichen Position, dass wir unser Leben so leben können, wie wir Bock haben. Wir verdienen zwar gerade kein Geld, aber wir können dafür anderen Leuten mitgeben: "Hey, wenn ihr eine Leidenschaft habt, dann lebt dafür." Und dieser Aufstand in "The City Won't Sleep Tonight" sind sozusagen diese Leute, die aufstehen und für ihr Ding kämpfen.
Ihr identifiziert euch also mit Leuten, die für ihr Ding kämpfen.
Mario: Klar, logo. Wir sehen überhaupt keinen Unterschied zwischen uns auf der Bühne und den Leuten im Publikum.
Michael: Deswegen gehen wir bei "Home" auch runter. Weil wir das einfach wollen. Wir brauchen die Bühne nicht.
Mario: Wir haben keine Berührungsängste.
Ihr habt ruhige Songs wie eben "Home" aber auch rockige. Wie beschreibt ihr eure Musikrichtung?
Michael: Drei Typen, drei Seelen, drei Geschmäcker und drei Herzen. Die Songs sind ein Querschnitt. Es ist "Alternative Rock" (lacht).
Mario:(lacht) Wir sagen meistens "Alternative", obwohl wir "Alternative" eigentlich nicht wirklich definieren können. Wir wollen nicht sagen, dass wir eine Indie-Band sind, weil wir hochglanzpolierte Lackschuh-Indie-Bands nicht so gern mögen. Die sind einfach zu schön. Und wir sind nicht so schön.
Michael: Wir finden, das Wort "Alternative" war früher immer so was Eigenständiges. Das sind einfach Bands, die was Eigenes machen wollen. Vielleicht wollen wir das ausdrücken.