Nachwuchskoordinator im Interview

Uli Liebsch über den Straubinger Nachwuchs: "Entwicklung ist durchweg positiv"


Waren am Donnerstag in Straubing: Uli Liebsch und Herberts Vasiljevs.

Waren am Donnerstag in Straubing: Uli Liebsch und Herberts Vasiljevs.

Am vergangenen Donnerstag war Uli Liebsch, Nachwuchskoordinator der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), gemeinsam mit Ex-DEL-Profi Herberts Vasiljevs zu Gast in Straubing. idowa unterhielt sich mit ihm über die Entwicklung des Nachwuchses am Standort Straubing, das Problem zu weniger Kinder, den Wechsel im EHC-Vorstand und die jungen Spieler in der DEL.

Herr Liebsch, wie bewerten Sie die Entwicklung der letzten Jahre am Eishockey-Standort Straubing?
Uli Liebsch: Die ist durchweg positiv. Ich bin jetzt im sechsten Jahr hier und es hat sich strukturell vieles verbessert, wenn man sich das Personal ansieht. Auch die Anzahl der Kinder wird langsam besser. Es ist jetzt ja auch groß geplant, die Infrastruktur voranzubringen. Ich hoffe, dass das so weitergeht und bin guter Dinge, dass der Standort das halten und sich vielleicht sogar noch verbessern kann.

In welchen Punkten hat sich der Verein am meisten verbessert?
Liebsch: Vor allem hat die Stadt mehr Eiszeiten hergegeben. Das ist immer das Wichtigste, dass man einfach Eiszeit hat. Dann haben die Straubinger viel im unteren Bereich unternommen, um mehr Kinder zu rekrutieren - zum Beispiel durch die Kids-on-Ice-Days. Damals gab es einen hauptamtlichen Trainer, inzwischen sind es vier. Und es ist einfach viel professioneller geworden. Es ist aber auch noch Luft nach oben. Es gibt viele Punkte, die man noch verbessern kann. Ein Nachwuchsstandort muss auch wachsen, dem muss man Zeit geben. Und nicht zu vergessen: Nachwuchsarbeit kostet Geld.

Einer der größten Kritikpunkte in Straubing dürfte die Anzahl der Kinder sein.
Liebsch: Genau. Da würde ich mir einen größeren Zulauf wünschen. Da ist Straubing der Konkurrenz ein bisschen hinterher. An anderen DEL-Standorten ist es in den letzten Jahren rasanter gewachsen. In Straubing wird es langsam besser, aber es ist eigentlich gegen den Trend. Überall platzt es aus allen Nähten und in Straubing hoffe ich, dass es hier auch bald mal soweit ist.

Wie könnte man das denn anschieben?
Liebsch: Sie machen die Dinge, die im Fünf-Stern-Programm verlangt werden: Kids-Day, Kindergarten- und Schulaktionen. Der wichtigste Baustein ist aber immer die Laufschule. Und die muss man einfach so attraktiv machen, dass es sich in der Stadt rumspricht und jeder sein Kind hinbringen will. Das kann man nicht mit Geld bezahlen. Da braucht man Leute, die das mit Herzblut und Leidenschaft betreiben und die Kinder einfach fangen.

Die Straubing Tigers stehen in der DEL derzeit auf Rang zwei und haben eine neue Eishockey-Begeisterung ausgelöst. Kann sich das auch im Nachwuchs auswirken?
Liebsch: Das hoffe ich sehr. Ich glaube auch, dass es ein Faktor sein kann. Wenn man hier zum Beispiel München beobachtet hat, sieht man: Mit den Erfolgen oben ist auch unten ein unheimlicher Boom entstanden. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Zugpferd Tigers da etwas bewirken kann.

Was sind die nächsten Aufgaben, die in Straubing angegangen werden müssen?
Liebsch: (lacht) Kinder rekrutieren. Es wurde infrastrukturell und auch beim Personal einiges gemacht. Aber es muss jetzt einfach geschafft werden, dass man noch mehr Kinder begeistern kann, um die Pyramide von unten noch breiter aufzubauen.

Wozu waren Sie am Donnerstag in Straubing?
Liebsch: Vor Weihnachten ist immer die sogenannte Zwischen-Evaluierung. Da setzen wir und mit den Vereinen hin und schauen, was bisher geleistet wurde. Dann kommen wir noch einmal Ende Februar, Anfang März. Da ist dann die abschließende Evaluierung.

Aktuell hat Straubing vier Sterne. Ist schon abzuschätzen, in welche Richtung es dieses Mal geht?
Liebsch: Der EHC kann stolz sein, ein Vier-Sterne-Club zu sein und es sieht gut aus, dass sie das auch nächstes Jahr wieder sein werden.

Der aktuelle Vorstand hat in dieser Woche bekannt gegeben, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. Wie haben Sie das aufgenommen?
Liebsch: Zunächst muss man jedem Respekt zollen, der ehrenamtlich für den Eishockey-Nachwuchs arbeitet - egal in welcher Funktion. Die Vorstandsmacher haben viel um die Ohren und davor habe ich großen Respekt. Da ist es ganz normal, dass es auch einmal einen Wechsel gibt. Ich denke, dass auch die neue Vorstandschaft wieder mit Herzblut und Leidenschaft da rangeht und bin guter Dinge, dass es sich weiter gut entwickelt.

Weg von Straubing: Wie hat sich denn der Eishockey-Nachwuchs in Deutschland insgesamt entwickelt?
Liebsch: Die Entwicklung ist positiv. Man hat das Powerplay26-Programm im fünften Jahr. Die Anzahl der Kinder ist gestiegen. Da spielt sicher auch der Gewinn der Silbermedaille bei Olympia mit rein. Aber auch vor der Medaille zeigte der Pfeil schon nach oben. Die Kids-Days bringen was. Da wurde schon vorher ein Boom angestoßen, der sich durch die Silbermedaille noch einmal verstärkt hat. Die Anzahl steigt. Das Trainerpersonal wurde überall aufgestockt, es gibt mehr Eiszeiten, infrastrukturell wurde viel getan. Ganz klar: Powerplay26 ist angekommen und zahlt sich aus. Die inhaltliche Ausbildung der Spieler wird besser. Durch die Aufstiege der U18- und U20-Nationalmannschaften zeigt sich, dass die Spieler besser oben ankommen. Und Gott sei Dank setzen die Verantwortlichen bei den Profimannschaften wieder mehr auf junge deutsche Spieler, was man am Beispiel Tim Brunnhuber ja auch in Straubing sieht.

Wie sehr freut es Sie, wenn so viele junge Spieler in der DEL spielen wie Brunnhuber in Straubing, Lukas Reichel in Berlin, Tim Stützle in Mannheim oder John-Jason Peterka und Justin Schütz in München?
Liebsch: Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich war selbst DEL-Trainer, habe aber über ein paar Jahre keine DEL mehr im Fernsehen angeschaut. Jetzt schaue ich es wieder liebend gerne an, schaue mir immer die Spiele an, in denen die jungen Spieler spielen. Da geht mir das Herz auf und das macht einfach Freude.