Punktepolster aufgebraucht
Der EHC steht gegen Straubing mächtig unter Druck
17. Dezember 2019, 6:31 Uhr aktualisiert am 17. Dezember 2019, 6:31 Uhr
Nach nur vier Punkten in fünf Spielen droht dem EHC München am Dienstagabend in Straubing der Sturz von Platz 1. Die AZ zeigt die Probleme der Red Bulls.
München - Gerade mal 17 Tage ist es her, da schienen die Machtverhältnisse in Deutschlands höchster Eishockey-Liga klar verteilt: Der EHC Red Bull München thront über allen! Am 29. November gewann man just das Topspiel zu Hause gegen die damals schon zweitplatzierten Straubing Tigers mit 3:1 und hatte einen Vorsprung von 13 Punkten auf die Verfolger. Eine fast absurde Siegquote von 86,4% sorgte für Erstaunen.
EHC hat kein Punktepolster mehr
17 Tage später, steht erneut das Topspiel an, dieses Mal in Straubing. Und nun droht dem Spitzenreiter EHC der Thronsturz, von dem einstigen Punktepolster ist viel aufgebraucht. Gerade einmal noch drei Punkte trennen beide Mannschaften, mit einem Sieg nach regulärer Spielzeit am Dienstag (19.30/Magenta Sport) würden die Straubinger den EHC vom Thron stoßen.
Dass die Red Bulls etwas von ihrem Vorsprung einbüßen würden, war sicherlich erwartbar, dass dieser aber über die letzten fünf Spiele förmlich pulverisiert wurde, kam doch etwas überraschend. Nur ein Sieg und vier von 15 möglichen Punkten stehen beim EHC in diesem Zeitraum in der Bilanz. Die AZ zeigt die Problemfelder der kriselnden Münchner.
Ausfälle: Neun Stammspieler fehlen
EHC-Trainer Don Jackson muss seit längerer Zeit auf einige Leistungsträger verzichten, doch mit der Abstellung von John Jason Peterka und Justin Schütz für die U20-WM und der Verletzung von Nationalspieler Maximilian Kastner fehlen dem Meister von 2018 mittlerweile neun (!) Stammspieler. Am schwersten wiegen die Ausfälle der beiden Stammtorhüter Kevin Reich und Danny aus den Birken - aus statistischer Sicht die beiden besten Goalies der Liga.
Dafür schlägt sich Ersatzmann Daniel Fießinger, der eigentlich in der Oberliga für den Kooperationspartner SC Riessersee aufläuft, zwar tapfer und erntete auch Lob von Trainer Jackson, konnte allerdings einfache Gegentore nicht in der Regelmäßigkeit verhindern wie Reich oder aus den Birken. Über den kürzlich nachverpflichteten Stürmer Justin Shugg sagt Jackson: "Er hat bisher kaum mit der Mannschaft trainiert, seine Kraft ist noch nicht bei 100%."
Disziplin: Strafminuten und Unterzahl
Nach der 2:4-Niederlage am Sonntag gegen die Adler Mannheim sah Don Jackson vor allem bei einer Sache Verbesserungsbedarf: "Die dummen Strafen kosten uns Spiele." Stimmt! Insgesamt sammelte der EHC 354 Strafminuten in dieser Saison, in 128 Situationen stand man mit mindestens einem Mann weniger auf dem Eis - der schlechteste Wert in der Liga. Zwar belegt man den fünften Platz, was die Quote in Unterzahl angeht, viel mehr stört Jackson ein anderes Problem: "Die Strafen kosten uns unglaublich viel Kraft, wir müssen so viel wie keine andere Mannschaft in Unterzahl spielen."
Da man ohnehin durch die personelle Notlage nur mit drei Angriffsreihen spielen kann, bedeutet das für die Spieler eine zusätzliche Belastung.Für Jackson gilt: "Wenn man Meisterschaften gewinnen will, geht das nur mit Disziplin." Mit Straubing wartet nun das zweitbeste Überzahlteam der Liga - eine Belastungsprobe für die Münchner Disziplin.
Ladehemmung: Scheitern an der Chancenverwertung
In den vergangenen drei Spielen hat der EHC nur drei eigene Treffer markiert. Oft scheitert man an der Chancenverwertung, wie am Freitag bei der 0:1-Niederlage bei den Iserlohn Roosters, als keiner der 39 Schüsse auf das Tor sein Ziel fand. Auch mit dem Überzahlspiel ist man noch nicht zufrieden, Scheibenverluste an der blauen Linie ermöglichen den Gegnern Gelegenheiten zum Kontern.
"Momentan geht keiner rein", meinte Nationalstürmer Yasin Ehliz nach dem Mannheim-Spiel, "aber wir müssen weiter hart arbeiten und mehr Verkehr vor das Tor bringen, nur so können wir dem Torhüter die Sicht nehmen".
Der EHC geht also nicht unbedingt als Favorit ins Spitzenspiel am Straubinger Pulverturm, doch Jackson fordert, die Ergebniskrise "jetzt abzukürzen. Das dauert schon zu lange". Jacksons Fazit: "Solche Herausforderungen haben wir jedes Jahr."
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