Eishockey

EV Landshut: Warum Tor Immo im Penalty-Killing viel Spaß hat

Interview mit EVL-Goldhelm Tor Immo (30) über seine Rolle als "Brain", die Qualitäten eines Top-Teams und seinen kongenialen Partner David Stieler.


KLARE KANTE: "Ich will gewinnen, ich will aufsteigen, ich will in der DEL spielen, am besten mit den Jungs hier", sagt der frisch gebackene Familienvater Tor Immo aus Schweden.

KLARE KANTE: "Ich will gewinnen, ich will aufsteigen, ich will in der DEL spielen, am besten mit den Jungs hier", sagt der frisch gebackene Familienvater Tor Immo aus Schweden.

Von Redaktion Landshut Sport

Er kam, sah und lieferte: Mit der Verpflichtung von Tor Immo gingen im Sommer beim EVL beträchtliche Erwartungen einher - nun, nach einem Drittel der Hauptrunde, kann man feststellen: Der Schwede, der vorige Saison bei Dukla Trencin in der Slowakei und davor beim EHC Freiburg schon mal ein Jahr in der DEL 2 spielte, ist genau der Führungsspieler, als der er verpflichtet wurde. Mit 22 Punkten (7 Tore/15 Assists) ist er Topscorer im Team von Coach Heiko Vogler und steht in der Plus-Minus-Statistik mit +17 ligaweit auf Platz zwei. Zeit für ein Interview mit dem "Goldhelm".

Ihre persönliche Zwischenbilanz liest sich statistisch stark, Trainer Heiko Vogler hat Sie als "Brain" geadelt, als "Denker und Lenker", und auch bei den Fans stehen Sie in hohem Ansehen. Wie fällt Ihre eigene Einschätzung aus?

Immo: Ich bin sicher selbst mein größter Kritiker und muss sagen, dass ich in den ersten Spielen nicht so viele Tore geschossen habe wie ich hätte schießen sollen. Da habe ich eine Menge Chancen nicht genutzt und war ziemlich angepisst, weil wir sonst vielleicht mehr Spiele gewonnen hätten. Dann ist es besser geworden, wobei ich immer noch finde, dass wir angesichts der Chancen, die wir kreieren, mehr Tore schießen müssten. Das gilt auch für mich. Normalerweise zählt das Powerplay zu meinen Stärken, hier kann ich beim Gegner den größten Schaden anrichten. Und da muss ich und müssen wir als Team etwas effizienter werden.

Der Coach spricht mit Blick auf das Teamgefüge und die Bedeutung von Führungsspielern davon, dass es einerseits "übertragene Verantwortung" gebe und auf der anderen Seite "gewollte Verantwortung"; als Beispiel für gewollte Verantwortung nennt er explizit Sie. Wie füllen Sie diese Rolle praktisch aus?

Immo: Mittlerweile bin ich 30 Jahre alt, aber ich wollte schon immer ein Anführer meines Teams sein. Dazu muss ich nicht Kapitän sein, aber ich rede viel, auf dem Eis, in der Kabine, auch mit den Trainern. Heiko und Schubi involvieren die Spieler in die Systeme, in kleinere Anpassungen, die für die Optimierung entscheidend sein können - in der Vorbereitung, aber auch während der Spiele. Und ich bin neugierig, frage nach bei den Trainern, weil ich die Dinge genau wissen und verstehen will. Ich bin kein Ja-Sager und kein Nein-Sager, sondern ein Warum-Frager. Und wenn wir dann in der Kabine darüber reden, können vielleicht auch andere Spieler davon profitieren, die nicht selbst fragen. Der Effekt ist: Jeder versteht alles, du hast keine Fragen im Kopf, du gehst einfach raus und spielst, das macht es auf dem Eis viel einfacher. So möchte ich mithelfen, die Mannschaft weiterzuentwickeln.

Sie machen auf dem Eis bei aller Härte, Geschwindigkeit und Intensität des Spiels meist einen, sagen wir mal, relativ unangestrengten, jedenfalls souveränen Eindruck. Sie lassen schwierige Dinge ziemlich leicht aussehen, was ja bekanntlich weit über den Eishockeysport hinaus eine ganz besondere Fähigkeit ist. Hand aufs Herz: Ist das eine Frage der Erfahrung, der Coolness - oder wovon?

Immo: Das ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren und hat viel mit dem Team zu tun. Generell ist es wichtig, dass man genau weiß, wie der Mitspieler tickt, was er in bestimmten Situationen macht - so wie David Stieler und ich. Welchen Pass spielt man? Ist er zu riskant? Oder lohnt es sich, dieses Risiko einzugehen, weil die Chance in diesem Moment größer ist? Vielleicht sieht es manchmal leicht aus, sogar wenn ich unter Druck bin, aber das hat damit zu tun, dass du wissen musst, was du mit dem Puck machst, bevor du ihn bekommst. Denn wenn du ihn bekommst, ist es zu spät. Also habe ich mehrere Optionen im Kopf, je nachdem wie sich der Gegenspieler verhält.

Neben allen offensiven Qualitäten fallen Sie auch durch Ihre Präsenz in Unterzahl auf, was nicht zur zwingenden Jobbeschreibung eines Top-Scorers gehört. Interpretieren Sie das als Teil Ihrer Verantwortung fürs Team und/oder macht es Ihnen sogar Spaß?

Immo: Ich mag es wirklich! Der Punkt ist: Ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie die Powerplayspieler des Gegners ticken, was in ihren Köpfen vorgeht, was sie gerade planen. Das macht richtig Spaß, wenn du den Rhythmus des Gegners brechen und das Momentum auf die eigene Seite holen kannst. Wir ziehen als Mannschaft viel Stolz aus unserem Penalty-Killing, wir haben da einige sehr gute Jungs, blocken Schüsse mit Leidenschaft - und Heiko legt generell viel Wert auf dieses Element des Spiels.

Der EVL hat vor dieser Saison erstmals den formalen Antrag für eine DEL-Lizenz gestellt und die entsprechende Bürgschaft hinterlegt. Wie sehr hat das im Sommer Ihre Entscheidung, nach Landshut zu wechseln, beeinflusst?

Immo: Um ehrlich zu sein: Das war einer der Gründe, warum ich hier unterschrieben habe! Ich wollte in der DEL 2 nur zu einem Club gehen, der die DEL-Lizenz beantragt hat, alles andere war ein No-Go. Die Botschaft des Vereins ist klar: Wir wollen nicht nur mitspielen, wir wollen gewinnen. Mein Ziel passt dazu: Ich will auch gewinnen, ich will aufsteigen, ich will in der DEL spielen, am besten mit den Jungs hier.

Anfang November sind Sie 30 geworden. Mit einem Augenzwinkern gefragt: Fühlen Sie sich jetzt älter oder reifer?

Immo: Das ist doch eigentlich nur eine Zahl, der messe ich nicht so viel Bedeutung bei. Ich höre in meinen Körper hinein, da fühle ich mich wie 23. Es geht mir gut!

Sie sind ja auch familiär ganz gut eingebettet ins Thema Eishockey...

Immo: Stimmt, meine Frau Eveline ist selbst in einer Eishockey-Familie aufgewachsen, ihr Vater ist Co-Trainer beim SC Bern. Zu Hause schauen wir jeden Abend zusammen Spiele an, aus Schweden, aus der Schweiz und so weiter. Ja, es gibt schon viel Eishockey bei uns (schmunzelt). Aber nicht zu viel.

Seit kurzem sind Sie selbst stolzer Vater, Tochter Freya ist vor fünf Wochen auf die Welt gekommen. Wie geht's der jungen Familie?

Immo: Phantastisch. Okay, in Sachen Schlaf ist es ein bisschen anders als zuvor, aber nachts kümmert sich vorwiegend meine Frau um die Kleine. Ich versuche sie insgesamt so gut wie möglich zu unterstützen. Natürlich schreit Freya auch mal, aber wenn sie sich dann beruhigt und in meinen Armen einschläft, ist es einfach phantastisch.

Was sind Ihre Hobbys und Interessen jenseits von Eishockey, was machen Sie im Sommer?

Immo: Mein Nr. 1-Hobby ist ganz klar Golf. Zu Hause in Schweden ist es im Sommer 22 Stunden hell, da gehe ich um 19.30 oder 20 Uhr mit meinen Freunden auf eine 18- Loch-Anlage und spiele bis in den späten Abend hinein. Außerdem bin ich absoluter American-Football-Fan, wie auch Jack Doremus. Und ich spiele gerne Padel-Tennis, das in Schweden sehr populär ist. Angeln habe ich auch vier-, fünfmal probiert, das ist nicht so meines, da muss man geduldig sein (schmunzelt).