Nach Achtelfinal-Aus gegen Liverpool
Das Ende einer Ära: Schafft der FC Bayern das Comeback auf großer Bühne?
15. März 2019, 6:09 Uhr aktualisiert am 15. März 2019, 12:47 Uhr
Das Aus des FC Bayern markiert den Schlusspunkt einer Epoche, die 2009 mit Louis van Gaal begann und mit dem Sieg in der Königsklasse 2013 ihren Höhepunkt erreichte. Gelingt das Comeback auf großer Bühne?
München - An Tagen wie diesen, an "den Tagen danach", fühlt sich alles bleiern und schwer an. Der Blues hängt den Roten in den Kleidern.
Das Aus in der Champions League bedeutet für den FC Bayern stets einen markanten, von Trauerarbeit begleiteten Einschnitt der Saison, denn nun fehlt das größte Ziel: Das Streben nach dem Henkelpott ist für ein halbes Jahr ausgesetzt. Immerhin, und das ist ein kleiner Trost, hat man dieses Mal im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren der Bundesliga-Dominanz noch ein echtes Ziel vor Augen: die Meisterschaft, zu verteidigen im Duell mit den punktgleichen Dortmundern.
Hoeneß: "Liverpool hat besser gespielt und verdient gewonnen"
Andererseits: Das Aus durch das 1:3 gegen den FC Liverpool kam bereits im Achtelfinale und damit zu früh. Nach sieben Viertelfinal-Teilnahmen hintereinander ereilt Bayern nun erstmals seit 2011 der K.o. in der Runde der letzten 16. Uli Hoeneß presste die Lippen aufeinander, ein Satz reichte, um den Seelenzustand des Bayern-Präsidenten erkennen zu lassen, als er am späten Mittwochabend aus der Kabine an den Reportern vorbei Richtung Ausgang der Allianz Arena marschierte. "Liverpool hat besser gespielt und verdient gewonnen." Trainer Niko Kovac gab ehrlich zu: "Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen."
Wir - die Mannschaft und ihr Coach. Ist der diesjährige Königsklassen-Exit auch verbunden mit dem mittel- bis langfristigen Abschied aus dem Konzert der ganz Großen? Wird eine Halbfinal-Teilnahme angesichts der gewachsenen Konkurrenz künftig zum Ding der Unmöglichkeit? Da ist die Dominanz der mit TV-Millionen zugeschütteten Premier-League-Klubs (alle vier stehen im Viertelfinale!). Da sind die ewigen Riesen FC Barcelona, der FC Lionel Messi, sowie Real Madrid, diesmal gescheitert, jetzt mit Zinedine Zidane bereits im Neuaufbau. Dazu kommen das durch den nimmersatten Torjäger Cristiano Ronaldo wiedererstarkte Juventus Turin, die nach dem Sensations-Aus wohl noch mehr klotzenden Katar-Franzosen von Paris Saint-Germain, nicht zu vergessen: die jungen Wilden von Ajax Amsterdam, diese Saison Real-Killer, ein ewiger Quell großer Talente. Die Hürden für Bayern sind höher geworden.
Mit Louis van Gaal begann bei Bayern 2009 die Zeitenwende
Dabei kann man mit Stolz auf eine sensationelle Quote zurückblicken. Die Münchner waren in den letzten zehn Spielzeiten Stammgast in der K.o.-Phase, haben sieben Mal das Halbfinale erreicht, standen drei Mal im Finale mit dem Höhepunkt 2013, als man unter Jupp Heynckes in London gegen Borussia Dortmund (2:1) triumphierte. Nur ein Mal kam das Aus im Viertelfinale (2017 bei Real unter Carlo Ancelotti), zwei Mal im Achtelfinale, vor acht Jahren gegen Inter Mailand sowie jetzt gegen Liverpool.
Mit der Verpflichtung von System-Trainer Louis van Gaal begann bei Bayern 2009 die Zeitenwende. Sieben Jahre lang hatte man zuvor nach dem Champions-League-Gewinn 2001 unter Ottmar Hitzfeld nicht einmal das Halbfinale erreichen können. Der Holländer stellte den abwartenden Fußball um auf Ballbesitz-orientierten Angriffs- und damit Dominanzfußball. Bis heute ist das Grundidee und Basis des Bayern-Spiels, was auch Kovac bei seinem Amtsantritt erwähnte. Van Gaal verhalf Thomas Müller zu seiner Profikarriere, etablierte die Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribéry.
Pep Guardiola formte den FC Bayern zu einer Ballbesitz-Maschine
Heynckes holte Stabilisator Javi Martínez an Bastian Schweinsteigers Seite und würzte das fußballerische Spektakel mit seinen Qualitäten als Motivator und Moderator der Gruppe. Schließlich kam Pep Guardiola, der mehrere Evolutionsstufen verantwortete und Bayern ab 2013 zu einer Ballbesitz-Maschine formte, die mit Philipp Lahm und Xabi Alonso für Spielintelligenz und Leichtigkeit stand - ohne ein Finale um den Henkelpott zu erreichen.
Ein unerwartetes Aufflackern unter Heynckes auf seiner x-ten Rettermission spülte die Bayern vergangene Saison dank Auslosungsdusel in der K.o.-Phase (erst Besiktas Istanbul, dann der FC Sevilla, beide in Europa unterklassig anzusiedeln) noch einmal ins Halbfinale. Doch nun ist das Ende einer Ära gekommen, sind die goldenen Zeiten dieser Mannschaft mit den scheidenden Ikonen Robben & Ribéry vorbei. Schön war's.
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