Junger Franzose auf Martínez-Posten
Die Folgen des Kouassi-Deals für den FC Bayern
19. Juni 2020, 12:55 Uhr aktualisiert am 19. Juni 2020, 12:55 Uhr
Der FC Bayern verpflichtet Tanguy Kouassi von Paris Saint-Germain, die Franzosen sind sauer. "Er ist physisch robust und kopfballstark." Was der Deal für Martínez und Hernández bedeutet.
München - Egal, was passiert - Javi Martínez (31) wird für immer eine Legende des FC Bayern bleiben. Der Spanier kam 2012 auf Wunsch von Jupp Heynckes nach München, weil es im defensiven Mittelfeld eine zusätzliche Absicherung brauchte, einen unermüdlichen Jagdhund. Und den fanden die Münchner im Basken Martínez, der in der Triple-Saison 2012/13 auf Anhieb zu den wichtigsten Spielern zählte.
Sieben Jahre später neigt sich die Martínez-Zeit bei Bayern nun ihrem Ende entgegen. Nach AZ-Informationen ist ein Abschied nach dieser Saison wahrscheinlich, aus Spanien gibt es Interesse am Defensivspezialisten, der unter Trainer Hansi Flick kaum noch zu Einsätzen kommt.
Für beide Seiten ist es wohl die sinnvollste Lösung, auch wenn die Mannschaft, der Klub und die Fans ihren Javi vermissen werden. Er ist im Laufe der Jahre ein echter Bayer geworden.
Kouassi hat in Paris nicht viel gespielt: "Er wird sich entwickeln"
Die Zukunftsplanung muss aber natürlich vorangetrieben werden. Von Paris Saint-Germain kommt nun ablösefrei ein echtes Juwel nach München: Tanguy Kouassi. Der 18-jährige Franzose kann als Innenverteidiger und im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden, auf den Martínez-Positionen also.
"Der Junge hat nicht viel gespielt", sagte Bayern-Legende Bixente Lizarazu dem "Kicker", bezeichnete Kouassi aber als "großes Talent". Er sei nicht sicher, ob der Youngster "mehr ein Spieler für das Abwehrzentrum oder für die Sechser-Position ist", ergänzte Lizarazu.
Bei PSG kam Kouassi in dieser Saison sechsmal in der Liga zum Einsatz und erzielte dabei zwei Tore. Sein Marktwert wird derzeit auf elf Millionen Euro geschätzt (Quelle: transfermarkt.de). Der 1,87 Meter große Defensivmann sei "physisch sehr robust, da muss er nicht mehr zulegen, und gerade in der Offensive ist er sehr kopfballstark", erklärte der frühere Bayern-Profi Willy Sagnol. Gleichzeitig müsse Kouassi "noch lernen, das Spiel zu lesen". Sagnols Prognose: "Er hat Potenzial, und er wird sich entwickeln."
Paris-Legende: "Diese jungen Spieler schulden es PSG, zu bleiben"
Darauf hoffen auch die Bayern, die mit Kouassi einen Transfercoup gelandet haben. Der Verteidiger war europaweit begehrt. Wie sehr PSG dieser Abgang schmerzt, zeigen die Reaktionen aus Frankreich.
"Ich finde das schlichtweg empörend", sagte der frühere Paris-Profi Jérôme Rothen dem Radiosender RMC: "Ich bin gegen diese Art von Einstellung. Diese jungen Spieler schulden es PSG, zu bleiben." Rothen ergänzte: "Ich verstehe nicht, wie ein Spieler so reagieren kann, nachdem ihm das ganze Jahr lang Vertrauen entgegengebracht wurde. Er wird bei Bayern viel weniger spielen. Diese Mentalität ist furchtbar. Das ist es, was mich den Fußball bei diesen jungen Leuten hassen lässt." Harte Worte.
Doch Kouassi sieht bei Bayern offenbar eine bessere Perspektive. Und man kann ihn verstehen: Alphonso Davies (19) hat in dieser Saison bewiesen, dass man es als junger, noch recht unbekannter Spieler zur Stammkraft schaffen kann. Also: Bitte nachmachen!
Paris zeigt Interesse an Hernández: Nachfolger für Silva?
Fürs Bayern-Team dürfte der Transfer Folgen haben. Neben Martínez ist wohl auch Rekordeinkauf Lucas Hernández (24) Kandidat für einen Wechsel.
Ausgerechnet PSG soll stark am Franzosen interessiert sein, laut RMC gab es schon Gespräche mit dem FC Bayern. Der französische Meister sieht in Hernández offenbar den idealen Nachfolger für Abwehrchef Thiago Silva (35), der Paris nach dieser Spielzeit verlassen wird. PSG plant angeblich eine Revancheaktion nach dem Kouassi-Abschied, der Pariser Klub soll es auf Bayern-Talente abgesehen haben. Aber lassen die Münchner ihren 85-Millionen-Euro-Mann Hernández wirklich schon wieder ziehen?
Bei Hernández-Konkurrent Jérôme Boateng (31/Vertrag bis 2021) sieht es übrigens danach aus, dass er bei Bayern bleibt. Daran ändert der Kouassi-Deal nichts.
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