AZ-Kommentar
Hoeneß gegen Breitner: Unwürdiges Schauspiel
3. Dezember 2018, 17:14 Uhr aktualisiert am 3. Dezember 2018, 17:14 Uhr
Der Konflikt der ehemaligen Freunde Uli Hoeneß und Paul Breitner wird hässlicher. AZ-Sportchef Matthias Kerber über das öffentliche Schauspiel.
Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben (Si tacuisses, philosophus mansisses). Das hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am Freitag für die VIP-Tribünen-Verbannung von Ehrenspielführer Paul Breitner hart, schwer und direkt attackiert wurde, verkündet und damit den Fan, der ihn angegangen hatte, abkanzeln wollen. Hoeneß sagte auch, dass er in Zukunft öfter mal eine Nacht drüber schlafen wolle, ehe er sich zu gewissen Dinge in seiner hyperemotionalen Art äußert.
Hoeneß muss sich, wie alle anderen, an seinen eigenen Worten messen lassen. Schon am Sonntag, er hatte eigentlich ausreichend Nachtruhe, wollte/konnte Hoeneß wieder nicht schweigen. Beim Fanklub-Treffen in Kersbach erkannte er sich selber den Philosophen-Status ab und lederte gegen Breitner ab. Hoeneß, in eigenen Finanzdingen ja gerne verschwiegen, offenbarte die Summen, die Breitner in seiner ehemaligen Funktion als Markenbotschafter vom FC Bayern kassiert hat.
Das ist - um zwei Worte der legendären Moralprediger-Pressekonferenz zu zitieren - "eine Frechheit". Ob man Hoeneß und seine Art mag, es tut fast weh zu sehen, wie er sein Vereins-Denkmal mit seinem Poltergeist-Wesen ins Wanken bringt. Man kann nur hoffen, dass Breitner und Hoeneß, beide mit Scharfzüngigkeit und -sinnigkeit gesegnet, das unwürdige Spektakel nicht in Ping-Pong-Manier weiterführen, sondern schweigen. Philosophen werden sie beide nicht mehr.