Eigene Spieler massiv bedroht

Neben Hopp: Nürnberg-Fans beleidigen Bayern-Boss Rummenigge


"Bruder von Hopp". Auch auf Rummenigge haben sich die Ultras eingeschossen.

"Bruder von Hopp". Auch auf Rummenigge haben sich die Ultras eingeschossen.

Von Markus Giese

Bei der Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Hannover 96 wird Karl-Heinz Rummenigge indirekt als Hurensohn - doch damit nicht genug: Am Morgen des Spiels wurden Plakate mit indirekten Morddrohungen an eigene Spieler aufgehängt - die Polizei ermittelt.

Nürnberg - Kaum ein Spiel der ersten oder zweiten Bundesliga vergeht derzeit ohne Fan-Protest im Zusammenhang mit durch den DFB verhängte Kollektivstrafen, den Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp oder die Entwicklungen um den Beinahe-Spielabbruch nach den Schmähungen beim Bayern-Spiel in Hoffenheim.

FCN-Fans bezeichnen Rummenigge indirekt als Hurensohn

Nachdem sich der Münchner Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Skandal offensiv öffentlich gegen die Aktionen geäußert und ein hartes Durchgreifen des FC Bayern angekündigt hatte, wächst auch gegen ihn die Wut in den Fanblöcken.

Mit diesen Bannern sorgten Anhänger des FC Bayern bei der Partie in Hoffenheim beinahe für einen Spielabbruch.

Mit diesen Bannern sorgten Anhänger des FC Bayern bei der Partie in Hoffenheim beinahe für einen Spielabbruch.

Zwar auf Kraftausdrücke verzichtend, aber dennoch unmissverständlich haben Fans des 1. FC Nürnberg bei deren Heimspiel gegen Hannover 96 am Freitag ein beleidigendes Spruchband gegen Rummenigge gezeigt. Darauf zu lesen: "Dietmar Hopp du bist nicht allein, Karl-Heinz Rummenigge könnte dein Bruder sein." Eine Anspielung auf die Formulierung der Bayern-Fans in Hoffenheim, die Dietmar Hopp als "Hurensohn" bezeichnet hatten.

Auf einem weiteren Spruchband war in Anlehnung auf Rummenigges Aussage, wonach Dietmar Hopp ein "Ehrenmann" sei, zu lesen: "Kalles Ehrenmänner - unsere Feinde. Solidarität mit allen Ultras".

"Kalles Ehrenmänner" erklären die Ultras zu ihren Feinden.

"Kalles Ehrenmänner" erklären die Ultras zu ihren Feinden.

Die indirekte Beleidigung an Karl-Heinz Rummenigge war am Freitag jedoch bei weitem nicht die schlimmste Aktion der Nürnberger Anhänger. Wie die Verantwortlichen des FCN nach dem Spiel bekanntgaben, wurden am Morgen im Umfeld des Max-Morlock-Stadions und des Trainingsgeländes Droh-Plakate in DIN-A-4-Größe gegen die eigenen Spieler aufgehängt. Der Verein schaltete umgehend die Polizei ein. Die Ermittlungen gegen Unbekannt laufen.

Im Internet tauchte später eines der Plakate auf. Mehrere Medien berichteten auch über den Inhalt, der eine unfassbare kriminelle Botschaft enthielt. Wann trenne sich der Verein endlich "von solchen Anti-Fußballern" wie Lukas Mühl, Hanno Behrens und so weiter, hieß es dort. Die Anfeindungen gipfeln in dem alarmierenden Schlusssatz: "Muss es denn einen zweiten Fall Escobar geben"? Damit wurde auf die Ermordung des kolumbianischen Nationalspielers Andres Escobar nach einem Eigentor bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA angespielt

Drohungen gegen eigene Spieler entsetzen FCN

"Das ist ein Fall, der überschreitet Grenzen", sagte Nürnbergs Sportvorstand Robert Palikuca. Er sprach von "sehr eindeutigen Drohungen" und bezeichnete die Aktion des oder der Verursacher als "widerlich und geschmacklos". Palikuca nannte sie "Vollidioten". Der Verein machte selbst aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine konkreten Angaben zur Anzahl der Aufkleber oder den Inhalten.

Die betroffenen Akteure seien vor dem Spiel informiert gewesen, berichtete der "Club". Kapitän Behrens lief gegen Hannover trotzdem auf, Abwehrspieler Mühl fehlte wegen einer Verletzung. Palikuca hätte Verständnis gehabt, "wenn sie nicht Fußball spielen hätten wollen".

Der Verein teilte zudem mit, dass ab sofort alle Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden würden. Spieler des FCN würden vorerst auch keine Sponsoren- oder PR-Termine wahrnehmen. Begründet wurden diese Maßnahmen jedoch mit dem neuen Coronavirus.

Fußball-Ultras wollen weiter protestieren

Für den kommenden Spieltag hat der Zusammenschluss "Fanszenen Deutschlands" weitere Proteste angekündigt. "Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen", hieß es in einer Stellungnahme mit dem markigen Titel "Kollektivstrafen zum 'Schutze' eines Milliardärs - der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht".

Bayern-Coach Hansi Flick hatte bei der Pressekonferenz vor dem anstehenden Derby gegen Augsburg (Sonntag, 15.30 bei Sky und im AZ-Liveticker) vorgeschlagen, einen Vermittler zwischen DFB, den Klubs und den Fansgruppierungen zu finden und sich gewünscht, dass bei allen Diskussionen mal wieder der Sport in den Vordergrund rücke.

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