Die Ängste der Löwen
TSV 1860: Wie Sechzig mit der Corona-Krise umgeht
11. März 2020, 6:12 Uhr aktualisiert am 11. März 2020, 6:12 Uhr
Sechzigs Aufholjagd in Richtung Aufstiegsplätze könnte nun nicht von einem Drittliga-Gegner gestoppt werden, sondern vom Coronavirus. Die AZ liefert alle wichtigen Fragen und Antworten.
München - Das Coronavirus und die Folgen: Am Dienstag haben die Bosse des TSV 1860 Stellung bezogen. "Es ist außer Frage, dass wir die Vereinsinteressen den öffentlichen Interessen hintenan stellen und der Ausbreitung des Virus entgegenwirken müssen", erklärte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz an der Seite von Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold.
Gorenzel weiter: "Wir befinden uns in einer ernsten Situation und müssen drei Fragestellungen klären: die Frage der Verhältnismäßigkeit, die Frage der angemessenen Maßnahmen und die Frage der Chancengleichheit."
Corona und die Sechziger: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Werden die kommenden 1860-Spiele wie gewohnt stattfinden?
Nein. Zunächst sollten Großveranstaltungen bis Karfreitag (10. April) abgesagt werden, nun wurde die Deadline bis zum 19. April verlängert. Das beträfe somit sechs respektive acht Sechzger-Spiele. Das Totopokal-Halbfinale beim FC Memmingen (31. März) soll Stand jetzt ohne Zuschauer ausgetragen werden.
Für das Liga-Heimspiel des TSV 1860 gegen Spitzenreiter MSV Duisburg (Samstag, 14 Uhr) und die weiteren Duelle gibt es derzeit zwei Möglichkeiten: Geisterspiele unter Ausschluss der Zuschauer auszutragen - oder Spielverlegungen.
Wie reagieren die Löwen?
Scharold und Gorenzel stellten für ihren jeweiligen Geschäftsbereich klar: Geisterspiele soll es keine geben. "Das wäre der Worst Case", erklärte Scharold mit Blick auf die Finanzen. Gorenzel mahnte die Wettbewerbsgleichheit an: "Es muss für ganz Fußball-Deutschland eine ganzheitliche, faire Lösung gefunden werden."
Der Ticketverkauf für alle Spiele der 3. Liga wurde vorerst ausgesetzt. Zudem verkündeten die Löwen, dass sämtliche Spiele sowie Trainings aller Nachwuchsmannschaften, die auf dem Trainingsgelände stattfinden, bis auf Weiteres ohne Zuschauer stattfinden werden. Dasselbe gilt für die Trainings der Profis.
Wirtschaftliche und sportliche Konsequenzen für den TSV 1860
Welche wirtschaftlichen Konsequenzen drohen?
Sechzig hat aufgrund der großen und treuen Fanbasis auf der Einnahmenseite (fast) mit einer Vollauslastung des Grünwalder Stadions geplant. Heißt: Strömen nicht 15.000 Zuschauer pro Spiel auf Giesings Höhen, gehen KGaA-Boss Scharold und dem TSV wertvolle Erlöse verloren. Selbst die Lizenz für die kommende Spielzeit sei in Gefahr.
Der Ausschuss der Dritten Liga hat sich in einer Sitzung am Montag darauf verständigt, Absagen den Geisterspielen vorzuziehen, denn: Da Sponsoren- und TV-Gelder deutlich niedriger sind als in der Ersten und Zweiten Bundesliga, sind die finanziell oft klammen Drittliga-Vereine noch mehr auf die Einnahmen aus dem Spielbetrieb angewiesen. Scharold wisse aber auch: "Wir werden zwar nach unserer Meinung gefragt, aber am Ende entscheiden die Behörden."
Welche sportlichen Konsequenzen muss 1860 fürchten?
"Der Coronavirus wird uns nicht aufhalten", erklärte Gorenzel zwar über Sechzigs Lauf von 14 ungeschlagenen Spiele in Serie. Bei einem Geisterspiel ginge ein "massiver Heimvorteil" verloren, so Gorenzel. Der 48-Jährige erwähnte auch, dass auch die Anzahl von Englischen Wochen berücksichtigt und bei allen Teams möglichst gleich gehalten werden müsse: "Für ein Team, das vorne mitspielen und angreifen will, ist das ein wichtiges Thema."
Was die Ansteckungsgefahr der eigenen Spieler anbelangt, hat 1860 frühzeitig eine Direktive gegen Händeschütteln erlassen und zu Desinfektion und Hygiene gemahnt. Gorenzel weiter: "Ansonsten appellieren wir an die Eigenverantwortung der Spieler, keine Selfies zu machen und ins Restaurant zu rennen."
Welche Lösungen strebt 1860 an?
Spielverlegungen, damit die Partien (hoffentlich) wieder vor ausverkauftem Haus ausgetragen werden können. Ansonsten sprach Scharold, der mit einer Entscheidung ab Mittwochnacht rechne, auch von einer möglichen "Kompensation" durch die Verbände - nicht nur für klamme Sechzger, für alle Drittligisten im Sinne eines fairen Aufstiegsrennens bis zum Schluss.
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