Überblick
Chancenverwertung
7. Mai 2023, 15:22 Uhr
Bremen - An den vorherigen sechs Spieltagen konnte der jeweilige Tabellenführer nur einmal gewinnen - und weil dies den Bayern mit dem zunächst zähen, dann meist souveränen und am Ende nochmal unnötig engen 2:1 bei Werder gelang, bleibt man vor Verfolger Borussia Dortmund auf der Pole Position. Auch teamintern zeigte die Partie an der Weser Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf einigen Positionen, wer die Nase vorn hat.
Das Match in Bremen war DIE Bewährungschance für Ryan Gravenberch - doch der 20-Jährige konnte sie nicht nutzen. "Es ist naheliegend, er hat es sich verdient", sagte Tuchel am Freitag und begründete die Wahl, Gravenberch als Ersatz für den wegen der fünften Gelben Karte gesperrten Leon Goretzka aufzustellen mit der guten Performance eine Woche zuvor gegen Hertha (2:0). Der Niederländer, im Sommer 2022 für 18,5 Millionen Euro Sockel-Ablöse von Ajax Amsterdam verpflichtet, kam also zu seinem erst zweiten Startelf-Einsatz in der Liga (bei 19 Einwechslungen).
An der Seite von Joshua Kimmich spielte Gravenberch gefällig mit, verteilte Bälle, lief Gegner ab, doch im Aufbauspiel kam zu wenig. Da Goretzka nächsten Samstag (15.30 Uhr) gegen Abstiegskandidat FC Schalke, seinen Ex-Klub, wieder zur Verfügung steht, muss Gravenberch zurück auf die Bank.
Dass Werder auch im 27. Liga-Duell hintereinander (Bundesliga-Rekord!) gegen Bayern sieglos blieb - und die Münchner auch ihr 13 Gastspiel an der Weser in Folge gewannen, lag auch am starken Auftritt von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui. Der 25-Jährige hat sich mit defensiver Verlässlichkeit festgespielt und setzte nicht nur mit dem feinen Steckpass zum 2:0-Treffer von Leroy Sané offensive Akzente.
Nach seinem vierten Scorerpunkt in der Bundesliga sagte der ebenfalls 2022 von Ajax nach München - allerdings ablösefrei - gewechselte Marokkaner: "Ich bin sehr froh, dass ich dem Team gerade in dieser finalen Phase so helfen konnte."
Ein bemerkenswertes Comeback. Wegen einer Herzbeutelentzündung infolge einer Corona-Infektion hatte er im Januar Sportverbot. So verpasste er den Anschluss und verlor sein unter Tuchel-Vorgänger Julian Nagelsmann gutes Standing.
Gegenüber der Abendzeitung beklagte sich Mazraoui kürzlich, "vergessen worden" zu sein. Seit dem 1:3 in Mainz profitiert er von der Verletzung von Alphonso Davies (Muskelbündelriss), da João Cancelo von rechts auf links rückte. Mazraouis Bilanz bei Werder: 92 Ballkontakte, 71 Prozent gewonnene Zweikämpfe, eine Passquote von 89 Prozent.
Mehr als stabil. Angesprochen auf sein plötzliches Hoch nach den schweren Monaten Januar bis Ende April meinte der Marokkaner, der Vertrag bis 2026 besitzt: "Fußball ist ein seltsamer Sport. Ich denke, das ist auch der Grund, warum so viele Fans Fußball lieben. An einem Tag bist du der schlechteste Spieler und in einer anderen Woche spielst du dann wieder, machst das gut, bereitest ein Tor vor und bist wieder happy. Die Emotionen gehen rauf und runter." Er wird so schnell nicht mehr vom Platz runtergenommen. "Natürlich spiele ich momentan, weil wir einige Verletzte haben", sagte Mazraoui auf Englisch, "aber ich sage jedem im Verein und auch den Trainern, dass ich bereit bin, wenn sie mich brauchen."
Solche Spieler braucht ein Verein. . .