Energieversorgung

Anwohner wollen Gasbohrung blockieren


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Aktivisten der Umweltschutz-Organisation Greenpeace pflanzen zum Protest gegen Gasbohrungen Bäume auf dem geplanten Bohrfeld. (Archivbild)

Von dpa

Fast zwei Dutzend Grundstückseigentümer wollen die geplante Gasbohrung in der Gemeinde Reichling bei Landsberg am Lech stoppen. 22 Anwohner rund um den geplanten Bohrgrund hätten sich entschlossen, keine Maßnahmen in Zusammenhang mit einer Suche oder Förderung von Kohlenwasserstoffen zuzulassen, teilte die Umweltorganisation Greenpeace mit. Das gelte vor allem für fossiles Erdgas.

Greenpeace Bayern und die Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen schrieben demnach einen entsprechenden Brief an die für die Bohrung verantwortliche Firma Genexco Gas. Die Grundstücksbesitzer verpflichteten sich demnach unter der Überschrift "Auf unseren Grundstücken nicht" per Unterschrift, "keinerlei Verlegung von Leitungen sowie von Straßen und Wegen zuzulassen".

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Auf dem Gelände in der Gemeinde Reichling (Landkreis Landsberg am Lech) unweit des Ammersees will die Firma Genexco einen Bohrturm errichten.

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Ein Protest-Bäumchen ist umgeknickt.

Die Bürgerinitiative und Greenpeace fordern Genexco Gas auf, von dem "naturgefährdenden und klimaschädlichen Vorhaben zurückzutreten". Die Grundstücke bildeten "einen in jede Himmelsrichtung lückenlosen Schutzgürtel" um das für die Gasbohrung vorgesehene Areal. Damit sei der Bau einer Leitung für den etwaigen Abtransport von Gas nicht möglich, erläuterten die Projekt-Gegner.

Das Unternehmen lieferte bisher keine Einschätzung der rechtlichen Situation. Man setze nun auf Überzeugungsarbeit, unterstrich ein Sprecher. "Wer sich heute gegen regional verfügbare Energiequellen ausspricht, öffnet Tore und Türen für Gasimporte und alle hiermit verbundenen Klimabelastungen", argumentierte er.

Russische Gaslieferungen würden unter anderem durch importiertes Flüssiggas ersetzt, dessen Gewinnung, Transport und Umschlag aber mit erheblichen Klimabelastungen und hohen Kosten verbunden sei. Regionales Gas schone Geldbeutel und Klima.

"In Reichling bietet sich die Chance, die heutigen Abhängigkeiten von Importen zu reduzieren und gleichzeitig auf eine bezahlbare Energiequelle zu setzen. Mit diesen Fakten und einem offenen Austausch von Argumenten setzen wir darauf, auch bei den Unterstützerinnen und Unterstützer der Bürgerinitiative Gehör zu finden", erläuterte der Sprecher. Ob eine Förderung angestrebt werde, sei ohnehin nicht entschieden. Zunächst sei eine Erkundungsbohrung geplant. Dafür seien rund vier Wochen veranschlagt. Erst nach der Analyse der Daten werde über eine mögliche Erdgasförderung entschieden.

Das Unternehmen vermutet in rund 3.000 Meter Tiefe Gasvorkommen. Zur Sicherung des Geländes stehe bereits ein Zaun. Wann Einrichtungen für die geplante Erkundungsbohrung aufgebaut werden, sei noch offen hieß es weiter.

Greenpeace hatte zuvor mit einer Baumpflanzung gegen das Projekt protestiert und fordert einen Stopp des Projekts. "Anstatt neue Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen zu schaffen, muss die Staatsregierung jetzt massiv in erneuerbare Energien wie Wind und Erdwärme investieren. Nur so können wir das gesetzlich festgelegte Ziel noch erreichen, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen", sagte Saskia Reinbeck von Greenpeace Bayern.

Bürgerinitiativen sorgen sich zudem um die Sicherheit der Gasförderung und mögliche Folgen für das Grundwasser.

Der Bochumer Umweltökonom Andreas Löschel hatte kürzlich vor einem Vorgehen an der Bevölkerung vorbei gewarnt. Es brauche auch die Akzeptanz der Förderung, sagte der Wissenschaftler von der Ruhr-Universität Bochum Mitte August dem Bayerischen Rundfunk. Er verwies zudem auf wieder massiv gesunkene Preise.

Es gebe überall auf der Welt neue Gas-Erschließungen. Damit sei auch künftig zu rechnen - was die Förderung in Deutschland fraglich erscheinen lasse, sagte der Umweltökonom, der die Bundesregierung berät, dem Sender. Importe seien günstiger als die heimische Förderung.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.