Bayern

Blickfang am Kustermannpark

Rosenheimer Straße 124: Die dunkle Metallfassade für ein prägnantes Wohn- und Bürohaus wird in der Kommission für Stadtgestaltung kritisiert, seine "geometrische Radikalität" auch gelobt.


Außergewöhnlich in Form und Farbe: Der Entwurf für das Wohn- und Bürohaus in der Rosenheimer Straße 124. Sieben Einheiten werden Sozialwohnungen sein.

Außergewöhnlich in Form und Farbe: Der Entwurf für das Wohn- und Bürohaus in der Rosenheimer Straße 124. Sieben Einheiten werden Sozialwohnungen sein.

Von Eva von Steinburg

München - An der verkehrsreichen und lauten Rosenheimer Straße soll ein markanter Neubau entstehen: teilweise mit einer dunklen Fassade aus Metallschindeln. An den Fenstern sollen gelbe Textil-Markisen leuchten. Das Gebäude wirkt so wie ein Unikat in Schwarz und Gelb - das sind auch die Farben der Stadt München.

Dennoch kritisierte am Dienstag die Kommission für Stadtgestaltung den Entwurf in einer mehr als einstündigen Diskussion. Mitglieder sezierten besonders diesen Punkt: Die dunkle Außenfassade würde sich bei den Temperaturen im Sommer zu sehr aufheizen: "Diese Fassade strahlt. Ganz vieles finde ich gut, aber ich bitte Sie, die Schale des Gebäudes zu überdenken. Das kann Holz sein, Stein sein oder Photovoltaik", sagte etwa Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne).

Auch, weil Autoabgase hellen Putz nach wenigen Jahren verschmuddeln, hat Architekt und Stadtplaner Matthias Castorph zur Straße eine unempfindliche Fassade in einem dunklen Farbton gewählt. An anderen Fronten strahlt wiederum heller Putz. Unstrittig ist: Das Haus mit der Nummer 124 wird ein Blickfang sein. Stadtauswärts taucht es nach der Unterführung auf der rechten Straßenseite auf. Der Neubau wird zwischen Kustermannpark und den Gewofag-Bauten errichtet. Vorher standen auf dem Grund eine Tankstelle und eine Schreinerei.

Das neue Gebäude soll unten zwei Büroebenen bekommen, weiter oben sieben geförderte Wohnungen und rund 60 frei finanzierte Mini-Wohneinheiten. Auf dem Dach wird Photovoltaik installiert. Zwei begrünte Terrassen fangen die Südsonne ein - eine Terrasse ist für alle Hausbewohner gedacht. Im Keller wird eine Leihstation für Lastenräder installiert, plus weitere moderne Mobilitätsangebote. Radler nutzen eine Rampe, um in den Keller zu fahren. Statt einer dunklen Garagenecke wird es einen prominent platzierten Autoaufzug geben.

Eigentlich ist das Projekt kein Fall für die Kommission für Stadtgestaltung. Doch Lokalpolitiker vom Bezirksausschuss (BA) in Berg am Laim waren unsicher, und wollten die Experten hören. Einen großen Fan hat der moderne Entwurf jedenfalls: den bekannten Münchner Architekten Christoph Sattler, ein Senior in der Runde aus Kollegen, Denkmalschützern und Stadträten. Sattler setzt sich für diesen Bau ein, den er als "Unikat" bezeichnet: "Mein Eindruck ist sehr positiv. Das Gebäude ist prägnant und ausdrucksvoll, auch an dieser Stelle. Es wäre sehr schön, wenn dort das Gebäude stünde."

Bei der langen und intensiven Diskussion, auch zu Themen wie der markigen Abstaffelung und der Platzierung der Fenster, meldete sich Sattler erneut: Er lobt die "geometrische Radikalität", "die Raffinesse" und die "scharfe Dialektik" des Entwurfs. In Richtung seiner Architekten-Kollegen sagt er: "Macht doch nicht alles weniger scharf. Das ist eine Art von architektonischer Qualität, die ich anerkenne." Der Entwurf stammt vom Münchner Architektur-Büro Lehmann, Tabillion & Castorph mit Sitz am Goetheplatz.

Die Frage der dunklen Fassade bleibt strittig - die Kommission hat dem Bauherrn Visar Obrija von der Savvy Group deshalb eine Überprüfung empfohlen, jedoch ohne eine Wiedervorlage des Projekts.

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