Wieder Panne bei Distanzunterricht

Lernplattform Mebis fällt zum Lockdown-Start aus


Eine Lehrerin sitzt vor einem Computermonitor mit dem Programm "mebis - Landesmedienzentrum Bayern". Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Eine Lehrerin sitzt vor einem Computermonitor mit dem Programm "mebis - Landesmedienzentrum Bayern". Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Von Redaktion idowa

Die störanfällige Lernplattform Mebis ist zum Start des bayernweiten Lockdowns am Mittwochmorgen ausgefallen - wieder einmal.

Crash am ersten Tag: Die störanfällige Lernplattform Mebis ist zum Start des bayernweiten Lockdowns wieder nur eingeschränkt erreichbar gewesen. Die Ursache war zunächst unbekannt, wie ein Sprecher des Kultusministeriums am Mittwochmorgen sagte. Nach dem Einloggen wurden Wartezeiten von bis zu 15 Minuten angezeigt, doch viele Nutzer gelangten auch danach nicht auf die gewünschte Webseite. Wer es doch schaffte, musste damit rechnen, aus dem instabilen System zu fliegen.

"Aktuell melden sich sehr viele Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig an der Lernplattform an. Dadurch kommt es leider zu langen Wartezeiten. Alle anderen Mebis-Teilangebote stehen voll zur Verfügung", hieß es auf der Mebis-Webseite am Vormittag.

Bei Mebis hatte es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben. Über die staatliche digitale Plattform sollen Bayerns 1,7 Millionen Schüler eigentlich Lerninhalte abrufen, vor allem, wenn wie seit Mittwoch in den Schulen kein Unterricht vor Ort stattfindet. Piazolo steht in der Kritik, weil die Lernplattform zu Stoßzeiten nach wie vor immer wieder in die Knie geht - und das seit den ersten coronabedingten Schulschließungen im Frühjahr. Der Kultusminister ließ verlautbaren, dass alle umgesetzten Maßnahmen bislang noch nicht die Wirkung zeigen, die er sich wünsche. "Das ist für mich nicht akzeptabel. Schulen, die im Distanzunterricht auf die Mebis-Lernplattform zugreifen wollen, müssen zuverlässig arbeiten können. Ich gehe davon aus, dass wir nach Weihnachten Wechselunterricht haben werden. Bis dahin wird es für die Schulen, die mebis nutzen, eine Lösung geben."

In einer Reaktion verschärfte die Staatskanzlei ihren Ton gegenüber dem Kultusministerium. "Die erneuten Störungen bei Mebis sind unverständlich und ärgerlich. Wir haben den klaren Auftrag an das Kultusministerium erteilt, die Probleme umgehend zu beheben", sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Mittwoch. "Die Störungen auf der Lernplattform müssen jetzt abgestellt werden. Nach den Ferien muss der Distanzunterricht reibungslos stattfinden können, wenn es notwendig ist."

Zum Start des Wechselunterrichts in höheren Schulklassen war Mebis auch schon am 9. Dezember gestört, wohl wegen eines Fehlers infolge eines Updates. Seit März habe man mit hoher Intensität an der Optimierung der Systeme gearbeitet, hieß es damals beim Ministerium. Statt 6 gebe es nun 28 Server. Die Leistungsfähigkeit habe sich verzehnfacht und die Rechenleistung sei erweitert worden.

Nach den Schulschließungen Mitte März brach Mebis zusammen, Eltern wurden mit Arbeitsaufträgen für ihre Kinder regelrecht überschüttet, per E-Mail, per Handychat oder übers Elternportal.

"Systemcrash mit Ansage"

Der Crash kommt, nachdem erst am Dienstag bekanntgegeben worden war, dass die Schulen keinen verbindllichen Distanzunterricht mehr vor den Weihnachtsferien anbieten müssen - mit Ausnahme von Abschlussklassen sowie bei bestimmten Schulformen. Die Opposition im Landtag hatte dem Kultusministerium daraufhin organisatorisches Versagen vorgeworfen. Die bildungspolitische Sprecherin der Bayern SPD-Landtagsfrakion, Dr. Simone Strohmayr, sagte, dass der verpflichtende Distanzunterricht gekippt werde, weil etwa die Lern-Plattform "Mebis" ständig nicht funktioniere. Auch vonseiten der Grünen kam deutliche Kritik am Vorgehen des Ministeriums. Anscheinend habe es das Ministerium den Schulen und ihrer eigenen Lernplattform Mebis nicht zugetraut, zuverlässig und flächendeckend Distanzunterricht hinzubekommen, erklärte Max Deisenhofer, der Sprecher für Sport, Medien, Digitale und Berufliche Bildung der Grünen im Landtag.

Die FDP forderte am Dienstag den Rücktritt des Kultusministers. Ihr bildungspolitischer Sprecher, Matthias Fischbach, legte am Mittwoch im Rahmen einer Presseaussteuerung nach: "Zum wiederholten Mal hält die Lernplattform Mebis dem Ansturm der bayerischen Schüler nicht stand. Die Fehlermeldung auf der Startseite ist das traurige Symbolbild des Scheiterns." Er forderte Kultusminister Piazolo auf, selbst die Konsequenzen zu ziehen. Auch Grüne und SPD bekräftigten ihre Kritik. "Das war ein Systemcrash mit Ansage", erklärte Max Deisenhofer der Bayern-2-Radiowelt. Er setzte Piazolo ein Ultimatum: "Er hat den letztmaligen Auftrag, Bayerns Schulen bis zum 11.1. digital fit zu machen. Wenn er sich das nicht zutraut, sollte er andere ranlassen." Andere sehen die Verantwortung ganz oben. "Die politische Verantwortung liegt aber auch bei Markus Söder", twitterte der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn. "Sein Krisenmanagement: Große Worte, groß inszeniertes Auftreten, miserable Ergebnisse."

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Lehrer, Schüler und Eltern am Dienstag auf einen längeren Ausnahmezustand an den Schulen auch nach den Weihnachtsferien eingestimmt. Er gehe davon aus, dass es wegen Corona auch nach dem 10. Januar noch Wechselunterricht geben werde, sagte er.