Bayern

Münchner Traditionsbetrieb: Haushaltswarengeschäft Kustermann feiert 225-jähroges Bestehen

Das Geschäft für Haushaltswaren ist aus der Stadt nichtwegzudenken. Die Betreiber-Familie willan der Tradition festhalten - und ein Café.


Kustermann (zweites Haus v.l.) gehörte schon 1895 zum Viktualienmarkt wie das Gemüse. Die Häuserreihe hat sich seitdem kaum verändert. Die Standl auf dem Markt schon.

Kustermann (zweites Haus v.l.) gehörte schon 1895 zum Viktualienmarkt wie das Gemüse. Die Häuserreihe hat sich seitdem kaum verändert. Die Standl auf dem Markt schon.

Von R. Frömmer

Natürlich hat der Handel in München eine Zukunft", sagt Geschäftsführerin Susanne Linn-Kustermann auf der Feier zum 225-jährigen Jubiläum des Traditionsgeschäfts am Viktualienmarkt. Immerhin befindet sich ihr Unternehmen mittlerweile in siebter Generation in Familienhand.

Zwar muss auch Kustermann auf die Digitalisierung und den wachsenden Online-Handel reagieren. "Aber auch heute noch sehen wir unseren Platz in der Gesellschaft als traditionelles Handelshaus", so Linn-Kustermann. Wenn auch der Fokus sich leicht verschoben hat, erklärt ihr Geschäftsführer-Kollege Caspar-Friedrich Brauckmann: "Im stationären Einzelhandel verkaufen wir nicht nur Ware, sondern verstehen uns als Gastgeber."

Von links: André Garcia, Susanne Linn-Kustermann und Caspar-Friedrich Brauckmann

Von links: André Garcia, Susanne Linn-Kustermann und Caspar-Friedrich Brauckmann

Der dritte Geschäftsführer im Bunde, André Garcia, erklärt etwas genauer, was damit gemeint ist. Mit über 600 Vorführungen im Jahr ist das Einkaufen bei Kustermann bereits ein Erlebnis. Hier werden den Kunden die Kaffee- und Küchenmaschinen, Gemüsereiben, Töpfe und Pfannen genau erklärt. Alles kann ausprobiert und angefasst werden, und das soll auch in Zukunft so bleiben, ebenso wie das umfangreiche Sortiment. Bei Kustermann bekommt man hochwertiges Geschirr und teure Messer ebenso wie Bedarfsartikel aus dem Baumarkt-Segment. Und es scheint zu funktionieren - der Laden läuft besser als manche Internet-Firma sich vorstellen kann.

Ein Beispiel: Das Start-up Horl vertreibt hochwertige Messerschleifer, eigentlich über das Internet. Aber bei Kustermann laufen die Roll-Messerschleifer trotz stattlichem Preis wie geschnitten Brot. Im letzten Jahr hat sich eine große Grill-Abteilung etabliert. Aber der Renner ist und bleibt die Haushalts-Abteilung.

Ein fester Bestandteil ist auch die Kustermann-Kochschule geworden, mit Angeboten vom Voodoo-Kochkurs über Levante-Küche bis zum Lady-Grillabend.

Was fehlt, ist ein schönes Café. Zwar gibt es Kaffee und Kuchen zwischen Haushaltswaren- und Geschirrabteilung, aber richtig gemütlich ist das nicht. Auch das könnte sich bald ändern. Noch steht die Genehmigung durch die Stadt München aus. Aber wenn die nichts dagegen hat, entsteht im ersten Stock bald ein großzügiges Café mit Blick nach draußen auf den Rindermarkt.

Außerdem wartet Kustermann gerade auf die Genehmigung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

1798 wurden im damaligen Geschäft am Oberen Anger Sensen und Schaufeln verkauft, später sogar Gullydeckel gegossen. Was die Münchner morgen brauchen, weiß noch niemand. Aber bei Kustermann werden sie es hoffentlich bekommen.