Bayern

Neue AZ-Serie: Stadtgeschichte zum Mitnehmen

"Munich Art to go" ist ein Mitmach-Projektdes Zentralinstitutsfür Kunstgeschichte- und lässt einen das alte München nochmal ganz neu erleben.


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Von Thomas Müller

Wer durch München spaziert und an einem historischen Gebäude vorbeikommt, fragt sich oft mal, was es mit diesem oder jenen Bau wohl mal auf sich hatte oder gehabt haben könnte. Wer dabei in der Altstadt, Max-, Ludwigs- oder Isarvorstadt unterwegs ist, hat zumindest ein bisserl Glück gehabt: Auf einem dieser ovalen Blechschilder, die zu den Olympischen Sommerspielen 1972 von der Stadt flächendeckend verteilt wurden, erfährt er ein bisserl was: Name des Gebäudes, Baujahr, vielleicht noch den Architekten. Mehr jedoch meist nicht. Was schade ist.

Genau hier setzt jetzt ein neues Angebot an: die virtuellen Stadtspaziergänge namens "Munich Art to Go". Etwas flapsig übersetzt: Münchner Stadt-, Kunst- und Kulturgeschichte zum Mitnehmen. Gratis.

Zu verdanken ist das dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI). Es zählt mit einer der weltweit größten kunsthistorischen Fachbibliotheken (über 700 000 Bände, über 1230 laufend gehaltene Zeitschriften, über 75 000 Auktionskataloge), den Archiv- und Bildbeständen seiner Photothek (etwa 1,1 Millionen Medieneinheiten) sowie mit international genutzten Online-Angeboten und Datenbanken zu den bedeutendsten kunsthistorischen Forschungseinrichtungen der Welt - mit Sitz am Königsplatz.

Forscher und Studenten schätzen diesen raren und unfassbar großen Fundus schon lange. Obwohl für jedermann zugänglich, blieb den meisten Münchnern dieser Schatz bislang so gut wie verborgen.

Zum 75. Bestehen hat sich das ZI deshalb entschlossen, seine Archivbestände allen Interessierten einfach und anschaulich zur Verfügung zu stellen. Ein bisserl raus aus dem Elfenbeinturm - hin zum interessierten Münchner Bürger.

Und so entstand eben auch die neue kosten- und werbefreie App "Munich Art to Go". Aufs Handy, Tablet (oder auch den Desktop-Rechner) geladen, können einzelne, geschichtsträchtige Örtlichkeiten in München erkundet werden. Mit Hilfe einzigartiger Dokumente aus dem Bildarchiv und der Bibliothek des ZI wird daraus eine echte Zeitreise in die Kunststadt München von 1800 - bis heute.

Mittels Handy und Tablet lässt sich über eine interaktive Karte der eigene Standort in der Stadt bestimmen und der nächstgelegene Ort mit einer spannenden Geschichte aufsuchen. Wer nicht raus mag oder rauskann: Auf dem heimischen Rechner lässt sich der Spaziergang mittels Maus ebenso absolvieren. Ganz gemütlich daheim im Warmen und Trockenen.

Die einzelnen "Storys", angelegt von ZI-Mitarbeitern und Kunstgeschichtsstudenten der LMU, zeigen dabei historische Aufnahmen, die sich vor Ort mit dem heutigen Bauzustand vergleichen lassen - historische Orte, Prozesse und Konstellationen werden vor Ort erfahrbar. 36 Orte mit viel Geschichte und Geschichten sind es bereits - von Glaspalast, Künstlerhaus, die fotografische "Notaufnahmeaktion" in der Residenz kurz vor der Zerstörung 1944 bis zur Klosterkirche St. Anna im Lehel, der Borstei oder dem Olympiapark, um nur einige zu nennen. Und: Es werden immer mehr.

Jeder, der mag, kann oder interessiert ist, darf übrigens mitmachen.

Sie vermissen einen wichtigen Ort? Sie kennen eine interessante Geschichte über ein Münchner Bauwerk? Oder Sie haben einfach Spaß am Schreiben? Dann melden Sie sich - "Munich Art to Go" ist ein Projekt, an dem jeder mitwirken darf. Wer sich noch nicht recht entscheiden kann, aber informieren möchte: Ab 11. Januar findet im ZI jeden Mittwoch von 14 bis 15 Uhr eine offene Sprechstunde in Raum 108 statt - einfach vorbeikommen! Katharina-von-Bora-Str. 10 - oder Mail an: municharttogo@zikg.eu

In einer neuen AZ-Serie stellen wir einige dieser kunst- und kulturhistorischen Stadtrundgänge vor - hier (LINK) etwa zur Glyptothek.

Im Netz:
municharttogo.zikg.eu/
Im App-Store: MunichArtToGoi