Straubinger Tagblatt
Das Glück der Erde...
12. Januar 2012, 11:11 Uhr aktualisiert am 12. Januar 2012, 11:11 Uhr
"Don't horse around, get a Sixpacker!" ("Albere nicht herum, hol' dir einen Sixpacker!") Das ist das Motto der Reitergemeinschaft des Reitsportzentrums Sixpack-Quarter Horses in Ascha. Dort dreht sich alles um die amerikanische Pferderasse Quarter Horse. 34 Privat- und Schulpferde werden auf dem 13 Hektar großen Gelände versorgt, geritten und gezüchtet. Freistunde ließ sich von Chefin Eva-Maria, alias Emma, Breuer hinter den Kulissen der Anlage herumführen und erfuhr von ihr, wie der Pferdealltag aussieht, was das Besondere an Quarter Horses ist und wann der nächste Fohlennachwuchs ins Haus steht.
Im Reitsportzentrum Sixpack-Quarter Horses ist heute der Schmied zu Gast, um noch vor dem ersten Schnee eine Generalüberholung der Hufe zu machen. Und bei den 34 Pferden, die hier Platz haben, wären das genau 136 Hufe, also nicht gerade wenig. Vier dieser Hufe gehören der siebzehnjährigen Stute Hickory N Dun It, auf die das Team besonders stolz ist. Denn mit ihr wird die Sixpack-Quarter-Horse-Linie weitergezüchtet. Im März kommt schon das nächste Fohlen zur Welt. "Der Name Sixpack-Quarter Horses ist uns eingefallen, weil unsere drei damaligen Zuchtstuten alle gleichzeitig tragend waren, also waren sie mit ihren Fohlen ein Sixpack", lacht Chefin Emma Breuer.
Ihr ist es wichtig, auf echte, hochwertige Zucht zu achten, nicht auf bloße Vermehrung. Das hat die Pferderasse Quarter Horse auch gar nicht nötig, denn mit über vier Millionen registrierten Pferden ist sie die zahlenmäßig größte der Welt. Das American Quarter Horse ist auch eine der ältesten amerikanischen Pferderassen und durch seine charakter- und körperlichen Eigenschaften waren sie unerlässliche Partner der Cowboys. Und denen kam es bei ihren Pferden darauf an, dass sie schnell, vielseitig, intelligent und nervenstark waren. Der Name stammt übrigens von den Viertelmeilenrennen ("quarter mile races", circa 400 Meter), auf denen man den Quarters nachsagt, schneller als jeder Vollblüter zu sein.
Eine Pferderasse für alle Fälle
Wenn man die geborene Münchnerin Emma Breuer fragt, was ihr ausgerechnet an dieser Rasse so gut gefällt, muss sie nicht lange überlegen: "Ihre Ausgeglichenheit". Deswegen eignet sich das Quarter Horse auch besonders gut für Reitunterricht. Sechs Schulpferde gibt es derzeit in Ascha. Die meisten sind ehemalige Turnierpferde und können ihren Reitern wirklich was beibringen. In den Reitstunden findet sich von Anfängern bis zu Turnierreitern praktisch alles. Es sind nie mehr als drei Reiter in einer Stunde und da das Wohl der Pferde an oberster Stelle steht, muss kein Pferd öfter als zweimal am Tag unter den Sattel. Außerdem gibt die ausgebildete Physiotherapeutin Therapiereitstunden für behinderte Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die zum Beispiel einen Schlaganfall hatten oder an multipler Sklerose leiden.
Anrufe mit der Frage, ob sie denn auch das "richtige Reiten, also Englischreiten", unterrichte, sind Breuer nicht fremd. Viele würden sich das Westernreiten so vorstellen: Wenn ein Westernsattel auf dem Pferd liegt, dann reite ich Western. "Aber wir reiten hier wirklich Western auf hohem Niveau. Nur ohne Lasso", fügt sie augenzwinkernd hinzu. Die typischen Pferde beider Reitweisen, das klassischere Englisch- und das praktisch orientiertere Westernreiten, durchlaufen eine sehr ähnliche Grundausbildung. Für welche Reitsparte sich ein Pferd eignet, gibt seine Abstammung sehr stark vor. Denn bei der Rassenzucht wurde darauf geachtet, wozu das Pferd später verwendet wird.
Quarter Horses eignen sich zum Beispiel unter anderem aufgrund ihres Körperbaus besonders gut zum Westernreiten. Das heißt aber nicht, dass man ein Quarter Horse bis zu einem gewissen Grad nicht auch englisch reiten kann. Dank ihrer Vielseitigkeit kann man ihnen genauso gut mal einen Englischsattel auflegen oder ein paar Sprünge reiten. Trotzdem wird ein Quarter Horse nie ein Sprunggenie und für hohe englische Dressur fehlen die erforderlichen Gänge.
Vielseitigkeit ist alles
Seine Qualitäten liegen woanders. Mit seiner unglaublich starken Hinterhand kann es zum Beispiel sehr schnell beschleunigen oder extrem verlangsamen, einen Blitzstart hinlegen oder sehr plötzlich aus hohem Tempo stoppen und sehr enge Wendungen gehen. Mittlerweile gibt es verschiedene Zuchtrichtungen je nach Einsatzbereich: zum Beispiel schwerere und leichtere Quarters.
Aber nur weil Emma Breuer, die bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr selbst englisch geritten ist, ihr Herz an Quarter Horses verschenkt hat, heißt das nicht, dass in Ascha nicht auch andere Reitweisen und Pferderassen willkommen sind: "Wir sind kein reiner Westernreitstall und haben auch ein paar Englischreiter mit anderen Rassen dabei." Denn auf die Reitweise an sich kommt es nicht an, sondern auf die Freude an dem Sport und an den Pferden.